Kurz vor Deutschland-Match: Das ist Japans Kamada

Er ist der Star im Team der Bundesliga-Legionäre. Daichi Kamada wird mittlerweile als bester Mittelfeldspieler der Bundesliga gehandelt. In Katar feiert er seine WM-Premiere.
Es gibt Länder, da fällt es schwer, den WM-Star auszumachen. Bei einigen Mannschaften liegt es daran, dass kein Spieler so wirklich bekannt ist. Bei anderen Teams ist ganz einfach die Mannschaft der Star. So ein Fall ist Japan. Blickt man in den Kader der Asiaten, fallen gleich acht Spieler der deutschen Bundesliga auf, dazu Akteure aus der Premier League, der Primera Division oder der Serie A. An hochkarätigen Spielern fehlt es ihnen also ganz offensichtlich nicht. Nur sticht so keiner mit außergewöhnlichen Leistungen oder einer wahnsinnigen Geschichte aus der Elf heraus. Das soll nicht unbedingt ein Nachteil sein. Die Japaner können ihre geschlossene Stärke durchaus zu ihren Vorteilen nutzen.
Der beste Mittelfeldspieler der Liga?

Einer fällt bei ganz genauem Hinseheen aber dennoch etwas mehr auf, als es andere Spieler des Kaders aktuell tun: Daichi Kamada. Er wird immer wieder als der beste Mittelfeldspieler der deutschen Bundesliga gehandelt. Warum? Er schießt Tore, übernimmt Verantwortung und zeigt auf dem Spielfeld vollen Einsatz. Mit sechs Toren in der laufenden Saison ist er sogar der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Liga. Und das mit einem ganz typisch japanischem Auftreten. Ruhig und bescheiden ist der Fußballer. „Er ist von seinem Naturell her kein Wortführer in der Kabine. Er ist ein aber ein Spieler, der mit Leistung vorangeht“, lobte Trainer Oliver Glasner seinen Mann für alle Mittelfeld-Fälle. Er sei schon längst zum Führungsspieler gewachsen.
Japan könnte es Deutschland schwer machen
Kamada hat im Vergleich zu Konkurrenten im Vereinsfußball oder der Nationalelf eine herausragend gute Technik vorzuweisen. Dazu glänzt er mit einem sehr guten Spielverständnis und übernimmt neuerdings auch gerne Verantwortung. All das sind Qualitäten, die die japanische Mannschaft zum Vorrunden-Schreck für Deutschland machen könnte.
Die beiden Mannschaften bestreiten das erste Gruppenspiel in der Vorrunden-Gruppe E gegeneinander. Findet der deutsche Bundestrainer Hansi Flick keinen Spieler, der Kamada einfängt, könnte es eng werden für die Deutschen – vor allem nach der schlechten Leistung im letzten Testspiel gegen den Oman.
Enorme Entwicklung in der letzten Saison
Aber zurück zu Daichi Kamada. In der vergangenen Saison war seine größte Schwäche die Ballbehauptung und -eroberung. Unter Frankfurt-Coach Oliver Glasner hat er dieses Problem aber gänzlich zu seiner Stärke umformiert. Nun glänzt er mit enormer Ballsicherheit und kann selbst in hohen Drucksituationen, wie beispielsweise im Champions League-Duell gegen Marseille, eine 92-prozentige Passquote vorweisen. Er ist also in gewisser Weise doch eine Ausnahme in der japanischen Mannschaft. Nur eben gepaart mit sehr defensivem Verhalten neben dem Platz. Bei all seiner Qualität wird es natürlich immer schwieriger für Frankfurt, den Fußballer an den Klub zu binden – auch wenn er bereits die fünfte Saison bei den Schwarz-Weißen spielt.

