Frau versteht mich, irgendwann ist Schluss

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Verantwortungsbewusst wie ich meinem Körper gegenüber bin, war ich aufgrund meines fortschreitenden Älterwerdens bei der frauenärztlichen Vorsorgeuntersuchung. Alles also glücklicherweise reine Routine, einzig außergewöhnlich für mich, dass ich erstmals die Praxis meines Arztes mit der Hoffnung betrat, ein „Frau Salmhofer, da begeben sich demnächst zwei Fortpflanzungsorgane in den Ruhestand!“ zu hören.
Denn wenn der Eigenbedarf an Kindern gedeckt ist, wird man irgendwann nach Jahren und Jahren den monatlichen Ausnahmezustand etwas leid und genießt jedes unerwartete Fernbleiben dessen wie einen Urlaub auf den Fidschi. Außerdem würde ich gerne aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen meinen Bedarf an Schokolade drastisch dezimieren.
Der Arzt schüttelte aber nur den Kopf und offenbarte mir, dass da noch einiges an Eiern wimmelt, die sich durchaus noch zu Leben entwickeln könnten. Dann schaute er mich streng an und meinte, ich solle weiterhin über die verschiedenen Formen von Verhütung nachdenken. Und Zack, fühlte ich mich wie zwanzig. Da hatte ich dieses Gespräch mit dieser ernsten Arzt-Miene schon einmal.
Himmelzefix, warum können meine Eierstöcke nicht gleich schnell altern wiemein Rücken, meine Knie und meine aufkeimenden Hängebacken. Und über meinen Frust hinweg, wohl doch noch einige Jahre monatliche Schokoladefressattacken zu bekommen und meinen Vorrat an Schmerzmitteln weiterhin immer im Blick haben zu müssen, schaltete sich die Filmmusik meines Kopfkinos ein. Wenn ich jetzt noch einmal … also ich wäre 63, wenn das Kind so alt wie meine ältere Tochter wäre.
Oh Himmel, es könnte passieren, dass ich Großmutter und Kindermama gleichzeitig bin. Hilfe! Meine liebe Oma Elisabeth hatte einmal zu mir gesagt: „Weißt du, Heidi, wenn es geht, ist es gut, mit dem Kinderbekommen zu warten. Aber nicht zu lange. Das Kind sollte doch auch von seiner Mama so lange wie möglich etwas haben!“ Ich denke, das ist eines der wenigen Dinge, die ich wirklich gut hinbekommen habe und an diesen Rat werde ich mich definitiv „und sowas von“ auch weiterhin halten.
Obwohl. Zwei Babysitterinnen hätte ich schon herangezüchtet. Bei dem ganzen Kopfkino kam mir aber ein wesentlicher Gedankengang abhanden. Es bräuchte auch einen Papa! Wenn der um die 30 wäre, dann wäre der Altersdurchschnitt wieder … Und aus! Ich gehe jetzt zur Apotheke.
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.
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