Mehr Güterverkehr soll auf Schiene

Das Land und die ÖBB wollen das Interesse der Firmen wecken, mehr Güter über die Schiene zu transportieren. Das soll durch mehr eigene Gleisanschlüsse erfolgen.
Schon am Weg zur Pressekonferenz am Freitag wurde deutlich, warum das Werk 7 des Beschlägeherstellers Blum in Dornbirn für den Medientermin ausgewählt wurde. Erst müssen nämlich Bahngleise überquert werden, um zum dortigen Blum-Standort zu gelangen..

35 Prozent der Produkte gehen bei Blum über die Gleise hinaus und 60 Prozent des Stahls wird täglich über diesen Weg angeliefert. Es ist eine von insgesamt 31 firmeneigenen Anschlussbahnen im Land. Davon sind 24 Anschlussbahnen mit den ÖBB-Gleisen verbunden und sieben Anschlussstellen mit Gleisen der Montafonerbahn. So haben die Unternehmen Zugang zum internationalen Bahnnetz und weiter dann zu internationalen Häfen. Manche dieser Anschlussgleise werden auch von mehreren Firmen gleichzeitig genutzt, wie etwa von Blum und der Rhomberg-Gruppe gemeinsam.
Trotz derartiger Möglichkeiten des Güterverkehrs mit der Bahn rollen aktuell drei Millionen mit Gütern beladene Lkw jährlich über Vorarlbergs Straßen. Das sind 90 Prozent der Güter der heimischen Wirtschaft, die auf der Straße transportiert werden. Deswegen wollen nun das Land Vorarlberg und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bei mehr Unternehmen das Interesse für eine eigene Anschlussbahn wecken, um mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen. So möchte Mobilitätslandesrat Daniel Zadra (Grüne) etwas zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Denn der Transport von Gütern per Bahn verursacht demnach 30 Mal weniger CO2-Emissionen und verbraucht auch sechs mal weniger Energie als mit dem Lkw. Ein wichtiger Anker für die Verlagerung auf die Schiene stellen dabei die Anschlussbahnen dar.

Laut Mobilitätslandesrat Zadra ist der Umstieg auf die Schiene ein langfristiger. „Was mal auf Schiene ist, bleibt auf Schiene“, pflichtet ihm auch ÖBB-CEO Andreas Matthä bei seinem gestrigen Besuch in Vorarlberg bei. Beim Ausbau sollen Güter- und Personenverkehr laut Zadra keinesfalls gegeneinander ausgespielt werden: „Wir wollen beides.“ Um diesen Ausbau voranzutreiben, ist das Land Vorarlberg gemeinsam mit den ÖBB kürzlich auf die Unternehmen zugegangen und hat eine Umfrage zum Thema Anschlussbahnen durchgeführt. Dabei wurde die Zufriedenheit, Schwierigkeiten und Verbesserungswünsche abgefragt. Auf Basis dieser Ergebnisse der Befragung sollen Unterstützungsangebote wie etwa Fördermöglichkeiten für interessierte Unternehmen ausgebaut werden. Denn gebaut und finanziert werden die Anschlussbahnen von den Unternehmen selbst.

Die Umfrage hatte zum Ergebnis, dass die Betriebe, die über eine Anschlussbahn verfügen, sehr zufrieden sind. Gleichzeitig fehlt es aber den Unternehmen ohne Anschlussbahnen an Informationen über die Rahmenbedingungen und bestehende Fördermöglichkeiten. Künftig sollen zwei Güterverkehrskoordinatoren über solche Themen informieren. Mit einer bereits verfügbaren Anschlussstelle ist es jedoch nicht getan. Die Firma Blum selbst hat beispielsweise aktuell schon weitere Ausbaupläne. Geschäftsleiter Gerhard Humpeler spricht vom Ziel, in den nächsten Jahren 50 Prozent der eigenen Produkte über Schienen zu transportieren.
Pläne für Terminal Wolfurt
Nicht nur die Firmen selbst wollen ausbauen. In die Zuständigkeit der ÖBB etwa fallen darüber hinaus andere Investitionen in den Güterverkehr in Vorarlberg. So planen die ÖBB etwa eine Verdoppelung der Abfertigungskapazitäten beim wichtigsten Güterverkehrsknoten in Westösterreich, nämlich beim Güterbahnhof Wolfurt. Der Terminal werde laut ÖBB-Geschäftsführer Andreas Matthä von der Vorarlberger Wirtschaft aktuell bereits gut angenommen und stoße schon fast an seine Auslastungsgrenze. Momentan gibt es dort 1700 Vollcontainerlagerstellplätze und 3500 Leercontainerstellplätze. Matthä möchte am Güterbahnhof Wolfurt zukünftig sowohl mehr Kapazitäten schaffen, aber auch die Flexibilität und Schnelligkeit verbessern.

Mit Jahreswechsel werden etwa die bestehenden Öffnungszeiten von Montag bis Freitag auf den Samstag ausgeweitet. Im Jahr 2028 sollen dann die Arbeiten für die Erweiterung am Terminalgelände starten. Bis Ende 2029 soll, wenn alles nach Plan läuft, die Kapazität verdoppelt werden.
Nachbarn gefragt
Der Ausbau in Vorarlberg reiche jedoch nicht aus, heißt es am Freitag bei der Pressekonferenz. Dafür braucht es auch die grenzübergreifende Zusammenarbeit mit den Nachbarn Schweiz und Deutschland. Denn: „Der Güterverkehr endet nicht an den Landesgrenzen“, stellt Humpeler fest.