Altlandeshauptmann Purtscher verstorben

Der langjährigen Vorarlberger Landeshauptmann und Landtagspräsident Martin Purtscher ist am Freitag verstorben.
Martin Purtscher verstarb am Freitag im Alter von 94 Jahren. Purtscher war zwischen 1987 und 1997 der dritte Landeshauptmann Vorarlbergs in der Zweiten Republik.
Bewegtes Leben
Der Bauernsohn Purtscher, der als 16-Jähriger noch in den letzten Kriegstagen zum Fronteinsatz nach Norditalien eingezogen worden war und auch dank eines Vorgesetzten den Krieg überlebte, wurde aufgrund dieser Erfahrung zum überzeugten Anhänger der europäischen Einigung.
Purtscher studierte unter großen persönlichen Entbehrungen neben seiner Arbeit als Buchhalter bei Lorünser Rechtswissenschaft und promovierte 1953. Nachdem er zum Prokuristen und kaufmännischen Leiter bei Lorünser aufgestiegen war, wurde er 1966 Geschäftsführer des Suchard-Werks in Bludenz. Von 1984 bis 1989 war Purtscher Leiter der Jakobs-Suchard-Gruppe.
Ab 1964 saß er fast 33 Jahre im Landtag, war ab 1974 Landtagspräsident und war als Vorsitzender des Rechtsausschusses 1984 maßgeblich an den Verhandlungen über die neue Landesverassung beteiligt, die eine Stärkung der direkten Demokratie mit sich brachte. 1987 wurde Martin Purtscher zum Nachfolger von Landeshauptmann Herbert Keßler gewählt. Den Parteivorsitz der Landes-ÖVP übernahm jedoch Herbert Sausgruber. Bei den Beitrittsverhandlungen Österreichs zur Europäischen Union bestärkte Purtscher die Unterstützung der Bundesländer für diesen Schritt. Gemeinsam mit dem sozialdemokratischen burgenländischen Landeshauptmann Karl Stix setzte sich Purtscher neben dem EU-Beitritt auch für die Länderinteressen ein. Er verlieh Stix dafür später den Montfortorden und erhielt selbst das Komturkreuz des Burgenlandes. In einem langwierigen Rechtsstreit um die Heimfallsrechte des Landes an den Illwerken, erlangte Vorarlberg unter Purtschers Regierung die Aktienmehrheit vom Bund.

Trauer um Purtscher
„Martin Purtscher hat sich in mehr als 40 Jahren stark für eine gedeihliche Entwicklung unsere Heimat eingesetzt und unser Land Vorarlberg als kompetenter Landespolitiker und weltoffener Staatsmann geprägt“, würdigte Landeshauptmann Markus Wallner den Verstorbenen am Samstag.
„Mit Martin Purtscher haben wir einen großen Österreicher und verdienstvollen Politiker verloren. Insbesondere sein Heimatland Vorarlberg hat Martin Purtscher in den unterschiedlichsten politischen Funktionen und Ämtern nachhaltig geprägt“, so Bundeskanzler Karl Nehammer.
Purtscher, der als Familienmensch galt und mit seiner Frau Gretel über 68 Jahre eine, nicht nur nach außen glückliche Ehe führte, hinterlässt neben ihr drei gemeinsame Töchter, sechs Enkelkinder und eine Urenkelin.