Bedarfsexplosion wird zum Problem

In Rankweil hat sich die Nachfrage nach Schülerbetreuung in zehn Jahren mehr als verdoppelt – in manchen Schulen sogar vervierfacht.
Auf die sehr herausfordernde Situation in der Schülerinnen- und Schülerbetreuung hat Rankweils Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall (ÖVP) am Dienstag aufmerksam gemacht. Innerhalb von zehn Jahren hätten sich in den Volks- und Mittelschulen der Gemeinde die Betreuungsstunden, die Zahl der Kinder sowie die gebuchten Mittagessen verdoppelt und teilweise sogar verdreifacht. Wie ein kürzlich veröffentlichter Bericht zu dem Thema zeigt, waren 2012 noch 103 Kinder in der Schülerbetreuung. Zehn Jahre später hat sich diese Zahl auf 229 mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Mittagessen stieg von 5574 im Jahr 2012 auf zuletzt 11.687 Mahlzeiten. Noch deutlicher wird der rasant steigende Bedarf bei den Betreuungsstunden. An der Volksschule Montfort kletterte dieser innerhalb von zehn Jahren von 1593 auf 3811 Stunden. An der Mittelschule (von 117 auf 402 Stunden) sowie bei der Volksschule Brederis (von 243 auf 1012 Stunden) haben sich die Betreuungsstunden fast beziehungsweise mehr als vervierfacht.
Neues Gesetz
Der Trend nach oben wird sich weiterhin fortsetzen, ist die Bürgermeisterin überzeugt. Einerseits liege dies an der gesellschaftlichen Entwicklung. Andererseits werde es durch das neue Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (KBBG) einen weiteren Schub geben. Dieses muss erst noch im Landtag beschlossen werden, soll jedoch am 1. Jänner 2023 in Kraft treten. Im April wurde der Entwurf vorgestellt und zur Begutachtung verschickt. Ziel des neuen Gesetzes ist es, die institutionelle Kinderbildung und -betreuung auf gänzlich neue Beine zu stellen.
Die neuen Regelungen enthalten auch einen Versorgungsauftrag für die Gemeinden, der schrittweise eingeführt werden soll. Für Schulkinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, die keine ganztägige Schulformen besuchen können, soll dieser ab dem Schuljahr 2024/25 gelten. Um den Anforderungen gerecht werden zu können, sind laut Wöß-Krall unterschiedliche Maßnahmen in den Kommunen notwendig.
In Rankweil werde beispielsweise gerade mit Hochdruck daran gearbeitet, „rechtzeitig die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen“. Konkret werden bei der Volksschule Montfort derzeit Umbauarbeiten vorgenommen. Auch bei Neubauprojekten werde konsequent auch die Mittags- und Nachmittagsbetreuung mitgedacht.
Doch nicht nur der Raumbedarf steigt. Es müssen auch die notwendigen Kapazitäten für die Zubereitung und Verteilung der Mahlzeiten geschaffen werden. „In Rankweil werden alle Mahlzeiten für die Schülerinnen und Schüler in der Küche des Sozialzentrums Haus Klosterreben frisch zubereitet. Doch auch dort sind die Kapazitäten am Limit“, erläutert die Bürgermeisterin. Schließlich müssten auch Hunderte Mahlzeiten für die Bewohner der Pflegeeinrichtung sowie die Nutzer von Essen auf Rädern gekocht werden. Daher liefen auch die Planungen, um die Kapazitäten ohne Qualitätsverlust zu erweitern. Ein Mittagessen koste die Eltern derzeit fünf Euro und werde preislich von der Marktgemeinde gestützt.
Landesförderung
Mit der Betreuung sind in Rankweil die Kinderbetreuung Vorarlberg GmbH und die SAF, die schulische Assistenz- und Freizeitbetreuung GmbH des Landes und des Gemeindeverbandes, beauftragt. Die Personalkosten für die Schülerbetreuung werden zu 60 Prozent vom Land und zu 40 Prozent von der Gemeinde getragen. Die Landesförderung gibt es ab einer Gruppengröße von sieben Kindern. „Noch ist der Betreuungsschlüssel ausreichend, doch auch hier werden sich die Verantwortlichen auf die bevorstehenden Entwicklungen rechtzeitig vorbereiten müssen“, meint Wöß-Krall abschließend.
Die Rankweiler Bürgermeisterin ist nicht die Einzige, die auf die Herausforderungen für die Kommunen aufmerksam macht. Bereits bei der Begutachtung für das neue KBBG haben neben dem Gemeindeverband auch Gemeinde und Städte ihre Bedenken kundgetan. In vielen Kommunen wird dabei vor allem auf den Fachkräftemangel und die schwierige Rekrutierung von Personal hingewiesen. Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) wies etwa darauf hin, dass die Erweiterung des Angebots nur mit hohen Investitionen in das Personal und die Infrastruktur möglich sein werde. Seitens der Stadt Hohenems wurde auf den Fachkräftemangel, aber auch auf die herausfordernde Situation auf dem Bau-Markt hingewiesen.