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Wie bäuerliche Familienbetriebe unterstützt werden

28.10.2022 • 22:27 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Von rechts.: Josef Moosbrugger, Minister Totschnig, Landesrat Gantner und drei Generationen der Familie Eller. HARTINGER
Von rechts.: Josef Moosbrugger, Minister Totschnig, Landesrat Gantner und drei Generationen der Familie Eller. HARTINGER

Ab 2023 gilt neue „Gemeinsame Agrarpolitik“. Dabei erhalten Bauern Geld für Leistungen, die umweltfreundlich sind.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) macht zurzeit eine, wie das Ministerium es nennt, „Versorgungssicherheitstour“ durch Österreich, um mit Bauern über die „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) ab 2023 zu sprechen. Ges­tern war er in Vorarlberg und lud gemeinsam mit Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger und Landwirtschaftslandesrat Christian Gant­ner (ÖVP) zu einem Pressegespräch auf den Bauernhof der Familie Maria und Erich Eller in Möggers. Der Hof wird in sechster Generation geführt, die siebte – Sohn Florian – steht schon in den Startlöchern. Die Landwirtschaft der Ellers, in der 42 Milchkühe im Laufstall gehalten werden, steht stellvertretend dafür, dass mit der GAP die bäuerlichen Familienbetriebe abgesichert werden sollen.

Kühe der Familie Eller. Ihr Bauernhof wurde als „Vorzeigebetrieb“ bezeichnet. <span class="copyright">Hartinger</span>
Kühe der Familie Eller. Ihr Bauernhof wurde als „Vorzeigebetrieb“ bezeichnet. Hartinger

Hoch über dem Rheintal, in einer herbstlich dekorierten Scheune, sprach Totschnig davon, wie wichtig Versorgungssicherheit in Krisenzeiten ist. „Vor drei Jahren noch hätte man gesagt, was willst du damit? Jetzt aber steht die Versorgungssicherheit in Umfragen, was die Menschen zurzeit beschäftigt, an zweiter Stelle hinter der Teuerung.“ Die Bauern würden die Bevölkerung auch in herausfordernden Zeiten mit regionalen Lebensmitteln versorgen, so Totschnig weiter. Damit diese Versorgung gewährleistet sei, brauche es Planungssicherheit und diese liefere die neue GAP.

In Zusammenarbeit mit Brüssel

Was unter der GAP zu verstehen ist, erklärte Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger: Die EU macht für alle Mitgliedsstaaten gemeinsame Vorgaben, wobei großes Augenmerk auf Tierwohl, Umwelt und Nachhaltigkeit gelegt wird. Österreich – so wie jeder andere Staat auch – erstellt daraufhin ein Programm; hierzulande geschah dies in einem zweijährigen Diskussionsprozess. Für das Programm machen nicht nur die Landwirtschaftskammer und sonstige bäuerliche Interessensvertretungen Vorschläge, sondern verschiedene Gruppierungen wie beispielsweise NGOs. Beschlossen wird das Programm dann vom Parlament, danach teilt Brüssel mit, ob es damit einverstanden ist.

Der Landesrat, der Landwirtschaftsminister und der Präsident der Landwirtschaftskammer bei der Pressekonferenz.<span class="copyright"> Hartinger</span>
Der Landesrat, der Landwirtschaftsminister und der Präsident der Landwirtschaftskammer bei der Pressekonferenz. Hartinger

Mit der GAP, die ab 2023 gilt, erhalten die Bauern für verschiedene Leistungen Geld, beispielsweise wenn sie auf Diversität setzen, Heumilch produzieren, ihre Kühe auf der Alpe sömmern oder wenn sie weniger Dünger verwenden. Die Landwirte verpflichten sich für ein oder fünf Jahre, diese Leistungen zu erfüllen. Das wird auch kontrolliert, von der AMA. Heutzutage funktioniert das unter anderem über modernste Technik, etwa mit Satellitenüberwachung, durch die die Felder erkennbar sind.
Doch zurück zu Brüssel, wo die GAP schlussendlich entschieden worden ist: Auf die Frage, ob die Landwirtschaftskammer zufrieden mit dem Ergebnis aus der EU-Hauptstadt ist, antwortet Moosbrugger: „Wir versuchen, die Vorgaben und Maßnahmen praktikabel zu halten.“ Sowohl Brüssel als auch die österreichische Landwirtschaftspolitik haben zwar ein gemeinsames Ziel, nämlich die regionalen Lebensmittel zu stärken. Der Weg, den die EU dafür aber einschlagen wolle, sei nicht immer der Beste, so Moosbrugger.

Pressekonferenz hoch über dem Bodensee.<span class="copyright">Hartinger</span>
Pressekonferenz hoch über dem Bodensee.Hartinger

Nun gilt es, die Bauern zu motivieren, an der GAP teilzunehmen. Das macht einerseits Minister Totschnig bei seiner Tour durch die Länder, andererseits die Landwirtschaftskammer, die auch bei Fragen oder Unklarheiten unterstützt. Der Stand jetzt ist, dass sich über 80 Prozent der Landwirte beteiligen.

Zehn Prozent mehr

Für Vorarlberg bedeutet die GAP, dass das Finanzvolumen um rund zehn Prozent angehoben wird, informierte Landesrat Gantner. Daneben gibt es weitere Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Land, die durch die jetzige, turbulente Zeit helfen sollen (sie­he Factbox unten).
Abseits der GAP und weiteren Unterstützungen für die, wie Moosbrugger sagte, „besonderen Leistungen unserer bäuerlichen Betriebe“ sei etwas anderes aber noch entscheidender: dass die regionalen Produkte auch gekauft werden. „Da brauchen die Bäuerinnen und Bauern mehr Verlässlichkeit von den Marktpartnern“, sagte der Landwirtschaftskammerpräsident. Das sei auch die höchste Wertschätzung für die Bauern.

Unterstützungspaket für die Landwirtschaft

• Neun Millionen Euro für die Produktion von Obst und Gemüse in Glashäusern

• 110 Millionen Euro Versorgungssicherungspaket. Rund 2,2 Millionen Euro davon gehen an 3200 bäuerliche Betriebe in Vorarlberg.

• 120 Millionen Euro Stromkos­tenzuschuss für landwirtschaftliche Betriebe

• Temporäre Agrardieselvergütung, Rückvergütung CO2 Bepreisung