Auf ein perfekt gezapftes Guinness

Peter Mennel – auch bekannt als Mister Guinness – hat vor sechs Jahren den Guinnessclub Vorarlberg gegründet. Anlässlich des Saint Patrick’s Day erklärt er, weshalb er von dem Bier so begeistert ist und wie man es richtig zapft.
Wenn Peter Mennel (52) aus Lingenau über Guinness spricht, ist seine Leidenschaft dafür schnell zu bemerken. „Es ist Balsam für die Seele, wenn das Bier fertig gezapft, oben alles schwarz ist und der Schaum genau die richtige Höhe hat“, sagt er zum Beispiel. Oder: Er hat einem Manager der irischen Brauerei Guinness vorgeschlagen, dass Pubs, die das Bier richtig ausschenken, zertifiziert werden und damit auf den ersten Blick klar ist: Hier bekommt man ein richtig gutes Guinness. Auf die Frage, wann der Lingenauer den Guinnessclub Vorarlberg gegründet hat, antwortet er ohne nachzudenken: „Am 5. Dezember 2017“.
Seine Liebe zu dem Bier hat Peter Mennel 1998 in Großbritannien entdeckt, als er dort eine Sprachschule besuchte. Wie es bei Guinness oft ist, war es aber keine Liebe auf den ersten Blick. Der heutige Investment Manager erzählt von damals: „Ich war mit einem Mitschüler im Pub, er hat ein Guinness getrunken. Ich fragte, was das ist, und er sagte: ‚Das ist ein sehr gutes Bier, probiere es. Aber bevor du nicht fünf getrunken hast, akzeptiere ich keine Meinung.‘“ Peter Mennel trank daraufhin sein erstes Guinness, dann das zweite, das dritte und erst beim vierten schlug der Funken über.
Das Bier schmeckt für ihn kräftig, leicht süß, malzig und nach Kaffee. Interessant findet er: „Viele Frauen, die sonst kein Bier trinken, mögen Guinness. Das kommt vom leicht süßen Geschmack.“ Am Besten lässt sich das irische Bier in gemütlicher Runde trinken – nein, genießen, wie der London-Fan während des Interviews statt „trinken“ meist sagt.

Im kleinen Kreis
Als er 1998 mit der neuen Liebe im Gepäck nach Vorarlberg zurückkehrte, bestellte er bald einen Zapfhahn über Ebay und experimentierte, welches Gas er für das Zapfen braucht. Zum Saint Patrick schenkte er dann einige Jahre lang Guinness an Freunde und Nachbarn bei sich zuhause aus, was aber nur funktionierte, weil es am 17. März noch recht kühl ist und das Bier draußen gelagert war. Denn es fehlte dem passionierten Biertrinker an einem Durchlaufkühler. Um das Problem zu beheben und auch im Sommer ein Guinness zapfen zu können, bestellte er schließlich eine Zapfanlage mit Durchlaufkühler aus Großbritannien. Aber auch das beseitigte noch nicht alle Herausforderungen: „Bei Guinness gibt es nur 30-Liter-Fässer. Wenn ich eines öffnete, musste ich immer eine Party schmeißen, denn nach einer Woche schmeckt das Bier aus dem angebrochenen Fass abgestanden. Damit wir öfter ein Guinness genießen können, kam meine Frau Iris auf die Idee, einen Guinnessclub zu gründen.“

Guinness, so viel man trinken mag
Die Tätigkeiten des eingetragenen Vereins mit etwa 15 Mitgliedern sind seither vor allem: Der Guinnessclub schenkt das irische Bier an einem bestimmten Abend in einem Lokal aus; momentan ist das vier Mal pro Jahr in der Bar Vernissage in Großdorf, in der dieser Abend unter dem Motto „Irish Night“ oder „Saint Patrick’s Day“ steht. Clubmitglieder, die zu der Veranstaltung kommen, bezahlen 20 Euro und können so viel Guinness trinken, wie sie wollen. Das sind übrigens die einzigen Kosten, die für sie anfallen; es gibt keinen Jahresbeitrag. Die Nichtmitglieder bezahlen an dem Abend das Guinness beim Wirt, der es vorher zum Einkaufspreis von Peter Mennel gekauft hat. Gezapft wird es immer vom Obmann, also Peter Mennel.
Denn das Zapfen dieses Bieres ist eine eigene Wissenschaft, die zu befolgen sehr wichtig ist: „Viele Menschen mögen Guinness deshalb nicht, weil es falsch gezapft wurde, abgestanden ist oder die Leitungen zu lange sind. Wenn ich einen guten Rotwein in einem Limonadenglas bei fünf Grad Temperatur trinke und ihn nicht mag, ist auch nicht der Wein daran schuld, sondern die Umstände“, verdeutlicht der 52-Jährige, weshalb das richtige Zapfen so wichtig ist.

