Ländle-Derby: Hochburg der Emotionen

Ein Derby steckt voller Gefühle. Immer. So auch gestern Abend in Lustenau. Von jubelnden Fans, Choreografien, Pyrotechnik, prominenten Gesichtern und Stadion-Premieren – Geschichten neben dem Spielfeld.
Wie klingt es, wenn im Ländle das Fußballspiel schlechthin stattfindet – das Derby Austria Lustenau gegen den SCR Altach? Vor allem laut! So viel kann man sagen. Stellen Sie sich einmal vor, wie viel Lärm eine Schulklasse mit Kindern machen kann. Nimmt man das mal 183, hat man zumindest eine grobe Vorstellung, wie es sich anhört, wenn 4594 Menschen schreien und pfeifen. Schon von weit aus der Ferne hört man die Jubelrufe der Ultras beider Vereine. Bumm, bumm, bumm. In einer betörenden Gleichmäßigkeit schlägt die Trommel. Die Fans beider Vereine machten sich schon am frühen Mittag auf in Richtung Reichshofstadion. Die Lustenauer Ultras mit einem Fußmarsch, die Altacher mit Bussen direkt aus der Cashpointarena.
Vor dem Spiel ist die Stimmung ausgelassen. Alle freuen sich auf die Partie, das Fußball-Fest direkt vor der eigenen Haustüre. Die Fans sind dabei ebenso bunt gemischt wie die Fantrikots. Das kleine Baby in der Trage der Mutter ist genauso dabei wie der Rentner im Rollstuhl. Fußball begeistert über Generationen hinweg. Da ist es ganz egal, ob man schon immer dabei war, unzählige Partien gesehen hat oder gar mit dem Ländle-Duell seine Stadion-Premiere feiert.
So geht es zum Beispiel Nina. Sie wurde von ihren Freunden mit nach Lustenau genommen. „Ich finde die Stimmung jetzt schon super. Ich bin gespannt, wie es wird“, sagte sie vor Anpfiff im Austria-Dorf. Ihr Tipp mit 2:0 war für den Anfang schon gar nicht schlecht, wie sich später herausstellen sollte. Auch Lustenau-Fan Randy freut sich auf eine spannende Partie. „Ich finde es super cool, dass beide Mannschaften in der Bundesliga sind. Als Lustenau-Fan hoffe ich natürlich, dass sie einen Heimsieg holen.“
Kurz vor Anpfiff zeigten die Fan-Klubs dann ihre Choreografien. „Die Götter haben es prophezeit, Lustenau regiert bis in alle Ewigkeit“, heißt es da auf der grün-weißen Tribüne. Ein Wink in Richtung Ergebnis? Die Altacher Fans haben massig Pyrotechnik dabei und zündeln immer mal wieder – erst vor Anpfiff bei der Choreo, später dann auch während des Spiels. Das führt letztlich zu einer Spielunterbrechung und Unmut bei vielen Fans auf der Haupttribüne.

Prominente Gesichter auf den Rängen
Dass ein Derby etwas ganz Besonderes ist, zeigt auch die Prominenz, die vor Ort ist. Bundesgesundheitsminister Johannes Rauch ist extra aus Wien angereist, um in seiner Heimat das Spiel zu sehen. Während der Spielunterbrechung erzählt er der NEUE, wie er das Derby empfindet. „Das ist ganz speziell. Lustenau war lange nicht in der Bundesliga, jetzt sind sie wieder dabei, das ist klasse. Die Stimmung ist wirklich super. Lustenau führt verdient, das muss ich zugeben, obwohl ich zu Altach halte.“ Die Atmosphäre sei einfach sympathisch, gerade weil nicht alles perfekt durchorganisiert und die optimale Infrastruktur vorhanden ist. Auch Landeshauptmann Markus Wallner ließ es sich nicht nehmen, das Match live im Stadion mitzuverfolgen. „Die Stimmung ist in Lustenau immer toll, dazu dann ein Derby, das ist natürlich ganz was Besonderes.“ Auf die Frage, welchem Verein er heimlich die Daumen drückt, wollte er aber nicht so recht eingehen. „Möge der Bessere gewinnen“, sagte er mit einem Lächeln.

Am Ende waren es wieder einmal die Lustenauer, die als Sieger vom Platz gingen und jubelten. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung nach dem Spiel auf den Tribünen und im Austria-Dorf. „Die Stimmung war mal wieder super, könnte echt nicht besser sein. Und das Ergebnis war traumhaft – aus Lustenauer-Sicht“, waren sich Wolfgang und Kurt einig. Matthias, auch Austria-Fan, freute sich über das tolle Spiel. Etwas enttäuscht war er allerdings von der Altacher-Leistung: „Die haben die letzten Spiele so gut gespielt, ich hab’ ehrlicherweise mehr erwartet.“ Er könne sich nicht erklären, „was da heut’ los war“. Auch zum Pyro-Einsatz der Gäste hatte er eine klare Meinung: „Das gehört zu den Fan-Gemeinschaften dazu, heute war es aber wirklich etwas übertrieben.“

Was in Lustenau auch dazugehört, konnte beobachten, wer hinter das Stadion blickte. Männer reihten sich entlang der Wiese auf und sorgten für die ausreichende Bewässerung des Grases. Am Ende des Derby-Abends freuten sich aber alle Fans auf eine baldige, hoffentlich ebenso gewaltfreie Wiederholung im nächsten Jahr.