Geschmuggelt ist nicht gestohlen

Gut-bürgerliche Speisen, ein modernes Lokal und durchgehende Öffnungszeiten machen den wiederbelebten Schmugglar besonders.
Den Lustenauern sagt man bekanntlich seit Jahrhunderten nach, ein Volk aus Schmugglern zu sein. Besonders im 19. und 20. Jahrhundert verdienten sich viele Lustenauer mit dem Schmuggel von Waren aus der Schweiz nach Vorarlberg ein kleines Vermögen. Heute, wo man die Schweiz ganz unkompliziert mit dem Auto über die Rheinbrücke erreichen kann, ist dieser illegale Nebenverdienst zum Erliegen gekommen.
Eine Erinnerung an diesen Teil der Lustenauer Geschichte steht direkt am Blauen Platz, gegenüber der Kirche. Dort, im Gebäude des Reichshofsaales, hat Marcel Lerch den Schmugglar neu eröffnet. Das Gasthaus bietet seinen Gästen seit Anfang Oktober traditionell österreichische Küche.

Großgastronom
Marcel Lerch ist kein Unbekannter in Lustenau. Die Leidenschaft des 52-Jährigen für die Gastronomie weckte sein Firmpate, der das ehemalige Sporthotel Huber in der Marktgemeinde am Rhein betrieb. „Schon als kleiner Junge habe ich ihm viel geholfen“, erzählt der Gastronom, der inzwischen sechs Restaurants betreibt. Dabei hat er sich ein breites Portfolio an Lokalen mit unterschiedlichsten Konzepten aufgebaut: Seine Pizzeria Azzurra gegenüber vom Schmugglar am Blauen Platz samt der Sportbar „iTaly“ bietet italienische Küche, das „Taco Taco“ ist ein mexikanisches Restaurant, das „Rhesi“ ist ein Café mit Mittagsbetrieb und im „Mr. French“ in Dornbirn gibt es ein Bistro und eine Bar. Für die Mitarbeiter von Marcel Lerch ergibt sich dadurch außerdem eine spannende Perspektive, denn sie können zwischen den Lokalen von Lerch hin- und herwechseln. „So ist Abwechslung gegeben und die Mitarbeiter sind nicht immer im selben Alltagstrott“, erklärt der Gastronom.

Der Schmugglar mit seiner Hausmannskost ergänzt Lerchs Angebot perfekt. Die gutbürgerliche Küche ist in Lustenau generell vom Aussterben bedroht. Passend dazu hängen im Schmugglar Bilder ehemaliger Wirtshäuser in Lustenau, die in der Vergangenheit schließen mussten.
Modern dank Umbau
Generell punktet der Schmugglar mit moderner Einrichtung. Lerch führte in der Vergangenheit das Gasthaus schon sieben Jahre lang, gab das Lokal jedoch wieder ab. Zwischenzeitlich war der „Goldene Löffel“ an dem Standort am Kirchplatz untergebracht, ehe er das Gasthaus wieder übernahm, umbaute und ihm seinen ursprünglichen Namen zurückgab. Durch besagten Umbau hat der Schmugglar einen modernen Anstrich bekommen, ohne seinen Charme zu verlieren. Verschiedene Tapeten, eine Holzwand mit kleinen Fenstern und die Wandaufschrift „Gschmugglat ischt nid gstohla“ sorgen für einen abwechslungsreichen Anblick, wenn man das Auge beim Essen schweifen lässt. Neben dem Gastraum kann auch das Foyer im Reichshofsaal als Veranstaltungsraum reserviert werden, wenn man mit einer großen Gruppe im Schmugglar einkehren will.

Auch bei der Auswahl der Speisen zeigt Marcel Lerch, dass sich Modernes gut mit der Tradition verbinden lässt. Neben den Klassikern, die auf keiner gutbürgerlichen Speisekarte fehlen dürfen – Schnitzel, Grillteller und Zwiebelrostbraten sind die prominentesten Beispiele – bietet das Gasthaus Eigenkreationen wie den Schmugglar-Toast. Dieser Toast wird mit einem Schweinskaree, einer Champignonrahmsauce und einer Salatgarnitur serviert. Auch der Schmugglar-Kaffee ist eine Spezialität des Hauses. Er hat eine Sahnehaube und enthält einen Schuss Eierlikör. Für Vegetarier stehen auch einige fleischlose Alternativen zur Auswahl, beispielsweise Kässpätzle oder die Röstipfanne mit Gemüse.

Große Pläne
Neben der regulären Karte gibt es im Schmugglar von Montag bis Freitag ein täglich wechselndes Mittagsmenü zum immer gleichen Preis samt vegetarischer Alternative. Dieses Speisenangebot ergänzen die saisonalen Empfehlungen des Hauses, die im Rhythmus von zwei bis drei Wochen wechseln. Im neuen Jahr möchte Marcel Lerch dieses saisonale Angebot weiter ausbauen: „Wir wollen eine Schlachtpartie, Wildwochen, Ganslessen und ähnliche Veranstaltungen mit Lustenauer Kost durchführen.“ Außerdem ist der Schmugglar auf der Kilbi und dem Weihnachtsmarkt mit einem eigenen Stand vertreten, wo die beliebten Lustenauer „Käsdönnala“ angeboten werden.

Anders als der Name vermuten lässt, schmuggelt Marcel Lerch die Lebensmittel für sein Restaurant nicht über irgendwelche Landesgrenzen, denn den Großteil bezieht er aus Vorarlberg. Beispielsweise kommt das Fleisch von einer Dornbirner Metzgerei.

Täglich geöffnet
. Wer die Factbox oben links genau gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass der Schmugglar keinen Ruhetag macht. Auch die durchgehend warme Küche ist ein Service, den längst nicht mehr alle gut-bürgerlichen Lokale anbieten. Dazu meint Marcel Lerch: „Mir ist wichtig, dass unsere Gäste jederzeit kommen können und nicht überlegen müssen, ob wir gerade geschlossen haben. Sie sollen wissen, wenn sie zum Schmugglar kommen, hat er offen und es gibt was zu essen.“ Er ergänzt: „Die Leute wollen heutzutage essen, wenn sie hungrig sind, und nicht um Punkt zwölf Uhr, nur weil dann Mittag ist. Manche Leute schlafen am Wochenende aus und kommen erst am Nachmittag zu uns.“ In diesem Zusammenhang spricht er ein Lob für sein Team aus: „Ich habe eine super Mannschaft und mit ihr funktioniert der durchgehende Betrieb hervorragend.“
Wer sich selbst überzeugen möchte, kann den Schmugglar auch ohne Reservierung besuchen. Die Speisen können nicht nur vor Ort verzehrt, sondern auch mitgenommen werden – sofern man sie nicht über die Grenze schmuggelt.
Kontaktdaten
Adresse: Kirchstraße 1, 6890 Lustenau
Öffnungszeiten: täglich von 10 Uhr bis 23 Uhr, warme Küche durchgehend von 11:30 Uhr bis 21:30 Uhr
Telefonnummer: +43 5577/63007
Mailadresse: office@azzurra.at