Lech: Suche nach Ursache läuft

Letzte Sicherheitssuche am Montag nach Lawinenabgang in Lech. Ein Skifahrer wurde bei dem Unglück schwer verletzt.
Am Sonntag gegen 23 Uhr meldeten sich die letzten beiden vermissten Personen vom Lawinenabgang in Lech/Zürs. Dennoch wurde am Montagvormittag eine letzte Sicherheitssuche durchgeführt. Sie sollte definitiv Entwarnung bringen. Dabei flog zunächst ein Helikopter über den Lawinenkegel, um mögliche Signale eines Lawinenpiepsers aufzunehmen. Anschließend wurde mit Lawinenhunden und Sonden gesucht. Zu Mittag wurde die Suche mit dem erwarteten wie erhofften Ergebnis abgeschlossen: Es wurden keine weiteren Verschütteten gefunden.

Bei dem Lawinenabgang am Christtag wurden vier Skifahrer verletzt, einer davon schwer. Der Verunglückte aus Deutschland war teilverschüttet und nach der Bergung in die Klinik nach Innsbruck geflogen worden. „Er liegt mit sehr schweren Verletzungen auf der Intensivstation, sein Zustand ist aber stabil“, hieß es auf APA-Anfrage von der Tirol Kliniken GmbH. Alle anderen in den Lawinenabgang involvierten Skigäste zogen sich nur leichte Blessuren zu beziehungsweise blieben unverletzt. Nach Angaben von Hermann Fercher von Lech/Zürs-Tourismus stammen die Skigäste aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Bosnien, Kroatien und aus den USA.
In der Früh wurde gesprengt
Eine Erklärung dafür, weshalb die Lawine am Sonntag kurz vor 15 Uhr auf die Skipiste Nummer 134 (Balmen) abging, gab es vorerst nicht. Die Piste wurde auf einer Länge von 500 bis 600 Meter verschüttet. „Fakt ist, dass noch in der Früh genau an der Stelle des Lawinenabgangs gesprengt wurde“, sagte Fercher. Trotzdem sei offenbar nicht der ganze Schnee abgegangen. Dass sich Stunden später erneut eine Lawine löste, wird von der Alpinpolizei in den nächsten Tagen untersucht werden. Mögliche Faktoren für die Lawinenauslösung könnten Mensch, Tier oder die Sonneneinstrahlung gewesen sein. In Lech/Zürs herrschte am Sonntag erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei auf der fünfstufigen Skala.

Sowohl bei den Einsatzkräften als auch bei den Verantwortlichen der Arlberg-Gemeinde war die Erleichterung nach dem stundenlangen Sucheinsatz riesengroß. Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) und Fercher sprachen von einem „Weihnachtswunder“. Warum sich die Skifahrer am Sonntag nicht unmittelbar nach dem Lawinenabgang mit der Polizei oder Lift-Verantwortlichen in Verbindung setzten, konnte Fercher sich nicht erklären. „Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Schock und Nachlässigkeit“, mutmaßte er. Er appellierte an alle Wintersportler, sich in solch einem Fall so schnell wie möglich zu melden. Weil das nicht geschehen war, wurden in Lech/Zürs am Sonntag über Stunden hinweg bis zu zehn Lawinenopfer vermutet. Entsprechend groß war die Dimension des Sucheinsatzes – mehr als 200 Personen von Bergrettung und diversen Blaulichtorganisationen standen im Einsatz, sieben Helikopter absolvierten zahlreiche Flüge. In Bezug auf die Kosten werde es wohl eine Aufteilung zwischen der Gemeinde und dem Land geben, so Fercher.
Am Montag herrschte im Skigebiet Lech/Zürs bereits wieder reger Skibetrieb.

Wie über Lawine berichtet wurde
Der Lawinenabgang von Lech, die Suchaktion und das glimpfliche Ende haben in den deutschsprachigen Medien breiten Niederschlag gefunden. Die erste Meldung von Bild.de am Montagvormittag lautete „Das Weihnachtswunder von Lech“, kurze Zeit später titelte die deutsche Boulevardzeitung online an erster Stelle „Video zeigt, wie Lawine Wintersportler erfasst“. Das Schweizer Pendant zur Bild-Zeitung, der Blick, hatte am Montag gegen 10.30 Uhr die Meldung von Lech online sehr weit unten auf der Startseite, doch gegen 11 Uhr war auch dort das Video des Lawinenabgangs die erste Meldung.

Das Video des Lawinenabgangs war am Montag gegen 11 Uhr auch die erste Meldung von krone.at. Die Meldung, dass es keine Vermissten mehr gebe, war zuvor an circa dritter Stelle gestanden. Die Kleine Zeitung, der Standard und der Kurier gaben dieser Meldung am Montagvormittag indes den ersten Platz auf ihren Startseiten.
Die Qualitätsmedien berichteten ebenfalls über die Geschehnisse in Lech: Auf den Portalen von nzz.ch oder faz.net war am Montagvormittag an circa fünfter Stelle zu lesen, dass das Lawinenunglück glimpflich abgelaufen sei.