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Boden als „wichtigstes Organ der Erde“

10.08.2022 • 19:26 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Grasflächen oder Kiesflächen ermöglichen, dass Regenwasser besser abrinnt und nicht so große Hitze wie auf Asphalt entsteht. <span class="copyright">shutterstock/Inna</span>
Grasflächen oder Kiesflächen ermöglichen, dass Regenwasser besser abrinnt und nicht so große Hitze wie auf Asphalt entsteht. shutterstock/Inna

Die Grünen wollen mehr grüne Inseln im Ländle. Entsiegelte Böden seien unter anderem wichtig, damit Wasser versickern kann und weniger Hitze entsteht.

Es war heiß in der Sonne während der Pressekonferenz der Grünen am Vorplatz der Mittelschule Rheindorf in Lustenau. Genau für solche Beispiele präsentierten die Grünen Vorschläge, um gegen Hitzebildung vorzugehen: Entsiegelung von Böden.

Versiegelte Böden sind wasserundurchlässige Oberflächen, wie etwa asphaltierte Parkplätze und Straßen, wodurch das Regenwasser nur erschwert versickern kann. Entsiegelung funktioniere laut Angaben der Grünen bei einem Schulhof beispielsweise mit Bäumen für Schatten und Kies statt Asphalt. Denn im Schatten könne es bis zu 18 Grad kühler sein als auf unbeschatteten Plätzen. Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer wolle dies in seine Agenda aufnehmen, sagt er und verwies auf das Projekt Campus Rotkreuz.
Die Grünen sehen beim Thema Entsiegelung in Vorarlberg hingegen noch mehr Handlungsbedarf und wollen im Herbst das Thema in Angriff nehmen. sie planen einen Antrag an die Landesregierung. Dabei sollen ein Förderungsprogramm durch Entsiegelungsfonds, das Ökokonto, Landesgrünzonen und Landesraumpläne Einkaufszentren (EKZ) als Verbesserungspotenziale berücksichtigt werden.

Die Wärmebildkamera zeigt, wie heiß versiegelter Boden in der Sonne werden kann. <span class="copyright">Schwärzler</span>
Die Wärmebildkamera zeigt, wie heiß versiegelter Boden in der Sonne werden kann. Schwärzler

Tägliches Fußballfeld

In Vorarl­berg werde täglich ein Fußballfeld, das entspricht 8000 Quadratmetern, verbaut, so Eva Hammerer, Klubobfrau der Grünen Vorarlberg. In zehn Jahren würde durch dieses Tempo eine Fläche in der Größe der gesamte landwirtschaftliche Anbaufläche Vorarlbergs verloren werden. „Wenn der Boden dicht ist, dann verliert er seine Funktion“, erläutert Hammerer. Sie fordert, dass wieder mehr Lebensqualität zurückgebracht werde, in dem Hitzeinseln umgewandelt würden. Versiegelung rückgängig zu machen, sei jedoch schwierig, erläutert Hammerer. Durch versiegelte Böden entstehe vermehrt Hitze, da Wasser nicht verdunsten kann. Auch steige das Hochwasserrisiko bei Starkregen, weil das Wasser über das öffentliche Kanalisationssystem abgeleitet werden müsse. Im Wald übernehmen diese Funktion beispielsweise die Baumwurzeln und in der Wiese die Regenwürmer, wie Landschaftsplaner Walter Fitz erklärt. Er präsentiert Lösungen, die zwar einem intakten Boden nicht entsprächen, aber das Versickern unterstützen würden – Rasenfugenpflaster etwa. Die Verwendung von fruchtbarem Ackerland für Siedlungsgebiete führe zu einem Verlust an Produktivität und biologischen Funktionen, Letzeres sei nur schwer rückgängig machbar, heißt es vonseiten der Grünen. Natürliche Neubildung von zehn Zentimetern Humus dauere 1000 bis 2000 Jahre. Zudem würde der Staub nicht wie bei unversiegelten Böden gebunden werden, was wichtig für die Luftqualität in Städten sei.

Der Boden sei das wichtigste Organ der Erde laut Metzler. <span class="copyright">schwärzler</span>
Der Boden sei das wichtigste Organ der Erde laut Metzler. schwärzler

Landtagsabgeordneter der Grünen Christoph Metzler bringt den derzeitigen Minimalwasserstand des Bodensees mit Versiegelung in Verbindung. Er äußert sich dazu, dass Versiegelung teuer sei und dass er nicht die Asphaltierung von jedem Radweg und Parkplatz als notwendig empfinde. Er vergleicht den Boden mit der Haut: Der Boden sei das wichtigste Organ der Erde. Um dieses zu schützen, fordert Grünen-Sprecher für Raumplanung Bernie Weber, dass Gemeinden bei Bauplänen die Versiegelung berücksichtigen. Im Falle von schon versiegelten Böden erwähnt er, dass durch gesetzliche Änderung und die EKZ es möglich wäre, dass das Land bei Erweiterungen von Einkaufszentren bei der Entsiegelung einen Hebel in der Hand hätte. Bei der Entsiegelung generell kritisiert er die fehlenden Parameter zur Messung, wie effizient Entsiegelungsmethoden seien. Weber wünscht sich, dass kein Quadratmeter offene Fläche in der Landesgrünzone mehr verloren geht. Er möchte eine Kompensation von entnommenen Flächen mit entsiegelten Flächen im Verhältnis eins zu eins wie in der Schweiz.