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„Guter Wein ist, wenn man sich daran erinnert“

30.04.2023 • 22:30 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Das Hirschfeldhaus ist denkmalgeschützt und bringt mit dem Gewölbe einen besonderen Charme mit sich.<span class="copyright">(C) KLAUS HARTINGER</span>
Das Hirschfeldhaus ist denkmalgeschützt und bringt mit dem Gewölbe einen besonderen Charme mit sich.(C) KLAUS HARTINGER

Bereits vor einem Monat hat das „Weinstein ­Finewine“ nach Hohenems expandiert.


In der Vinothek „Weinstein Finewine“ in Hohenems wird der Spieß umgedreht: Der Wein fungiert dort nicht einfach nur als Begleiter zu einem großen Menü wie in einem Restaurant. Stattdessen steht dort der Weingenuss im Vordergrund. Hungrig bleibt beim Besuch in der Vinothek, die seit Anfang April geöffnet hat, aber trotzdem keiner. Der womöglich knurrende Magen kann mit Snacks, wie Flammkuchen, oder verschiedenen Platten mit Käse, Prosciutto, Salami und Chutney verwöhnt werden

Kennenlernen von neuen Weinen

„Es geht darum, dass der Gast auf eine Weinreise mitgenommen wird“, beschreibt der Inhaber von „Weinstein Finewine“, Sebastian Spiegel, das Konzept. Der Besuch im Weinstein solle den Gästen die Möglichkeit eröffnen, Interesse und Verständnis für Wein zu entwickeln. Dabei haben sie die Gelegenheit, diverse Weine aus dem Sortiment vor Ort bei Verköstigungen oder nur einem gemütlichen Achterl kennenzulernen oder auch Flaschen für zu Hause zu erwerben. Dabei verschmelzen die Konzepte Gastronomie und Handel ineinander. Bei der nächsten Weinverkostung am 31. Mai wird der 43-Jährige einen Teil aus seinem Angebot, nämlich „Ikonen aus Österreich“, den Teilnehmer präsentieren. Durch das Probieren könnten Gäste Weinstile kennenlernen, die sie vorher nicht kannten oder denen sie skeptisch gegenüber waren, und ihren Horizont erweitern, so der Weinakademiker.

Sina Heck bereitet Platten mit Salami und Käse zu. Dabei verwendet sie Chutneys, die es auch zu kaufen gibt.<span class="copyright"> (c) klaus hartinger</span>
Sina Heck bereitet Platten mit Salami und Käse zu. Dabei verwendet sie Chutneys, die es auch zu kaufen gibt. (c) klaus hartinger

Bald auch koschere Weine

Die gesamte Weinauswahl umfasst rund 250 Positionen aus diversen Weinbaugebieten Europas. „Es sind ausgewählte Winzer, die man nicht überall kennt“, erklärt die Geschäftsführerin der Emser Vinothek, Sina Heck. Die Auswahl der regionalen Weine aus dem Bodenseeraum an der Theke wollen sie und Spiegel noch ausweiten.

Die Tür zur Vinothek in Hohenems steht seit Anfang April offen. <span style="color: rgba(111, 111, 111, var(--tw-text-opacity)); font-size: 0.75rem; text-transform: uppercase;"><span class="copyright"> (c) klaus hartinger</span></span>
Die Tür zur Vinothek in Hohenems steht seit Anfang April offen. (c) klaus hartinger

Der Inhaber ist bei Weinverköstigungen in Hohenems vor Ort, im Alltag berät dort die gebürtige Deutsche die Gäste – jedoch nur, wenn diese sich eine Beratung wünschen. Ziel ist es laut ihr, irgendwann aus allen großen Ländern, wie unter anderem Frankreich, Deutschland und Österreich, Weine anzubieten. In Zukunft will sie außerdem noch mehr auf spanische Weine setzen. Aufgrund der Lage des Lokals im jüdischen Viertel werden zukünftig auch koschere Weine auf der Karte stehen.

Den Wein wählt Spiegel durch sein Netzwerk in der Branche, Bewertungen und seine Kenntnisse über den Markt aus. Dabei steht für ihn Qualität im Vordergrund.

Erinnerung und Emotionen

Doch was macht einen guten Wein aus? „Ich muss mich zwei Wochen später noch daran erinnern können, dann ist es für mich ein guter Wein“, so die Gastgeberin. Doch nicht alle Weine oder Anbaugebiete werden es in die Regale schaffen. Sie müssen zu Ideologie und Publikum passen. Etwa südafrikanische Weine schließt die Wahldornbirnerin aufgrund des fehlenden Interesses und des Preises eher aus. Zudem setzen die zwei auf Wein abseits des Mainstreams. „Für uns sind die großen Massenprodukte uninteressant“, so der Dornbirner.

Auf der Karte soll dabei jeder fündig werden. „Wir haben für alle und in jedem Segment etwas im Sortiment“, so Spiegel. Dabei bietet er Wein für alle Geschmäcker und Geldtaschen an. Vom lange gereiften Rotwein, den der Dornbirner auch am liebsten privat trinkt, bis zum leichten Muskateller ist alles dabei.

Ebenso sind Kaffee, alkoholfreier Sekt, Limonade oder Bier auf der Karte zu finden. Doch wer am großen Tisch unter dem Gewölbe ausschließlich eine Tasse Espresso genießen oder eine lange Partynacht feiern will, ist dort falsch. „Wir verstehen uns nicht als Kaffeehaus oder Nachtlokal“, so der Inhaber.
Stattdessen sollen dort wie früher in der Gastronomie Menschen am großen Tisch unter dem Gewölbe oder im Gastgarten zusammenkommen. Wegen des außergewöhnlichen Ambientes im denkmalgeschützten Hirschfeldhaus aus dem 17. Jahrhundert hat sich Spiegel dazu entschieden, nach Hohenems zu expandieren. Außerdem bezeichnet der 43-Jährige das Viertel als „aufregend“, „voller Charme“ und aufstrebend. Seit fünf Jahren betreibt er eine gleichnamige Vinothek in der Dornbirner Innenstadt.

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(C) KLAUS HARTINGER

Vor acht Jahren hat er als Unternehmer im Weinbereich begonnen. Damals verkaufte er Wein aus der Garage seiner Eltern. Heck und Spiegel kennen sich, weil sie wechselseitig zu Gast waren – Spiegel bei Heck, die im inzwischen geschlossenen „Gütle“ im Service 14 Jahre lang tätig war und Heck bei Spiegel in Dornbirn.

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