In Altach braucht es einen Neuanfang

Der SCR Altach ist erneut akut abstiegsgefährdet. Weil man keine Lehren aus dem glücklichen Klassenerhalt vom Mai 2022 gezogen hat. Ein Kommentar zur SCRA-Misere.
Die Luft für die Altacher wird immer dünner. Spätestens nach der gestrigen Leistung fehlt einem die Fantasie, wie die Rheindörfler kommende Woche beim direkten Duell in Ried bestehen wollen. Die Mannschaft ist verunsichert, agiert ängstlich – vor allem fehlt in allen Mannschaftsteilen schlichtweg die Qualität.
Fehlerkette
Klubintern hat die Suche nach den Schuldigen längst begonnen – und dabei zeigen wie so oft in Altach die Finger auf die sportlich Verantwortlichen, das sind dieses Mal Sportdirektor Georg Festetics und Scout Wolfgang Meier.
Passend dazu machten zuletzt medial ungewöhnlich kritische Bewertungen von Altachs Neuzugängen die Runde. Aber so einfach ist das längst nicht mehr in Altach. Dafür reicht die Fehlerkette der Rheindörfler zu weit zurück, wobei es müßig ist, nun über Fehlentscheidungen zu diskutieren, die Jahre zurückliegen. Aber sehr wohl muss angesprochen werden, dass die Altacher aus dem glücklichen Last-Minute-Klassenerhalt vom 20. Mai 2022 keine Lehren zogen und einfach weiterwurschtelten.
PR-Coup
Letztendlich setzte man alles auf PR-Coup Miroslav Klose – der deutsche Weltmeister sollte es richten. Dass Klose zuvor noch nie Cheftrainer einer Profimannschaft war, blendete man aus, nicht zuletzt deshalb, weil man nach der in aller Öffentlichkeit gescheiterten Trainersuche ohne Trainer in die Vorbereitung ging. Als Klose im Laufe der ersten Trainingswoche an den Haken ging, musste man zugreifen, wenn man nicht noch mehr Zeit vergeuden wollte. Außerdem hatte Klose die Strahlkraft, all die Pannen davor für Erste vergessen zu machen. Mit bekanntem Ausgang: Die Strahlkraft wich den Ergebnissen im Alltag. Nach dem Grunddurchgang musste Klose gehen, nachdem ihm im Winter noch seltsame Spielerwünsche wie Jurica Jurcic und Simon Nelson erfüllt wurden. Schon damals war hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass Klose und Fetetics selten einer Meinung waren, Klose aber in Geschäftsführer Christoph Längle einen großen Mitstreiter hatte. Deutlich vielversprechendere Alternativen wurden abgelehnt, einer, der inzwischen anderswo groß von sich reden macht, soll bereits mittrainiert haben in Altach.
Unbequem
Noch hat es Altach selbst in der Hand, die Klasse abermals zu halten. Doch egal, wie dieser Abstiegskampf endet: die Zeiten des Zudeckens müssen in Altach vorbei sein. Es wird Zeit für unbequeme Fragen, denen sich vor allem Christoph Längle stellen muss. Denn wenn sich so viele Entscheidungen bei der Besetzung von Schlüsselpositionen als falsch erweisen, dann ist es nicht mehr damit getan, den nächsten Trainer oder gar den nächsten Sportdirektor zu holen. Klaus Schmidt ist der sechste Cheftrainer, der in Altach seit Juli 2018 am Werk ist – Interimstrainer Wolfgang Luisser gar nicht mitgerechnet, Festetics der dritte Sportdirektor seit dem herbeigeführten Abgang des als unbequem geltenden Georg Zellhofer im Herbst 2019.
Handschrift
Altachs Niedergang vom Europa-League-Aspiranten in den Jahren 2015 und 2017 zum nunmehrigen Dauer-Abstiegskandidaten fällt in letzter Konsequenz in die Verantwortung von Längle, zumal er der Einzige ist, der in all den Jahren immer auf der Kommandobrücke war und mit seinen Personal- und Budget-Entscheidungen die Richtung vorgab. So groß seine Verdienste um den SCRA sind, der Tabellenstand trägt längst auch seine Handschrift.
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