I Got You Babe – Altach hat einen Neuen

Der bisherige Co-Trainer Joachim Standfest wird Cheftrainer beim SCRA. Eine Einordnung der Altacher Trainerwahl.
Altach befördert Co-Trainer Joachim Standfest zum Cheftrainer. Neu ist diese Vorgehensweise nicht beim SCRA, schon 2018 beförderten die Altacher mit Werner Grabherr den damaligen Co-Trainer zum Chef, übrigens ebenfalls als Nachfolger von Klaus Schmidt. Klar ist: Standfests Ernennung zum Chef ist legitim, er ist seit März im Verein, kennt die Strukturen, die handelnden Personen und den Kader. Das verschafft ihm einen Startvorteil. Klar ist aber auch: Viel Kredit wird er in der Öffentlichkeit nicht haben, denn natürlich haftet ihm das Etikett der einfachsten Lösung an. Zumal der 43-jährige Steirer als Trainer nur eine Profisaison vorzuweisen hat – 2020/21 coachte der Ex-Nationalspieler Zweitligist Amstetten. Ansonsten war er noch ein halbes Jahr Cheftrainer bei Regionalligist Sturm Graz II und betreute 13 Monate die AKA-U18 von Austria Wien.
Experiment
Nein, vom Hocker haut einem die Standfest-Wahl nicht, kann sie gar nicht, weil man sich als Außenstehender beim SCRA wie ein Gefangener in einer Zeitschleife, sozusagen der Vorarlberger Fußballversion von „Und täglich grüßt das Murmeltier“, fühlt. Neue kommen, werden hochgelobt und früh entlassen oder gehen nicht zuletzt aus Perspektivlosigkeit. Besonders viel Mut macht da auch nicht, dass Standfest als Spieler ein Titelsammler war. Denn wäre das ein Qualitätsmerkmal, wäre ja Miroslav Klose noch im Amt. Standfest ist vielmehr so wie Grabherr und Klose ein Experiment.
Milchmädchenrechnung
Es ist dem SCRA zu wünschen, dass sich dabei dieses Mal der Erfolg einstellt, denn der Reiz des Neuen, das in Wahrheit nur mehr ein altes Lied ist, hat sich in Altach längst verbraucht. So wie Bill Murray im besagten Murmeltier-Klassiker morgens „I Got You Babe“ im wahrsten Sinne des Wortes auf den Wecker geht. Standfest ist der fünfte SCARA-Trainer seit Februar 2021, es braucht dringend mehr Kontinuität – und auch mit den Ausreden muss Schluss sein. Zuletzt machte in Altach die Runde, dass ein Verein, dessen Stadionkapazität mit 8500 Plätzen über der Einwohnerzahl des Heimartorts liegt, nur den Klassenerhalt als Ziel formulieren könne. Was bedeuten würde, dass Lustenau mit knapp 24.000 Einwohner mehr als dreifache Potenzial als Altach hat.
Natürlich ist das eine Milchmädchenrechnung, die niemals aufgeht, zumal Altach im Herz des Rheintals liegt, das etwa 270.000 Einwohner hat. Würde man diese Rechnung nämlich für bare Münze nehmen, müsste man ja auch hinterfragen, für was der SCR Altach ein VIP-Gebäude um 17 Millionen Euro braucht. Entscheidend sind vielmehr das Budget und die Zuschauerzahlen. Und da hat Altach mit einem Budget von 10 Millionen Euro und einem Zuschauerschnitt von selbst in Krisenzeiten an die 5000 Zuschauer Beachtliches vorzuweisen. Mit der Ausgangslage muss man in der finanzschwachen österreichischen Bundesliga zumindest in guten Jahren ums Obere Play-off mitspielen – statt Jahr für Jahr zittern zu müssen.
Happy End
Ja, der SCR Altach kann viel mehr, als man zuletzt gezeigt hat. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Vereine wie Austria Klagenfurt oder der WAC inzwischen so viel erfolgreicher sind als die Rheindörfler. Außer eben, dass man beim SCRA nun schon über Jahre hinweg keine gute Arbeit mehr geleistet hat und sich viel zu viele Fehler erlaubt hat. Das muss ein Ende haben, hoffentlich jetzt mit Sportdirektor Kirchler und Trainer Standfest beim x-ten Neuanfang. Sonst wird Altachs Murmeltierstreifen kein Happy End nehmen.