Über die Leidenschaft, mit Paaren zu arbeiten

Miriam Spieler ist Systemische Paartherapeutin mit Praxis in Dornbirn. Sie bringt Frauen und Männer wieder zusammen oder hilft bei der Trennung.
Beziehungen haben Miriam Spieler schon immer interessiert. „Ich habe mich immer gefragt, wie gute funktionieren.“ Da waren Spielers eigene Paarbeziehungen, hinzu kamen jene aus ihrem Umfeld. Beziehungen, die immer wieder mit viel Leid verbunden waren. „Ich dachte, dieses Leid müsste sich doch in wichtige Erfahrungen umwandeln lassen“, erinnert sich die Paartherapeutin.

Spieler hat in Bregenz Soziale Arbeit studiert und war dann 14 Jahre lang beim Institut für Sozialdienste (IfS). Dorf durchlief sie mehrere Themenbereiche. Familienberatung mit dem Fokus auf Kindeswohl. Den Bereich Besuchsbegleitung von Kindern, die nicht bei ihren Eltern wohnen. „Auch hier lag der Schwerpunkt immer auf den Beziehungen. Zwischen Kind und Eltern, aber auch zwischen den Eltern untereinander“, sagt die Therapeutin. Es folgten Jahre mit dem Schwerpunkt Schulsozialarbeit an drei Lustenauer Mittelschulen, schließlich arbeitete sie in der Erziehungs- und Jugendberatung Mühletor. Auch in der Gewaltberatung war sie tätig. „Als ich dann mit meiner Tochter schwanger war und ein Mann in Vorarlberg seine zwei Töchter getötet hat, war mir das zu nah“, bekennt die Dornbirnerin.
Stimmig
Spieler wollte in ihrer Arbeit das Positive wieder stärker in den Fokus rücken und mit Menschen arbeiten, die Freude in ihre Beziehungen bringen wollen? Sie wechselte zuerst an die Familienberatungsstelle und machte die Ausbildung zur Systemischen Paartherapeutin und Paarberaterin in Kassel. „Für mich ist es stimmig, nun hier gelandet zu sein“, sagt Spieler.

Ihre Praxis befindet sich in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Dornbirn. Die Räumlichkeiten sind hell, und auf einem Tischchen neben dem mintgrünen Sofa liegen kleine Tierfiguren, mit denen die Klienten ihre Gefühle konkretisieren können. „Ich frage dann: Wenn Ihr Gefühl ein Tier wäret, was wäre es dann?‘ Der Klient sagt: ,Ein Krokodil‘, und sofort haben wir eine bildliche Vorstellung von seiner Empfindung.“ Es geht in Spielers Praxis ums Bildliche, ums Nahbare, Spielerische und Wandelbare. Aus einem Krokodil wird nicht über Nacht ein Schoßhund, aber gemeinsam machen sich die Beteiligten auf den Weg. Auf diesem Weg fragt Spieler nach den schönen Anfängen, der ganz persönlichen Liebesgeschichte; nach dem, was an Positivem, an Liebe und Glück noch da ist. Oft entstehen in ihrem Raum wunderbare, beglückende Momente. Manchmal trennt sich das Paar aber auch endgültig, und es fließen Tränen. Auch in diesen Situationen ist Spielers Aufgabe in erster Linie das Beistehen. „Natürlich habe ich Taschentücher da. Aber vielleicht ist es gut, dass die Tränen endlich rausdürfen.“ Spieler eröffnet den Paaren einen Raum, in dem sie sich ausprobieren, finden und wiederfinden dürfen.

Im Einklang
Spieler erzählt von ihrer Entlebucher Sennenhündin. Diese ruht auch während den Therapiesitzungen hinter dem Schreibtisch in ihrer Box. Und doch macht ihre Anwesenheit einen Unterschied, das Tier bringt für sie ein Gefühl von Lebensfreude und Wertschätzung in die Raumatmosphäre ein. Für die Therapeutin ist es schön, dass sie ihren Hund und ihre Arbeit miteinander in Einklang bringen kann. „Ich sorge für die Paare, und Kaja sorgt für mich“, sagt sie lachend. Vor dem Interview war sie aufgeregt, Kaja hat das gespürt, ist gekommen und hat sich streicheln lassen. Und als es gut war, hat sie sich wieder in ihre Ecke zurückgezogen. So funktioniert Einfühlungsvermögen.
Studium
Neben der Arbeit und ihrer Familie – Spieler hat zwei Töchter und lebt seit elf Jahren in einer Partnerschaft – findet die 41-Jährige noch Zeit für ein Studium an der Fernuniversität Hagen. Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Literatur. „Mir ist es wichtig, über den Tellerrand zu schauen und das große Ganze anzuschauen.“ Spieler ist immer in Bewegung. „Weiterentwicklung ist mir auch für mich selbst wichtig“, sagt sie. Kaum hatte sie sich selbstständig gemacht, hatte sie die nächste Idee. Wäre es nicht für Jugendliche wichtig, in Vorarlberg eine Anlaufstelle zu haben, wo sie frei über Liebeskummer, Partnerschaft und Sexualität sprechen könnten?
Spieler begleitet auch Paare, die sich trennen wollen. „Wenn wir in der Therapie als gemeinsames Ziel haben, so wenig Porzellan wie möglich zu zerschlagen und das Wohlergehen der gemeinsamen Kinder in den Vordergrund zu rücken, sind wir schon weiter“, weiß Spieler. Gerne stellt sie ihren Klienten die sogenannte Wunder-Frage: „Wenn wir uns vorstellen, die Krise ist überwunden, was ist dann anders? Dann haben wir schon mal das Ziel vor Augen.“
Weitere Infos unter: www.epu.wko.at
Miriam Jaeneke