Keine Wasserstoff-Busse im Land

Die Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff bleiben in Vorarlberg vorerst begrenzt.
Es ist schon ungewöhnlich, wenn Abgeordnete der eigenen Partei Anfragen im Landtag an Regierungsmitglieder einbringen. Noch ungewöhnlicher ist es, wenn diese substanzielle Antworten abseits von Selbstbeweihräucherungen zeitigen. Diese seltene Konstellation hat sich im Landtag durch eine Anfrage von Christina Metzler und Harald Witwer (ÖVP) ergeben. Gegenstand war die Wasserstoffversorgung in Vorarlberg. Diskussionen um das Thema Wasserstoff oszillieren häufig zwischen dem Wunsch, weiterhin Individualverkehr mit Verbrennungsmotoren betreiben zu können und der Notwendigkeit, Schwer- und Fernverkehr im dekarbonisierten Zeitalter abseits von Batterieantrieben sicherzustellen.
Netz beschlossen
Trotz häufiger Absichtserklärungen der heimischen Politik, hat die internationale Entwicklung in Sachen Wasserstoffversorgung Österreich überholt. Die EU hat zwar den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur entlang des Transeuropäischen Verkehrsnetzes beschlossen, allerdings führt dieses nicht durch Vorarlberg. Laut Anfragebeantwortung der Landesräte Daniel Zadra (Grüne) und Marco Tittler (ÖVP) könnte aber mit EU-Förderungen, aufgrund der Urbanität des Gebiets, eine Wasserstofftankstelle im Unterland entstehen.
Die energieintensive Erzeugung des Wasserstoffs erfordert günstige Stromquellen, beispielsweise auf Basis von Geothermie oder Sonnenkraft. Zum Transport des Wasserstoffs muss eine entsprechende Pipeline-Infrastruktur geschaffen werden. Eine solche Leitung soll bis nach Lindau reichen und könnte einen Anschluss für Vorarlberg ermöglichen.

Keine H2-Busse
Im öffentlichen Nahverkehr werden Wasserstoffbrennzellen aber auf absehbare Zeit keine Rolle spielen. Der Wirkungsgrad – also das Ausmaß an aufgewendeter Energie, das tatsächlich in Antriebskraft umgesetzt wird – liegt bei einem Elektrobus bei 75 Prozent, bei einem Wasserstoffbus hingegen nur bei 25 Prozent. Allein 30 Prozent der eingesetzten Energie gehen bereits bei der Elektrolyse, also der Erzeugung des Wasserstoffs mit Strom, verloren. „Außerdem ist der Aufwand für den Aufbau der Ladeinfrastruktur bei batterieelektrischen Antriebskonzepten geringer als für Wasserstoff-Betankungs- oder Oberleitungsinfrastrukturen“, heißt es in der Anfragebeantwortung.
Wasserstoff reagiert an der Luft mit Sauerstoff zu Knallgas und kann explodieren, weshalb er nicht einfach wie Benzin getankt werden kann. Aus diesen und weiteren Gründen werden in Vorarlberg zunächst keine Busse mit Brennstoffzellen eingesetzt.
Infrastrukturdebatte kommt
Es gebe aber „einen regen Austausch mit Unternehmern bezüglich des Einsatzes von Wasserstoff als Antrieb für den Güterschwerverkehr.“ Die zentralen Fragen beträfen „die Verfügbarkeit von Fahrzeugen, die Frage, ob Wasserstoff in Vorarlberg produziert oder importiert werden soll, sowie die damit verbundenen Kosten.“ Es werde auch nötig sein, „in naher Zukunft eine Debatte über die Zukunft des Gasnetzes in Vorarlberg zu führen“.
Ganz ohne Beweihräucherung lief die Anfragebeantwortung dann doch nicht ab: Ausdrücklich und lobend hob man die neuen Wasserstoffversuchsanlage an der HTL Dornbirn hervor: „Mit der neuen Trainings- und Demonstrationsanlage an der HTL Dornbirn setzen die Wirtschaftskammer, die Vorarlberger Industrie und das Land Vorarlberg ein klares Zeichen für die Wasserstofftechnologie.“
Elektrolyse
Bei der Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse wird durch Elektroden Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespaltet. Der Wirkungsgrad klassischer Elektrolyseanlagen liegt bei 70 Prozent. Moderne Anlagen können auch über 80 Prozent des eingespeisten Stroms in Wasserstoffenergie umwandeln.