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Daniel Moser ist die erste männliche Hebamme in Vorarlberg

29.10.2023 • 01:48 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Daniel Moser liebt seine Arbeit. <span class="copyright">Hartinger</span>
Daniel Moser liebt seine Arbeit. Hartinger

Seit 1. September arbeitet der Tiroler Daniel Moser als Hebamme am KH Dornbirn. Für ihn ist es ein Traumberuf.

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Daniel Moser, 21 Jahre jung und blond gelockt, sagt mit einem freudigen Lächeln: „Wahrscheinlich begleite ich heute ein Kind auf die Welt.“ Das ist ein Satz, der aus dem Mund eines Mannes – noch – ungewohnt klingt, wenngleich männliche Ärzte seit Jahrzehnten in der Geburtshilfe arbeiten. Dem sehr nett und rücksichtsvoll wirkenden Daniel Moser traut man jedoch sogleich zu, dass er diese Arbeit einfühlsam macht und die Frauen bei ihm in guten Händen sind.

Als Berufsbezeichnung gilt "der Hebamme" oder "die männliche Hebamme". <span class="copyright">Hartinger</span>
Als Berufsbezeichnung gilt "der Hebamme" oder "die männliche Hebamme". Hartinger

Der Tiroler aus Pertisau am Achensee ist Vorarlbergs erste männliche Hebamme. In Österreich hat er nicht viel mehr als drei Berufskollegen. Als Berufsbezeichnung gilt laut österreichischem Hebammengremium „der Hebamme“ oder „die männliche Hebamme“.
Daniel Moser absolvierte den dreijährigen Studiengang Hebamme an der FH Gesundheit in Innsbruck. In seiner Klasse war er nicht der einzige Mann, sondern hatte einen Mitstudenten. Im Juli schloss er sein Bachelor-Studium ab, seit 1. September arbeitet er auf der Geburtenstation am Krankenhaus Dornbirn. Er wohnt auch in der Messestadt. Das Krankenhaus Dornbirn wählte er, weil: „Ich habe viel Positives über die Geburtshilfe hier gehört und dass das Hebammen- und Ärzteteam toll ist.“

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Hartinger

Auf die Frage, warum sich der junge Mann für diesen besonderen Beruf entschieden hat, antwortet er: „Ich finde es so schön, bei dem Wunder dabei sein zu dürfen und die Frauen begleiten, betreuen und unterstützen zu können, wenn sie neues Leben gebären. Das ist der schönste Beruf der Welt.“ Im Krankenhaus Dornbirn hat er schon rund 25 Babys auf die Welt geholfen, während seines Studiums war er bei über 60 Geburten dabei.
Daniel Moser hat bei einigen Eltern nach der Geburt gefragt, wie es für sie war, von ihm betreut worden zu sein. Aus den Rückmeldungen weiß er: „Viele waren am Anfang sehr verwundert, sie haben nicht mit einem Mann gerechnet. Danach waren sie aber sehr froh, dass ich hier war und das Geschlecht hat keine Rolle mehr gespielt.“

Die leitende Hebamme Petra Kornexl und Daniel Moser. <span class="copyright">Hartinger</span>
Die leitende Hebamme Petra Kornexl und Daniel Moser. Hartinger

Seine direkte Vorgesetzte, die leitende Hebamme Petra Kornexl, bestätigt das und erzählt, dass ein Paar vor Kurzem extra noch einmal in die Wochenstation gekommen ist, um mit „Hebamme Moser“ – wie sein Namensschild lautet – ein Erinnerungsfoto zu machen. „Männliches Personal gibt es im Setting der Geburt schon lange, diese Berufsgruppe gesellt sich jetzt halt neu hinzu“, sagt sie.
Bevor der junge Tiroler im Krankenhaus eingestellt wurde, wurde im Team darüber gesprochen: „Die Zustimmung für ihn war zu 100 Prozent gegeben. Dann gab es eine gespannte Neugier, wie es mit ihm sein wird“, berichtet die leitende Hebamme und löst sogleich auf, wie es schlussendlich war: „Daniel passt sehr gut ins Team. Er macht es einem sehr leicht, er ist ein richtiger Sonnenschein. Zudem ist er sehr motiviert, arbeitswillig und fachlich gut.“ Auch bei den Gebärenden kommt er gut an, erklärt Petra Kornexl und teilt ihre Vermutung, warum das so ist: „Er strahlt etwas sehr Positives aus, er ist souverän, aber gleichzeitig auch sanft, und man merkt, dass er diese Arbeit sehr gerne macht.“

Daniel Moser in einem der Kreißsäle am KH Dornbirn.<span class="copyright">Hartinger</span>
Daniel Moser in einem der Kreißsäle am KH Dornbirn.Hartinger

In ein paar wenigen Fällen wurde die männliche Hebamme jedoch aus religiösen Gründen abgelehnt, diese Klientel verweigert männliche Gynäkologen aber ebenfalls. „Nach Möglichkeit kommen wir diesem Wunsch nach, doch da wir ein öffentliches Haus sind, können wir nicht jemanden aus der Freizeit holen, um Daniel zu ersetzen“, sagt die Hebamme.
In Österreich steht die Hebammenausbildung seit 1995 auch Männern offen. Aber erst Mitte der 2010er-Jahre hat der erste Hebamme hierzulande seine Arbeit aufgenommen. Daniel Moser hat seine Berufswahl vor rund sechs Jahren getroffen. Mut, in diese Frauendomäne einzutreten, brauchte er nicht: „Ich habe gemerkt, dass das der richtige Beruf für mich ist, es gab keine andere Option.“
Natürlich kann er nicht wissen, wie sich eine Geburt anfühlt, aber das können seine kinderlosen Kolleginnen auch nicht. „Außerdem ist jede Geburt und jeder Körper anders. Nur weil eine Frau schon entbunden hat, weiß sie nicht automatisch, was eine andere braucht“, erklärt Daniel Moser. Mit den (werdenden) Vätern klappt die Zusammenarbeit gut. „Manchmal sind sie froh, dass ein anderer Mann da ist, der sie unterstützen kann.“ Außenstehende, die von seiner Arbeit erfahren, reagieren oft überrascht und neugierig.

Bei der Untersuchung einer Schwangeren. <span class="copyright">Hartinger</span>
Bei der Untersuchung einer Schwangeren. Hartinger

Auch wenn der 21-Jährige seinen Traumberuf ausübt: herausfordernd ist diese Arbeit trotzdem. Oft stehen Zwölf-Stunden-Dienste an, und es kann körperlich anstrengend sein sowie auch psychisch, wenn ein Notfall eintritt. Die vielen positiven Gefühle, wenn die Eltern ihr Baby in Händen halten, überwiegen das aber. Anderen Männern, die denselben Berufswunsch verspüren, gibt der sympathische Tiroler folgenden Tipp: „Wenn es sich richtig anfühlt, sollen sie es machen.“