Kommentar

Wilde Wiener wollen Wölfe

05.09.2023 • 17:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
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Landesrat Christian Gantner fühlt sich berufen, die landesfremde Lupuslobby in die Schranken zu weisen.

Es war in meinen Augen immer eine der besseren Vorarlberger Tugenden, sich nicht größer zu machen als man ist und genau dadurch Größe zu zeigen. Während die österreichische Seele oft zwischen Größenwahn und Selbstverzwergung oszilliert, übte man sich vor dem Arlberg gern in der Mäßigung in allen Dingen. Vielleicht war man hie und da auf die eigene Bescheidenheit ein bisschen zu stolz. Doch wo sich in Innerösterreich mancher Bürgermeister als Bundesminister und dieser wiederum als EU-Kommissar generierte, blieben die alemannischen Politoperetten gering an Zahl und schwach in der Erinnerung.
Bei manchem Tiroler Seilbahnbaron mit Parlamentsmandat weiß man oft schon nicht mehr, welchen Blödsinn er zuletzt gefordert oder welchen Wahnsinn er verteidigt hat. Man kann aber selbst ohne Presseaussendungen durchsuchen zu müssen, mit innerer Sicherheit sagen, was so jemand vom Luft-100er hält oder vom Wolf. Der Wolf ist das neue Kopftuch. Kein Stammtisch kommt ohne ihn aus.

Und deshalb stürzen sich die politisch Herausgeforderten auf ihn, als wären sie Helden aus alten Mythen. Die Wolfstöter stellen sich gern schützend vor die Bauern, vor die Lämmer, vor das Volk. Der Wolf hat keinen Platz bei uns. Vermutlich stimmt das sogar, aber das spielt nur eine untergeordnete Rolle. Der Wolf hätte auch keinen Platz, wenn einer da wäre. Er muss weg.
Er ist auch ein dankbares Opfer, weil man ihn als Täter brandmarken kann. Bilder zerlegter Ziegen sprechen ihn schuldig – CSI Landwirtschaftskammer ermittelt. Und weil der Wolf so ein Übeltäter ist, kann man auf ihn noch ganz andere Dinge projizieren. Trüge er ein Kopftuch, würde er E-Card-Betrug begehen und die Republik müsste ein paar Millionen Euro für sinnlose Fotos auf grünen Karten ausgeben. Der Wolf hat tatsächlich keine Krankenversicherung, weil er ja nicht aufenthaltsberechtigt ist. Und wo sitzen die Fürsprecher solcher Figuren? Ganz richtig: in Wien.

Seit der Arlberg steht, ist von dort noch nie etwas Gutes gekommen. Zur Abwehr der gewählten Übel aus dem Osten, hat Vorarlberg auf Landesebene entsprechende Gegenspieler gewählt. In diesem Fall fühlt sich Landesrat Christian Gantner berufen, die landesfremde Lupuslobby in die Schranken zu weisen. Denn laut Aussendung haben die „in Wien sitzenden Umweltorganisationen WWF und Ökobüro“ sich für den Wolf stark gemacht. Ein, durch seine Unabhängigkeit politisch geschwächtes Landesverwaltungsgericht Vorarlberg hat diesem „Wiener Wildlife Fund“ und seinen sandalentragenden Spießgesellen auch noch Recht gegeben.

Gott sei Dank übt Vorarlberg als selbständiger Staat alle Hoheitsrechte aus, die es gerade nützlich findet. Daher machen wir jetzt eine Anti-Wolf-Verordnung. Und weil „Unionsrechtskonformität“ ein sehr schwieriges Wort ist, wird es in dieser Geschichte keine Rolle mehr spielen.
Dem schlimmen Einfluss des Wolfes kann nur durch die Tirolerisierung der Vorarlberger Politik Einhalt geboten werden. Und wenn der Bund und Brüssel uns in ihrer weltfremden Verblendung nicht helfen wollen, müssen wir das Vieh halt mit Corona töten oder mit einem Wasserstoffzug überfahren. Gott ist mit uns und die Botschaft bleibt klar: Der Wolf muss weg, bevor er noch ein Kopftuch anzieht.