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„Boxen ist in, das Potenzial ist da“

20.05.2023 • 04:08 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
„Boxen ist in, das Potenzial ist da“
Muchammad Deshen (r.) vor drei Jahren in der Schorenhalle. Jochen Dedeleit

Nach über drei Jahren findet heute (20 Uhr) wieder ein Box-Vergleichskampf in der Dornbirner Schorenhalle statt. Österreichs LZ West erwartet eine Ostschweizer Auswahl.

„Ich denke schon, dass die Leute kommen werden. Boxen ist in, das Potenzial im Land ist vorhanden“, sagt einer, der es wissen sollte. Toni Schrott, der Zwei-Sterne-Trainer des Weltverbands IBA, Nachfolgeverband der äußerst umstrittenen Aiba, ist zuversichtlich, dass sich heute Abend ab 20 Uhr nach über drei Jahren (Corona-)Pause wieder mehrere Hundert Boxfans in der Schorenhalle einfinden werden, um das rot-weiß-rote Leistungszentrum West gegen eine Auswahl der Eidgenossen, der BG Ostschweiz, anzufeuern. Die Schweizer verkaufen die insgesamt vier Vergleiche mit den Österreichern in den kommenden sechs Wochen als fünfte Auflage des 2017 eingeführten internationalen Bodensee-Cups, was aber aufgrund der Abstinenz eines deutschen Vereins doch sehr fragwürdig erscheint.

Super Angelegenheit

„An sich ist es eine super Angelegenheit, aber die Förderung der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK) für den Cup ist beendet worden. Und diese Förderung garantierte den teilnehmenden Auswahlen und Vereinen doch die Übernahme eines nicht unerheblichen Teils, der für so eine Veranstaltung investiert werden muss“, erklärt der Dornbirner, der auf Boxkämpfe bei weitem nicht so lange warten musste wie die heimische Boxszene. Schließlich begleitet Toni Schrott die österreichischen Faustkämpfer als Trainer auch auf Welt- und Europameisterschaften, vor allem der Braunauer Superschwergewichtler Ahmed Hagag sorgte mit seinem Titel bei den U-22-Europameisterschaften für Aufsehen. Doch auch im olympischen Boxen hat sich einiges getan, die in Dornbirn bestens bekannten Eliteboxer und Publikumslieblinge Edin Avdic und Hassan Salami wechselten mittlerweile ins Profilager und feierten dort schon ihre erste Siege. „Ich habe den Cup immer auch als einen Schritt auf die internationale Ebene gesehen“, sagt Schrott, der freilich auch aufgrund des eben erwähnten Aderlasses weiß, „dass wir alle zu wenig Boxer haben, um einen Kampfabend ohne Verstärkungen über die Bühne bringen zu können“.

Toni Schrott (mitte) ist einer, der immer Klartext spricht. <span class="copyright">Jochen Dedeleit</span>
Toni Schrott (mitte) ist einer, der immer Klartext spricht. Jochen Dedeleit

Klartext

Eine Tatsache, die bei Fans wie Medien für reichlich Kopfschütteln gesorgt hatte, soll aber (hoffentlich endgültig) der Vergangenheit angehören: Dass ein Boxer, der etwa im Mai für Österreich in den Ring geklettert ist, im Juni für die Schweiz für die Punkte auf der Habenseite sorgen sollte. „Die beste Lösung wäre, wenn die jeweiligen Verbände einsteigen würden und diese dann auch für die Boxer sorgen. Aber oft werden allen Interessierten gute Kämpfe vorenthalten, weil irgendjemand Angst hat, dass sein Boxer ja verlieren und die Kampfbilanz Schaden nehmen könnte“, spricht das Urgestein des BC Dornbirn wie meistens Klartext. Auch in der Profiszene ist diese angesprochene Angst weit verbreitet und sorgt immer wieder für Unmut.

Aushängeschild

Die Bilanz von Dornbirns mehrfachem Nachwuchsmeister Muchammad Deshen hat in letzter Zeit schon Schaden genommen (16 Niederlagen in 45 Kämpfen), der Familienvater verlor seine letzten sechs Kämpfe allesamt. „Er erarbeitet sich immer einen Vorsprung und meint, diesen über die Zeit bringen zu können. Das sieht das Kampfgericht aber meistens anders. Ich hoffe, es findet bei ihm jetzt ein Umdenken statt.“ Auch das zweite Dornbirner Aushängeschild Alu Abubakarov soll heute Abend zum Einsatz kommen, bei der ÖM letzte Woche in Kärnten musste sich der Nachwuchsmeister von 2022 diesmal aber mit Silber begnügen.

Verlorene Jahre

„Vor allem den jüngeren Boxern fehlen die beiden Jahre, die durch Corona verloren gingen. Aber Leute, die boxen wollen, haben wir genug. So sind unsere sechs Trainingsgruppen mit jeweils 20 Teilnehmern voll“, sagt Schrott, der bei der Aufstellung, sprich dem Suchen von infrage kommenden Boxern von Suleyman Kubat vom BC Unterberger Wörgl unterstützt wird. Freuen dürfe man sich auf den Frauenkampf von Sina Seidemann und den Halbmittelgewichtskampf zwischen Edins Bruder Esad und dem Baden-Württembergischen Meister Mario Loguercio vom BC Singen, dem Verein, für den schon Dornbirns Box-Legende Jürgen König in der 2. Bundesliga antrat.

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