Medaillenregen über Götzis

16 Medaillen für Vorarlberg bei Meisterschaften im Mehrkampf.
Hürdenspezialistin Beate Schrott hatte es schon am ersten Tag, als sie einen „Ausflug“ in die Mehrkampf-Welt unternommen hatte, gesagt: „Das haben sie hier nicht verdient!“ Doch die überaus widrigen Witterungsbedingungen setzten sich auch an Tag zwei der österreichischen Meisterschaften der Allgemeinen sowie der U23- , U20- und U18-Klasse bis 15.30 Uhr fort. Um 12.25 Uhr setzte gar sintflutartiger Regen ein, sodass der Stabhochsprung unterbrochen werden musste. 1975, so wird immer wieder erzählt, begann der Auftakt des mittlerweile weltbesten Mehrkampfmeetings unter ebenfalls katastrophalen Bedingungen.

Jahresweltbestleistung
Die dritten nationalen Titelkämpfe nach 1973 und 2005 im Götzner Möslestadion konnten dennoch beendet werden, Österreichs Aushängeschild im Siebenkampf Ivona Dadic (St. Pölten) ließ gar mit einer fast schon sensationellen Leistung aufhorchen. Eine neue persönliche Bestleistung, diese steht weiter bei 6552 Punkten, war ein Ziel, ein anderes der nationale Rekord der WM-Dritten Verena Preiner, der weiterhin bei 6591 Punkten steht. Die 6419 bedeuteten immerhin Jahresweltbestleistung und dies, obwohl die EM-Dritte von 2016 zumeist auf sich alleine gestellt war. „Mit den 6,25 im Weitsprung bin ich voll zufrieden, auch wenn es einfach nur kalt war. Mit dem Speer war ich erst nervös, weil alles hektisch war, man nicht zu lange im Regen stehen wollte. Und auf den 800 Metern herrschte teilweise starker Gegenwind. Wenn man aber die Bedingungen sieht, war es mein bester Siebenkampf“, erklärte Dadic nach ihrem nach Punkten drittbesten Siebenkampf bisher.

Kindheitstraum
Die Lokalmatadorinnen, Titelverteidigerin Chiara-Belinda Schuler (TS Hörbranz/5287) und Isabel Posch (TS Lustenau/5136), präsentierten sich in einer vielversprechenden Verfassung und sicherten sich die Medaillen hinter Dadics Goldenen (AK, U23 und U20 werden zusammengefasst, bei den Männern AK und U23). „Ich kann zufrieden sein, da ich nur 56 Punkte hinter meiner Bestleistung geblieben bin. Das lag am Speer, da lief es aufgrund des Wetters schlecht. Aber im Weitsprung hatte ich gleich ein gutes Gefühl und über die 800 sprang eine Bestleistung heraus“, meinte die 19-jährige Schuler.
Isabel Posch absolvierte die 800 Meter ebenfalls so schnell wie noch nie. „Das war mein erster richtiger Siebenkampf seit zwei Jahren. Weit und Speer habe ich mir mehr erwartet, dafür waren die 800 Meter mega. Davor habe ich immer Angst, die Schmerzen spüre ich immer schon, bevor sie da sind“, sagte die 20-Jährige und lachte. Kraftaufbau und Ausdauer stünden nun an erster Stelle, auch um sich den „Kindheitstraum“, einmal beim Hypomeeting zu starten, erfüllen zu können.

Überraschung
Nach Tag eins stiegen lediglich zwei der 66 Athleten und Starterinnen aus, „alle wollten in Götzis finishen“, ist sich Rene Voss, OK-Chef der ausrichtenden Sparkasse SG Götzis, sicher. Am Ende beendeten nur sieben ihren Wettkampf nicht. Österreichischer Meister wurde nicht Topfavorit Philipp Multerer (DSG Wien), der wie Mika Voss (Götzis) einen Salto nullo im Stabhoch fabrizierte, sondern, zur großen Freude von Georg Werthner, Stanislav Vala (Zehnkampf-Union) mit 6361 Zählern.

Nichts vorzuwerfen
Konstantin Beiser (Götzis/6195) musste seine Führung nach neun Disziplinen noch abgeben, „ich kann mir nichts vorwerfen, höchstens im Stabhoch. Allerdings war es da immens schwierig“, sagte der nunmehr zweifache Vizemeister. U23-Meister wurde Jonas Unterkircher (TS Lustenau/6060), der noch Bronze in der Gesamtwertung einheimste. U23-Bronze ging an Lukas Zech (Götzis/5929). Gold in der U20- beziehungsweise U18-Klasse war den heimischen Assen Daniel Bertschler (7125) und Nesta Ezeh (beide Raiffeisen TS Gisingen/5788) vorbehalten. Bertschler verbesserte damit den Uralt-Rekord von Markus Walser (6859) von 1998.

Limit für Kenia draufgehabt
„Es ist für mich eine schöne Bestätigung, dass ich das Limit für die ausgefallene U20-WM in Kenia draufgehabt hätte. Jetzt sind die 7300 für die U23-EM in Norwegen das Ziel“, meinte der U18-EM-Teilnehmer, der an der Austragung des Stabhochsprungs seine Zweifel hatte. „Viele Athleten haben überlegt, ob sie abbrechen. Ich war schon für eine Durchführung, denn ich bin Zehnkämpfer, aber einen Kompromiss wäre ich eingegangen.“
Vier Mal Edelmetall gab es zusätzlich in den Mannschaftswertungen. In fast allen Klassen fiel aber auf: Medaillen gingen teilweise mit 1000 Punkten und mehr Rückstand an die Zweit- und Drittplatzierten.