Sport

Ohne Schiedsrichter kein Fußball

09.03.2023 • 15:59 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Präsentierten das Projekt „Schiedsrichter 2025“: VFV-Boss Horst Lumper, Schiedsrichter Matthias Winsauer, Nikolaus Baumann, Obmann des Vorarlberger Schiedsrichterkollegiums und VFV-Sportdirektor Andi Kopf. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Präsentierten das Projekt „Schiedsrichter 2025“: VFV-Boss Horst Lumper, Schiedsrichter Matthias Winsauer, Nikolaus Baumann, Obmann des Vorarlberger Schiedsrichterkollegiums und VFV-Sportdirektor Andi Kopf. Klaus Hartinger

Der VFV und das Vorarlberger Schiedsrichterkollegium präsentieren das Projekt „Schiedsrichter 2025“, mit dem das Schiedsrichterwesen reformiert und aufgewertet wird.

Es gibt wohl kaum eine andere Sportart, bei der sich so viele Zuschauer dazu berufen fühlen, die Entscheidungen des Schiedsrichters anzuzweifeln – und bei der auch die Spieler und Trainer alles klarer und damit richtig wahrgenommen haben als der Spielleiter. Gleichzeitig gibt es aber wohl auch kaum eine andere Sportart, bei der selbst die Spieler und Trainer nicht wissen, wie die Regeln exakt lauten. Das heißt, Entscheidungen am und um den Platz werden nicht nur emotional geführt, sondern zumeist mit Halbwissen, das noch dazu mit der Vereinsbrille ausgelegt wird.

Schiedsrichtermangel
Das alles führt nicht nur in den großen Fußballstadien dieser Welt zu hitzigen Atmosphären, die Schiedsrichter kommen auch hierzulande insbesondere bei Nachwuchspartien, aber auch den VFV-Spielen immer mehr unter Druck. Dieses ungute Klima ist einer der Gründe dafür, warum national und international der Schiedsrichtermangel immer akuter wird; und auch der heimische Fußball leidet an einem dramatischen Schiedsrichterschwund. Standen dem VFV im Jahr 2014 noch 193 Schiedsrichter zu Verfügung, sind es jetzt nur mehr 121; und damit um mehr als ein Drittel weniger als noch vor neun Jahren. Das führt zu immensen Problemen bei der Besetzung der Partien, nicht selten müssen Vereinsschiedsrichter, die eigentlich nur für die Leitung von Nachwuchsspielen angedacht sind, Spiele im VFV-Meisterschaftsbetrieb leiten.
Der Vorarlberger Fußballverband hat sich in den vergangenen Monaten unter der Federführung von VFV-Sportdirektor Andi Kopf der Thematik angenommen; und bildeten zusammen mit dem Vorarlberger Schiedsrichterkollegium, der STRUMA, 20 Vereinen und 20 Schiedsrichtern eine Arbeitsgruppe.

VFV-Boss Horst Lumper zeigt dem respektlosen Umgang mit den Schiedsrichtern die Rote Karte. <span class="copyright">Klaus Hartinger </span>
VFV-Boss Horst Lumper zeigt dem respektlosen Umgang mit den Schiedsrichtern die Rote Karte. Klaus Hartinger

Maßnahmen

Zwischen Oktober 2022 und März 2023 erarbeiteten die Beteiligten unter der Moderation von Kopf sowie dem langjährigen FIFA-Schiedsrichter Matthias Winsauer einen vielfältigen Maßnahmenkatalog, mit dem Ziel, dass in Vorarlberg bis 2025 die Zahl der Schiedsrichter wieder auf mindestens 180 Unparteiische steigt – aber auch, dass die Schiedsrichterleistungen durch ein verbessertes Ausbildungsangebot auch qualitativ besser werden. Auch die Anzahl der weiblichen Schiedsrichter soll ansteigen.
Für die Erreichung dieser Ziele soll die Attraktivität der Schiedsrichter-Tätigkeit erhöht werden. So wurden die Schiedsrichtergebühren per sofort um knapp ein Drittel erhöht. Die Schiedsrichter bekommen von VFV-Ausrüster jako eine neue Ausrüstung. Der Auf- und Abstiegsprozess für Schiedsrichter wurde optimiert, womit neue Anreize geschaffen werden, die Analysen der Schiedsrichterleistungen werden vertieft. Die Ausbildung der Schiedsrichter wiederum wird an die VFV-Trainerakademie eingebunden, das soll die Qualität der Schiedsrichter-Ausbildung und damit den Spaßfaktor erhöhen. Die Kurskosten für Schiedsrichter-Neulinge, die 300 Euro betragen, entfallen zukünftig, wenn die Anmeldung über einen Verein erfolgt.
Einen smarten Lösungsansatz hat die Arbeitsgruppe für das Problem gefunden, dass viele neue Schiedsrichter schon nach den ersten Spielleitungen das Handtuch werfen: Und zwar bekommen die neuen Schiedsrichter einen gestandenen Schiedsrichter als Paten zurseite gestellt, mit dem sie anfangs nicht nur mindestens drei Spiele zusammen leiten sollen, sondern der auch als ihr Beobachter und Ratgeber fungiert.
Der Pate ist eine persönliche Anlaufstelle für die neuen Schiedsrichter, um über Erlebnisse am Platz zu sprechen und so eine ungezwungene Aufarbeitung in Gang zu setzen.

Nikolaus Baumann, Obmann des Vorarlberger Schiedsrichterkollegiums, VFV-Sportdirektor Andreas Kopf und der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Matthias Winsauer beim Austausch vor der Pressekonferenz. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Nikolaus Baumann, Obmann des Vorarlberger Schiedsrichterkollegiums, VFV-Sportdirektor Andreas Kopf und der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Matthias Winsauer beim Austausch vor der Pressekonferenz. Klaus Hartinger

Countdown

Neu ist auch, dass, angelehnt an den internationalen Fußball, ein Spieltags-Countdown eingeführt wird. Dieser regelt ab sofort minutiös, welche Aufgaben der Schiedsrichter vor dem Spiel hat und klärt die Vereine auf, bis wann dem Schiedsrichter zum Beispiel die Aufstellung oder die Dressen bekanntgegeben werden müssen – und bis wann die Spieler auf dem Feld sein müssen. Dieser Countdown erleichtert die Spielabwicklung und gibt gerade den neuen Schiedsrichtern einen Leitfaden an die Hand, der Sicherheit schafft.
Eine weitere Neuerung ist, dass die Schiedsrichter einen Medienbeauftragen bekommen: der ehemalige NEUE-Marketingleiter Felix Streibert übernimmt diese Aufgabe, der gar mit einer Laufbahn als Bundesliga-Schiedsrichter liebäugelte. Letztlich wird bei der Entwicklung der Schiedsrichterzahlen viel von der Kommunikation untereinander abhängen, und wie viel Wertschätzung die Unparteiischen bekommen. Klar ist: Ohne Schiedsrichter gibt es kein Fußballspiel.

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