Mangel: Wandern junge Lehrer jetzt nach Bayern ab?

In Deutschland setzt man Anreize, um Leute zum Unterrichten zu bringen. Die Lehrergewerkschaft in Österreich fordert jetzt zum Handeln auf.
“Bayern schnappt uns die Jungen weg!” Der Hilferuf der Lehrergewerkschafter, der gerade durchs Land hallt, klingt ziemlich drastisch. Was dahintersteckt?
In Österreich fehlen Lehrerinnen und Lehrer: 20.000 der 125.000 Lehrkräfte im Dienst werden binnen fünf Jahren in Pension gehen, so das Ministerium. Dass Bayern jetzt neue Anreize setze, um mehr Lehrer zu gewinnen – auch aus dem Ausland –, werde den Lehrkräftemangel hierzulande verschärfen, befürchten die beiden Lehrergewerkschaften ÖPU und FCG-AHS. Und zwar besonders in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, also in den Bundesländern, die an Bayern angrenzen.
Höheres Gehalt in Bayern
Konkret sollen Lehrer in Bayern bald eine Prämie von 3000 Euro brutto bekommen, wenn sie in einer Region mit besonderem Bedarf unterrichten. “Außerbayerische Lehrkräfte” will man mit einer Umzugskostenvergütung locken. Das bestätigt man beim Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Bis zum Herbst sollen die Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. Damit sollen aber nicht explizit österreichische Lehrkräfte angeworben werden, betont man beim Ministerium. Von den 115.000 Lehrkräften, die in Bayern im Schuljahr 2021/22 im Dienst waren, hatten rund 400 die österreichische Staatsangehörigkeit.
Beruf attraktivieren
Die neuen Anreize könnten die Zahl erhöhen, so die Gewerkschaften in Österreich. Generell ist das Einstiegsgehalt in Bayern mit rund 4700 Euro brutto höher als hier (rund 3100 Euro brutto). “In den westlichen Bundesländern kriegen wir schon rückgemeldet, dass Bayern für Junglehrer attraktiv ist”, erklärt Gertraud Salzmann von der FCG-AHS. In Österreich hingegen “scheitern derzeit viele Junge an den hohen Anforderungen und hören auf”. Man müsse die Zusatzbelastungen vermindern, außerdem dauere die Ausbildung zu lange und es brauche mehr Gehalt.
Das Bildungsministerium verweist indes auf die Initiative “Klasse Job” (wir berichteten). Sie soll das “Image” des Berufs “verbessern” und Quereinsteiger bringen.
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