Baldiger Wechsel?
Immer wieder darf sich der Japaner über Angebote von Vereinen aus ganz Europa freuen. Zuletzt stand er kurz vor einem Wechsel zu Benfica Lissabon. Erst als Glasner einschritt, scheiterte der mögliche Deal. Diesmal konnte er seinen Schützling noch von einem Wechsel abhalten. Das dürfte aber in der Zukunft immer schwieriger werden. Kamadas Vertrag in der Stadt am Main läuft offiziell noch bis Ende dieser Spielzeit. Borussia Dortmund zeigte Interesse, den Spieler in den eignene Kader zu holen. Ein Transfer im Winter wäre die letzte Chance für Frankurt auf eine Ablöse, ab dem Sommer geht der Spieler ablösefrei.
Und er selbst scheint bereits über seine Zukunft entschieden zu haben. „Ich bleibe diese Saison in Frankfurt. Auch wenn es mit anderen Klubs Gespräche im Winter geben könnte, habe ich kein Interesse an einem sofortigen Abgang. Ich habe bereits beschlossen, dass ich mit diesem Trainer und diesem Team die Saison zu Ende spielen will“, so der Mittelfeld-Boss. Auch eine Vertragsverlängerung mit den Hessen schließt er nicht aus. Nun steht aber ersteinmal die Weltmeisterschaft an, und die dürfte, wie bei vielen anderen Spielern auch, richtungsweisend sein. Kann er seine guten Leistungen aus der Liga bestätigen, dürfte das Interesse einiger Klubs wachsen und seinen Marktpreise in die Höhe schnellen lassen. In Europa zu bleiben scheint für ihn aber außer Frage zu stehen.
So begann Kamadas Karriere

Kamadas Karriere begann beim Kids FC. Etwas älter geworden, wechselte er zu Gamba Osaka und bestritt nebenbei Spiele für die Higashiyama Highschool. Im Jahr 2015, also im Alter von 19 Jahren, erhielt er seinen ersten Profi-Vertrag beim japanischen Erstligisten Sagan Tosu. Dort spielte er 80 Spiele und konnte 16 Tore erzielen. Frankfurt, ein Verein, der bekannt dafür ist, japanische Talente zu engagieren, hatte ein Auge auf den Spieler geworfen und bot ihm 2017 einen Vertrag in Deutschland an. Der Spieler sagte zu und blieb dem Verein bis heute treu. Sein Talent kommt nicht von ungefähr. Kamadas Vater war selbst Fußballer und spielte bis zu den College-Leagues. Er selbst konnte seine Karriere nicht professionalisieren, trauerte dem aber immer wieder nach. Daher war es ihm wichtig, eine Fußballschule für seinen Sohn zu finden und dessen Talent zu fördern.
Familie in Frankfurt
Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn lebt Kamada heute in Frankfurt. In der Corona-Zeit lernte er es zu schätzen, viel Zeit für seine Liebsten zu haben, erzählte er in einem Eintracht-Interview. Bei seinen eigenen ersten Fußballschritten waren seine Eltern stets dabei und filmten ihn. Das hat ihm offenbar gut getan, und er versucht das gleiche für seinen Sohn zu tun – so viel es geht da zu sein und ihn zu unterstützen.
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Japans Chancen in Katar
Bei der WM in Katar feiert der Kicker sein Turnier-Debüt im japanischen Jersey. Das Ziel der Mannschaft bei dem Turnier ist klar: Sie wollen das Viertelfinale erreichen. Das weiß auch Hansi Flick: „Japan ist eine Mannschaft, die immer dabei ist. Sie haben viele Spieler, die in der Bundesliga spielen. Von daher haben sie eine hohe Qualität“, meint der deutsche Bundestrainer. Nach einer holprigen Qualifikation für das Tunier dürfte der Kader aber erst einmal auf der Suche nach Selbstvertrauen sein. Fest steht, wenn Spieler wie Kamada die gleichen Qualitäten zeigen können wie in der Bundesliga, könnten die Japaner für eine echte Überraschung sorgen. Ob sie in der Hammer-Gruppe aber gegen Costa Rica, Spanien und Deutschlad bestehen können, ist fraglich.

Übrigens, nicht wundern: Bei den Japanern steht Daniel Schmidt zwischen den Pfosten. Auch wenn der Name deutsch klingt, erinnert sich der Japaner nicht, welche Generation seiner Familie von dort kommt.