Regeln beim Zapfen
Der Vorgang beginnt mit dem richtigen Glas: Ein Guinness-Glas hat trocken, sauber und kühl zu sein. Während des Zapfens muss es im 45-Grad-Winkel gehalten werden. Eingefüllt wird bis zur Unterseite der Harfe, die jedes Guinness-Glas am oberen Rand ziert. Dann wird das Glas geradegestellt und das Bier bis zur Oberseite der Harfe eingegossen. Nun tritt der sogenannte Surge-Effekt ein: Die Bläschen gehen in der Mitte hinauf und am Rand hinunter. Man lässt das Bier knapp zwei Minuten setzen, bis es richtig schwarz wird, und dann kommt der Schaum obendrauf, der zwischen zwölf und 18 Millimeter hoch sein muss. „Das gelingt nur, wenn das Bier frisch ist. Bei mir geht auch kein Guinness raus, ohne dass ich ein dreiblättriges Kleeblatt auf den Schaum gemalt habe. Das mache ich, indem ich das Glas unter dem Zapfhahn bewege. Dann wird es mit dem Logo zum Kunden präsentiert, und fertig ist das gute Guinness“, erzählt Peter Mennel. Gelernt hat er das richtige Zapfen vor allem anhand zweiminütiger Videos im Internet, wenngleich er sich damit auch in Großbritannien und Irland beschäftigt hat. „Aber es ist so schade, selbst in London wird dieses Bier manchmal falsch gezapft“, fügt er hinzu.
Doch damit zurück zum Guinnessclub. Clubabende, zu denen sich nur die Mitglieder treffen, gibt es nicht. Dafür tritt der Verein auf Anfrage bei Irish Partys auf. So schenkte er etwa bei einem Fest des Fußballclubs Lauterach mit 600 Gästen im Jahr 2019 aus. Ein andermal gab er mit der in Vorarlberg ansässigen irischen Band „Finnegan“ der Feier des Frauenchors „Chörig“ aus Alberschwende den irischen Anstrich.

Guinness bekannt machen
Peter Mennel hat 2020 zudem die Gastronomiebefähigungsprüfung gemacht und darf nun selbstständig ausschenken. Das tut er unter dem Namen „Mister Guinness“, und er kann für Hochzeitsfeiern, Agapen, Polterabende, Geburtstagsfeiern und so weiter gebucht werden. Sein und vor allem das Ziel des Guinnessclubs ist: „Wir möchten ein frisch gezapftes Guinness in gemütlicher Runde genießen, den Menschen in Vorarlberg das Guinness näherbringen und hier die irische Pubkultur verbreiten.“
Heute, 20 Uhr, findet in der Bar Vernissage in Großdorf eine „St. Patrick’s Irish Night“ mit dem Guinnessclub statt. Weitere Infos zum Verein sowie zu Mister Guinness unter www.guinnessclub.at. Der Guinnessclub würde bei Interesse in weiteren Lokalen regelmäßig ausschenken.
Saint Patrick’s day
Der Saint Patrick’s Day am 17. März ist in Irland ein Feiertag. Es ist der Gedenktag von Bischof Patrick, der im 5. Jahrhundert lebte und als erster christlicher Missionar in Irland gilt. Anhand eines dreiblättrigen Kleeblatts erklärte er die Dreifaltigkeit. Am 17. März ist Grün die vorherrschende Farbe der feiernden Iren in aller Welt; in einigen Städten werden sogar die Flüsse grün eingefärbt. Auch in vielen irischen Pubs in Österreich wird der Tag gefeiert.
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