Wenn Feuerwehrler für den Einsatz frei nehmen müssen

Die JVP möchte durch diese Forderungen die ehrenamtliche Tätigkeit attraktiver machen.
Ohne die Ehrenamtlichen würde es in Vorarlberg derzeit im Ernstfall nicht funktionieren. Zudem engagieren sich 55,7 Prozent auf privater Basis freiwillig. Schließlich ist Vorarlberg das einzige Bundesland ohne Berufsfeuerwehr. Sie wenden dafür im Durchschnitt etwa fünf bis sechs Stunden pro Woche auf, was hochgerechnet zwischen 25000 und 35000 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht.

„Aus unserer Sicht braucht es eine Entrümpelung des Vereinsgesetzes.“
Raphael Wichtl, Landtagsabgeordneter
„Es ist beeindruckend, wie viele Menschen sich freiwillig engagieren“, so JVP-Landesobmann Raphael Wichtl gestern bei einer Pressekonferenz. Wenn es also etwa zu einem Brand kommt oder ein Wanderer oder ein Schifahrer vermisst wird, ist man darauf angewiesen, dass die Einsatzkräfte spontan frei bekommen und sich auch in ihrer Freizeit fortbilden, um für die Einsätze vorbereitet zu sein. Im Land sei es nicht möglich ohne das Engagement, so Wichtl.

Deswegen möchte sich der Landtagsabgeordnete in der Politik für die Ehrenamtlichen einsetzen und diese stärken. Zudem wurde gestern von der JVP eine Petition gestartet. Konkrete Forderungen der JVP sind dabei unter anderem ein Anreizsystem für Funktionäre, der Freistellungsanspruch für Einsätze bei Blaulichtorganisationen, Auszeichnung für Betriebe, die freiwilliges Engagement außerhalb der Arbeit fördern, und eine Novellierung des Vereinsgesetzes.
Freistellung statt Urlaub
Diese Ziele wurden aus den Ergebnissen einer von der JVP durchgeführten Umfrage abgeleitet. Dabei wurde von den Teilnehmenden vor allem der Aspekt hervorgehoben, dass für Einsätze Urlaub genommen werden muss. „Es kann nicht sein, dass ich mir als Feuerwehrmann Urlaub nehmen muss, um in den Einsatz zu gehen. Hier müssen Lösungen gefunden werden, um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten“, ist eine der angeführten Antworten der Studienteilnehmer. Diesbezüglich kritisiert Wichtl, dass die Einsatzkräfte für Einsätze Urlaub nehmen müssen und fordert einen Freistellungsanspruch für die Dauer des Einsatzes.

Anreizsystem für Funktionäre
Ebenso kristallisierte sich bei der Befragung heraus, dass sich die Funktionäre teilweise Wertschätzung nicht durch Entgelt, sondern etwa durch Rabatte, Saisonkarten oder Ausrüstung wünschen würden. Diesbezüglich schlägt der Landtagsabgeordnete ein gratis Klimaticket für Vereinsmitglieder in Funktion vor. So soll ein Anreiz geschaffen werden, eine Funktion im Verein wahrzunehmen. Denn die Nachfolgesuche gestalte sich oft als langwieriger Prozess, heißt es.
Komplexe Bestimmungen
Auch wurde die Komplexität des Vereinsgesetzes als Barriere in der Umfragebeantwortung angeführt. Schließlich können kleine Vereine nicht auf die Expertise eines Juristen im Verein zählen. Hinsichtlich der Überarbeitung des Vereinsgesetzes fordert Wichtl „mehr Tempo“. Er spricht sich dafür aus, dass das Vereinsgesetz verständlicher für Funktionäre wird.

Die genaue Inhalte der Novellierung will die JVP in den nächsten Wochen ausarbeiten. Dabei möchte er jedoch keinesfalls ein Gesetz, das von oben herab auf die Vereine gestülpt wird. Stattdessen spricht er sich für eine enge Abstimmung mit der Praxis aus. Zum Thema Entbürokratisierung wurde gestern von der JVP die Petition zur Initiative zur Stärkung des Vereinswesens gestartet.
Eckdaten zur Studie
Wichtl hat dieses Jahr die Initiative „Vorhang auf: Ehrenamt“ gegründet und über 30 Vereine besucht, wie etwa Sportvereine in Sachen Integration. Darüber hinaus wurde online eine Umfrage durchgeführt. Teilgenommen haben fast 550 Personen.