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Altachs Lage ist selbstverschuldet

13.03.2023 • 22:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Altachs Lage ist selbstverschuldet

Mit der Niederlage gegen Ried ist Altach auf den letzten Tabellenplatz gerutscht. Ein Kommentar zur SCRA-Misere.

Ein Abstieg ist immer das Ergebnis vieler falscher Entscheidungen. Altach hat in den vergangenen Jahren sehr viele falsche Entscheidungen getroffen und ist deshalb wie schon vor einem Jahr in akuter Abstiegsgefahr. Man wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum zweiten Mal in Folge den Grunddurchgang als Letzter abschließen. Was für einen finanzstarken Verein wie Altach in einer ab der zweiten Tabellenhälfte so finanzschwachen Liga wie der österreichischen Bundesliga eine Bankrotterklärung ist.

Wendepunkt
Ein Wendepunkt in der SCRA-Historie war die Trennung von Sportdirektor Georg Zellhofer im September 2019. Mit ihm ging nicht nur sehr viel sportliche Kompetenz im Verein verloren, sondern auch eine starke Gegenstimme zu Geschäftsführer Christoph Längle. Zellhofer war einer, der kontroverse Diskussionen nicht scheute, der einen klaren Standpunkt hatte und spätestens nach seiner Beförderung zum Geschäftsführer Sport auch die Kompetenzen hatte, um seine Vorstellungen durchzusetzen. Altach schaffte es in der Ära ­Zellhofer zwei Mal in das Play-off der Europa League. Beide Male fehlte nur ein Tor auf die Gruppenphase. Seit Zellhofers Abgang befindet sich der Verein im Sturzflug. Weil viele weitere personelle Fehlentscheidungen folgten. Georg Festetics ist bereits der dritte Sportdirektor/Sportliche Leiter seit dem Zellhofer-Abgang, Miroslav Klose wiederum der fünfte Trainer seit 2019.

Altachs Lage ist selbstverschuldet
Den Abgang von Georg Zellhofer konnten die Altacher nicht kompensieren. Stilovsek

Keine Lehren gezogen
Es ist erschreckend, dass die Altacher aus dem glücklichen Klassenerhalt im Vorjahr keine Lehren gezogen haben. Der Sportliche Leiter Werner Grabherr durfte bleiben und führte wochenlang eine medial ausgetragene Trainersuche. Als in der zweiten Juni-Woche klar war, dass Wunschtrainer Martin Stocklasa nicht zu bekommen war, musste Grabherr die Suche wieder bei Null beginnen und in der ersten Vorbereitungswoche selbst das Training leiten. Er zauberte schließlich mit Miroslav Klose einen großen Namen aus dem Hut. Aber wenn man beiseiteschiebt, was Klose als Spieler geleistet hat, bleibt übrig, dass Altach einen Trainer holte, der noch nie als Cheftrainer im Profifußball gearbeitet hat und überhaupt keine Berührungspunkte zur österreichischen Bundesliga mitbrachte.
Der aktuelle Absturz ans Tabellenende begründet sich nicht zuletzt mit einer völlig misslungenen Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde. Klose hat die Mannschaft taktisch nicht weiterentwickelt und es verpasst, dem Team ein stabiles Gerüst zu geben.

Wenig Spielraum
Die Vereinsleitung wiederum schaffte es nicht, den dringend benötigten Abwehrboss zu verpflichten, man holte keinen Mittelstürmer, der Tore garantiert. Letztlich wurden Talente verpflichtet, die Altach überhaupt nicht weiterhelfen, sondern viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Wie Junggoalie Andreas Jungdal, mit dem man völlig unnötig eine Torhüter-Diskussion entfachte. Also selbst im Winter noch schätzte man in Altach die Lage falsch ein. Und so ist nach wie vor alles Stückwerk in Altach. Klose hat weiterhin keine Stammelf, setzt Spieler auf fremden Positionen ein, es fehlen die Automatismen. Altachs Spiel hat de facto keine Stärken mehr. Am Wochenende kehrte Klose zur Viererkette zurück, realtaktisch agierten die Spieler oft ähnlich tief wie bei einer Fünferkette.
Was man beim SCRA jetzt noch tun kann? Schwierig. Nach dem letzten Grunddurchgangsspiel, dass Altach am Sonntag in Salzburg bestreitet, steht eine Länderspielpause an. Es wäre der letzte halbwegs vernünftige Zeitpunkt für einen Trainerwechsel. Aber ein Allheilmittel ist das nicht. Der Kader ist nicht Bundesliga-tauglich, es fehlen die Führungsspieler und es fehlt auch immer öfter die Mentalität. Bis ein neuer Trainer die Mannschaft kennengelernt hat, ist das halbe Abstiegs-Play-off um. Klar ist: In Altach darf man sich jetzt keine weiteren Fehler mehr erlauben.

Jetzt ist beim SCRA auch Geschäftsführer Christoph Längle gefragt. Man darf sich im Abstiegskampf keine Fehler mehr erlauben. <span class="copyright">Philipp Steurer</span>
Jetzt ist beim SCRA auch Geschäftsführer Christoph Längle gefragt. Man darf sich im Abstiegskampf keine Fehler mehr erlauben. Philipp Steurer

Kämpferherz gefragt

Noch ist nichts verloren, speziell Ried erscheint ähnlich schwach wie Altach. Aber die Rieder beweisen sehr viel Moral und Kämpferherz. Wenn die Altacher jetzt nicht schleunigst auch endlich zu kämpfen beginnen, wird in der nächsten Saison nicht Lustenau, sondern Lafnitz in der Cashpoint-Arena spielen. Es wäre ein Abstieg, am Ende einer langen Fehlerkette.

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