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Dieses Phänomen ist schwer erklärbar

13.09.2023 • 19:09 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Saisonarbeit etwa im Tourismus könnte laut AMS womöglich ein Grund für die Zahlen sein. <span class="copyright">Symbolbild/Klaus Hartinger</span>
Die Saisonarbeit etwa im Tourismus könnte laut AMS womöglich ein Grund für die Zahlen sein. Symbolbild/Klaus Hartinger

In den vergangenen 20 Jahren legte die Zahl der Hauptwohnsitze in Vorarlberg um 14 Prozent zu, während jene der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse um 27 Prozent stieg.

Am Vorarlberger Arbeitsmarkt gibt es derzeit ein statistisches Phänomen zu beobachten, das nicht so einfach erklärbar ist. So zeigt ein Blick auf die Entwicklung von Bevölkerung und Beschäftigungen in den vergangenen 20 Jahren, dass die Anzahl der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse in dieser Zeit fast doppelt so stark angewachsen ist wie die Zahl der Hauptwohnsitze hierzulande.

Hauptwohnsitze: plus 14,3 Prozent

Zu den Detailzahlen: Vorarlberg hat in den vergangenen 20 Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum erfahren. So ist die Zahl der Hauptwohnsitze in der Zeit zwischen 2002 und 2022 um 14,3 Prozent oder gut 51.000 Menschen auf etwas mehr als 405.400 Personen im Jahresschnitt angewachsen. Die Tendenz hält weiterhin an. Aktuell werden in Vorarlberg schon mehr als 408.000 Hauptwohnsitze gezählt.

AMS-Chef Bernhard Bereuter.   <span class="copyright">Frederick Sams</span>
AMS-Chef Bernhard Bereuter.  Frederick Sams

Vergleicht man die Entwicklung der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse, so ergibt sich folgendes Bild: Im Jahr 2002 gab es nach Angaben des AMS Vorarlberg im Jahresschnitt etwa 135.200 unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse. Zwanzig Jahre später, im Jahr 2022, waren es an die 171.600 unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse. Das entspricht einem Zuwachs um 26,9 Prozent, also beinahe dem doppelten Wert der Entwicklung bei den Hauptwohnsitzen.

Laut AMS hat das Phänomen mehrere mögliche Gründe. <span class="copyright">Hartinger</span>
Laut AMS hat das Phänomen mehrere mögliche Gründe. Hartinger

Gemäß AMS geht es bei den unselbstständigen Beschäftigungsverhältnissen um das Beschäftigungsverhältnis und nicht um eine Person, weil eine Person mehrere Jobs haben kann. Darunter fallen folglich nicht nur unselbstständig Beschäftigte mit eventuell mehreren Jobs, sondern auch freie Dienstnehmer, Karenzgeldbezieher sowie Präsenz- und Zivildiener. Selbstständige oder geringfügig arbeitende Menschen sind hier nicht inkludiert.

“Mehrere mögliche Gründe”

Beim AMS Vorarlberg nennt Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter mehrere Gründe, die für diese recht unterschiedliche Entwicklung von Bevölkerung und Beschäftigungsverhältnissen verantwortlich sein könnten: Da seien etwa die Einpendler insbesondere aus Deutschland anzuführen, deren Zahl derzeit bei steigender Tendenz über 3400 Personen liegt. Sie begründen hier keinen Hauptwohnsitz, gehen aber einer (zumeist) unselbstständigen Beschäftigung nach. Dazu komme eine steigende Anzahl an ausländischen Saisonarbeitskräften, die hier oft nur einen Nebenwohnsitz anmelden.

Zentrale Ursache nicht belegbar

„Eine Rolle spielt aber sicherlich auch, dass immer mehr Menschen mitunter mehreren Jobs über der Geringfügigkeitsgrenze nachgehen.“ Es sei allerdings faktisch nicht so einfach belegbar, dass dies der relevante Grund für diese Entwicklung sei. Bereuter verweist nämlich auch auf die steigende Frauenerwerbsquote in Vorarlberg, die hier ins Gewicht fallen dürfte. Zudem würde das allgemeine Pensionsantrittsalter langsam steigen. Das bedeute, dass ältere Menschen länger im Erwerbsleben bleiben, während die junge Generation auch schon mit dem Arbeiten beginnt.

„Der demographische Aspekt mit allen möglichen Auswirkungen darf bei solchen Zahlenvergleichen nicht unbeachtet bleiben“, so Bernhard Bereuter. So entstehe ein Hauptwohnsitz mit der Geburt, während ein unselbstständiges Beschäftigungsverhältnis frühestens 15 Jahre später beginnt. Geburtenstarke Jahrgänge gehen jetzt langsam in Pension, während geburtenschwächere Jahrgänge nachrücken. „Wahrscheinlich ist es eine Summe von Gründen, die zu dieser erkennbaren Differenz führt“, sagt Bernhard Bereuter.

Günther Bitschnau/wpa