Debatte um Verbrenner: “Ohne eFuels keine Klimawende”

Das wieder aufgeflammte Ringen um Verbrennungsmotoren nützt der Allianz für eFuels. Immer mehr Stimmen, auch aus der Wissenschaft, fordern Technologieoffenheit.
Kanzler Karl Nehammers Rede und sein Veto gegen das Aus des Verbrennungsmotors schlug Wellen bis zur MotionExpo in Graz. Zwischen den vielen in den Messehallen ausgestellten E-Fahrzeugen pochte die eFuel Alliance auf Technologieoffenheit und begrüßte, dass mehrere Länder, darunter Deutschland, in das geplante EU-weite Verbrennerverbot „hineingegrätscht“ sind.
„Wenn wir so schlecht sind wie behauptet, braucht man uns nicht zu verbieten, denn dann setzen wir uns so oder so nicht durch“, sagt Jürgen Roth, Vorstand der eFuel Alliance Österreich und umtriebiger Lobbyist für den synthetischen Kraftstoff. „Wir sind nicht gegen E-Mobilität, im Gegenteil. Aber für die Klimaziele benötigen wir mehr Standbeine, wir fordern Artenvielfalt“, so Roth. Die E-Mobilität schreite außerdem zu langsam voran, E-Autos werden weiterhin nur zu einem kleinen Teil von Privaten gekauft.
Sind eFuels effizient?
eFuels werden aus Wasserstoff, der mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird, und aus der Atmosphäre entnommenem CO₂ hergestellt. Sie eignen sich für gängige Verbrennungsmotoren und würden über das vorhandene Tankstellennetz vertrieben. Für die Klimaneutralität bedarf es in der Erzeugung ausschließlich Grünstroms. Die Kritik, dass die Erzeugung von eFuels sehr stromintensiv und ihr Wirkungsgrad damit gering ist, versuchte Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der Alliance, bei einer Expertendebatte auf der MotionExpo zu entkräften: „Diese Kritik geht ins Leere. Wichtiger ist die Frage, wie effizient Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt und nutzbar gemacht werden kann. Unsere Grundressource, die Sonne, ist weltweit unendlich verfügbar.“
Auf dem Podium herrschte Einigkeit, was die Technologieoffenheit angeht. „In vielen Fällen ist E-Mobilität die richtige Technologie, jedoch nicht in allen“, betonte Helmut Eichlseder, Experte für nachhaltige Antriebssysteme an der TU Graz. „Es ist sinnvoll, weiterhin in den Verbrennungsmotor zu investieren“, fügte er hinzu.
“Für Energieoffenheit”
Peter Moser, Rektor der Montanuni Leoben, will „auf die Technologieoffenheit noch eine Energieoffenheit draufsetzen“, wie er sagte. Ziel sei eine Mobilität „mit der Reduzierung des Impacts von CO₂“. Statt eines Verbotes von Verbrennern solle man ein „Impact-Verbot“ aussprechen. Setze die EU ausschließlich auf E-Mobilität, erhöhe sich Europas Abhängigkeit von Rohstoffen, warnt Moser.
Ohne den Einsatz von eFuels werde es keine Klimawende geben, legt sich Schwarzer fest, eine Verwendung nur in der Luft- und Schifffahrt sei zu wenig: „Das Potenzial für eine Skalierung ist gigantisch.“ In Österreich harren unter anderem Seilbahnbetreiber bereits des Einsatzes von eFuels in Pistengeräten, versichert deren Vertreter in der Wirtschaftskammer, Oliver Käfer. „Mit den eFuels wäre der Betrieb der Seilbahnen klimaneutral.“
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