Hier ist Vorarlberg Schlusslicht

Der bundesweite Equal Pension Day am 3.8 zeigt die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenpensionen auf. Die größte Differenz gibt es dabei seit Jahren in Vorarlberg.
Frauen bekommen in Österreich deutlich weniger Pension als Männer. Sichtbar gemacht wird das alljährlich am Equal Pension Day (EPD). Der fällt österreichweit dieses Jahr auf den heutigen dritten August. Der EPD ist jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten werden. Je später im Jahr dieser Tag stattfindet, umso geringer sind die Unterschiede. Österreichweit beziehen Frauen mit durchschnittlich 1239 Euro brutto eine um 41,1 Prozent geringere Alterspension als Männer, die eine Durchschnittspension von 2103 Euro brutto haben.
Spitzenreiter im negativen Sinn ist dabei seit Jahren Vorarlberg. Hier wurde der EPD bereits am 9. Juli begangen. Somit ist die Differenz zwischen Männer- und Frauenpensionen in keinem Bundesland so groß wie im Ländle – sie beträgt 47,8 Prozent. Die Frage nach den Ursachen bringt seit Jahren dieselben Antworten, die allerdings je nach ideologischem Standpunkt interpretiert werden – und dementsprechend auch Lösungsvorschläge skizziert werden.

Teilzeitarbeit
Gabriele Graf ist Frauensprecherin der Vorarlberger Volkspartei. Sie sieht die Teilzeitarbeit von vielen Frauen als das größte Problem für die geringen Pensionen. Dazu komme, dass Frauen häufig in Berufen wie dem Handel, der Pflege und Ähnlichem arbeiten würden, die nicht so gut bezahlt seien, so die Landtagsabgeordnete, die die NEUE im Urlaub erreicht hat.
Mit fehlender Kinderbetreuung habe das nicht zu tun, ist Graf überzeugt. Derzeit würde in diesem Bereich zwar Personal fehlen, aber die Einrichtungen seien da, sagt sie. Und die großen Pensionsunterschiede „hatten wir früher auch schon. Das ist kein neues Phänomen“, meint sie dann noch.

Traditionelle Rollenbilder
Johannes Gasser, Gleichstellungs- und Sozialsprecher der Neos im Land, sieht einen Grund für die Unterschiede darin, dass „Vorarlberg jahrzehntelang sehr traditionelle Rollenbilder verfolgt hat“. Diese hätten den Frauen selten die Möglichkeit gegeben, selber Geld zu verdienen und Pensionsansprüche zu erwerben. Lange Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit und lange Teilzeitphasen seien eine Folge davon.
Für eine Lösung des Problems bleibe die Kinderbetreuung ein Thema, so der Neos-Abgeordnete, und vor allem deren Leistbarkeit: „Wenn die Kinderbetreuung 300, 400 Euro kostet, und ein Job schlecht bezahlt wird, dann überlegt man es sich genau, ob man arbeiten geht.“ Gasser kann sich auch steuerliche Anreize vorstellen, die die Teilzeitarbeit attraktiver machen. Förderungen wie der Vorarlberger Familienzuschuss würden Lösungen hingegen „konterkarieren“, sagt er.
Eine Neos-Kernforderung diesbezüglich ist auch ein verpflichtendes Pensionssplitting beider Elternteile. Eine schnelle Lösung werde es aber nicht geben, ist Gasser überzeugt, auch wenn Frauenpensionen und die Zahl der Frauen, die eine Pension erhalten, langsam steigen. „Vorarlberg wird garantiert auch in den nächsten Jahren noch an letzter Stelle stehen.“

„Zuverdienst“
Die sehr hohe Teilzeitquote und die Unterschiede bei Frauen und Männern beim Verdienst nennt auch die Vorarlberger SPÖ-Frauensprecherin Elke Zimmermann als Gründe für das Auseinanderklaffen bei den Pensionen. „Die Arbeit von Frauen wird oft nur als Zuverdienst gesehen.“
Wie Gasser bemängelt auch sie, dass in der Kinderbetreuung noch einiges zu erledigen sei. „Sie ist noch nicht vollständig ausgebaut und wir haben die meisten Schließtage in den Ferien.“ Zimmermann fordert diesbezüglich unter anderem einen Rechtsanspruch für einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Die Berufsorientierung für Mädchen müsse zudem ausgebaut werden, um geschlechtsspezifische Rollenbilder aufzubrechen und der Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit erleichtert werden, so die SPÖ-Frauensprecherin.

Familienarbeit
Die häufige Teilzeitarbeit ist auch für FPÖ-Frauensprecherin Nicole Hosp der Grund für die Ungleichheit bei den Pensionen. „Frauen leisten häufig Familienarbeit, von der Kinderbetreuung bis zur Pflege von Angehörigen.“ Diese Arbeit möchte sie pensionsrechtlich besser abgesichert wissen.
Aber auch die Kinderbetreuung ist für Hosp ein Thema: „Da sind wir hinten dran, wobei ich die diesbezüglichen Bemühungen durchaus anerkenne.“ In Sachen Kinderbetreuung möchte die FPÖ-Landtagsabegordnete aber auch die Betriebe mehr in die Pflicht nehmen.
Ein bisschen was hat sich im Vergleich zum Vorjahr in Sachen Pensionen zwar getan – aber nicht viel. Zwei Tage beträgt der Unterschied zu 2021. Wenn es mit dieser Geschwindigkeit weitergeht, dann dauert es noch Jahrzehnte, bis eine Gleichstellung erreicht ist
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