Das Land blickt auf die Jugend

Man will in die psychologische Unterstützung und Lerncafés investieren.
Die Landesregierung will bei der Bewältigung der Krisenfolgen der Jugend besondere Aufmerksamkeit schenken. Das machten Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) bei einem weiteren Pressefoyer zum Thema Jugend und Pandemie deutlich. Für die Familien wären die vergangenen Monate eine große Belastung gewesen, so Wallner. Es habe aber auch einen positiven Nebeneffekt gegeben: „Der Wert der Familie ist massiv gestiegen.“ Er kann sich vorstellen, die Lerncafés zur Unterstützung nachhilfebedürftiger Schüler landesweit auszurollen.
Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch erklärte, man habe bei den Beratungsangeboten für Jugendliche in den Phasen zwischen den Lockdowns immer wieder einen Rückgang der Nachfrage bemerkt. Es sei daher wichtig, Angebote offen zu halten. Rauch verwies außerdem auf die gestiegene Zahl der häuslichen Betretungsverbote während der Lockdowns. Man müsse sich fragen: „Wo braucht es zusätzliche Maßnahmen?“
Wiesflecker betonte, man habe gleich zu Beginn der Pandemie die Gewaltschutzkampagne des Landes wieder aufgenommen. Gerade in Krisensituationen zähle aber der persönliche Kontakt. Die Zahl der Kindesabnahmen sei dennoch nicht gestiegen, so Wiesflecker.
Lob für Familien
eshauptmann betonten außerdem, dass ein Großteil der Familien die Krise sehr gut bewältigt habe. Dafür wolle man sich auch bedanken, so Wallner. Der aus Wien zugeschaltete Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal hob die positiven Leistungen der Familien ebenso hervor. In Vorarlberg werde das „Kind in die Mitte gestellt“, so Mazal, der auch Präsident des Österreichischen Instituts für Familienforschung ist. Er sei dankbar dafür, dass die Landespolitik „ein positives Wort über die Familie“ verloren habe. Die Kinder und Jugendlichen hätten in der Krise die Schule zu lieben gelernt, freute sich die Soziologin Eva Häfele, die noch einmal die Kernpunkte ihrer Studie vorstellte, die bereits von der Arbeiterkammer präsentiert worden war. Immerhin würden nicht nur 79 Prozent der Schüler ihre Kollegen, sondern auch 59 Prozent ihre Lehrer vermissen.
„Die Familien haben in dieser Phase der der Krise großartige Arbeit geleistet.“
Markus Wallner, Landeshauptmann
Wallner freut sich, dass „der Wert der Schule als Lebensraum“ in den Augen der Kinder und Jugendlichen gestiegen sei. Außerdem habe während der Lockdown-Zeit auch die Wertschätzung gegenüber den Lehrern zugenommen. Die Eltern hätten streckenweise deren Aufgaben übernehmen müssen und so die Bedeutung der pädagogischen Arbeit in den Schulen schätzen gelernt. Positiv strich Wallner auch die Digitalisierungsoffensive heraus, die mit der Pandemeie an den Schulen eingesetzt habe. Auch Mazal hob deren Bedeutung hervor. Man sei trotz aller Probleme gut durch die Krise gekommen. „Wir haben ein gutes soziales Netz“, gab sich auch Wiesflecker überzeugt. Dazu habe auch die Stabilisierung der Elterneinkommen durch die Kurzarbeit und andere Maßnahmen wesentlich beigetragen, waren sich alle Teilnehmer des Pressefoyers einig. Der Landeshauptmann bedauert allerdings, dass die Beteiligung der Jugend an Entscheidungsprozessen in der Pandemie gelitten habe. Diese wolle man nun wieder hochfahren.
Ausbau der Psychiatrie
Probleme habe es für die Jugendlichen vor allem im Bereich der Stellensuche gegeben. Schnuppertage an weiterführenden Schulen und in Lehrbetrieben seien ausgefallen. Wallner hob jedoch hervor, dass die Jugendarbeitslosigkeit bereits um etwa 40 Prozent zurückgegangen und nun wieder auf Vorkrisenniveau sei.
Besondere Aufmerksamkeit will man laut Wallner der psychosozialen Gesundheit der Jugendlichen schenken. Das Land plant dafür einen Ausbau der bundesweit generell unterfinanzierten Kinder- und Jugendpsychiatrie und 6000 zusätzliche Therapiestunden in der ambulanten Psychiatrie.