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Die neue Welt des David Reinbacher

30.06.2023 • 05:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die neue Welt des David Reinbacher
Ein Blick in die Arena Centre Bell in Montreal, der neuen sportlichen Heimat von David Reinbacher, der beim NHL-Draft erstmals das Jersey der Canadiens überzog. AFP (2)

Der 18-jährige Lustenauer David Reinbacher wurde beim NHL-Draft in der Nacht auf Donnerstag als Fünfter von NHL-Rekordchampion Montreal gepickt. Die Hintergründe.

Es war ein Moment, der nicht nur in die Vorarlberger und österreichische Eishockeygeschichte eingehen wird. Als Canadiens-Legende Carey Price beim NHL-Draft in Nashville um 1.45 Uhr MESZ zum Mikrofon schritt und Montreals Pick bekanntgeben sollte, vergaß der langjährige Goalie der Canadiens den Namen des Auserwählten: David brachte der 35-Jährige noch heraus, doch dann entglitt ihm, offensichtlich beim Versuch, den Nachnamen richtig auszusprechen, plötzlich der Familienname des neuen Klub-Verteidigers. Und so hing für quälend lange Sekunden der Vorname David in der Luft.

Reinbacher auf dem Weg zur Bühne nach der Bekanntgabe des Picks. <span class="copyright">AFP</span>
Reinbacher auf dem Weg zur Bühne nach der Bekanntgabe des Picks. AFP

Glamouröse Marke

Im Grunde gingen mehr oder minder alle davon aus, dass Reinbacher gemeint war, doch Sicherheit hatte die Eishockeywelt und der 18-Jährige selbst erst, als Montreals General Manager Kent Hughes das Wort übernahm und sagte: „Wir haben es so geplant: David Reinbacher.“ Dieser Fauxpas wird wohl noch in Jahrzehnten bei keinem Draft-Rückblick fehlen und war der Farbtupfer eines ansonsten perfekt inszenierten, und deshalb etwas sterilen Abend in der Bridgestone Arena in Nashville.

Reinbacher auf der ganz großen NHL-Draft-Bühne mit den Verantwortlichen der Montreal Canadies. Links von ihm: GM Kent Hughes. <span class="copyright">AP</span>
Reinbacher auf der ganz großen NHL-Draft-Bühne mit den Verantwortlichen der Montreal Canadies. Links von ihm: GM Kent Hughes. AP

Als Erstes gewusst hatte es Vater Harald Reinbacher, dass die Canadiens David ausgewählt hatten – die Klub-Verantwortlichen vertrauten es dem 50-Jährigen und einstigen EHC-Lustenau-Verteidiger unmittelbar vor Beginn des Drafts an. Damit ist Reinbacher beim NHL-Rekordchampion gelandet, der laut Forbes mit einem Wert von 1,85 Milliarden Dollar die drittwertvollste Eishockey-Marke der Welt ist. Die Canadiens spielen in der Centre Bell, die Arena fasst 21.000 Plätze, die Stadt Montreal wiederum liegt im frankokanadischen Quebec und zählt knapp 1,8 Millionen Einwohner. Das also ist die neue Welt des David Reinbacher.
Passend dazu hat sich der Lustenauer nach seinen ersten offiziellen Worten: „Hallo, mein Name ist David. Ich kann es nicht erwarten, nach Montreal zurückzukommen. Ich war schon einmal dort“, dann im privaten Kreis bei seinem neuen Team vorgestellt, wie General Manager Hughes später offenbarte: „Das erste, was David uns am Drafttisch sagte, war: „Ich kann es kaum erwarten, meine Schuhe anzuziehen und euch zu helfen, den Stanley Cup zu gewinnen“. Nun, von diesem ganz großen Ziel sind sie bei den Canadiens, die von ihren Fans als „Habs“ bezeichnet werden, aktuell ein gehöriges Stück entfernt, zuletzt qualifizierte sich Montreal in der Saison 2020/21 für die Play-offs, der letzte Titel liegt gar 30 Jahre zurück. Aber bei den Habs wollen sie eine neue Mannschaft aufbauen – und gerade deshalb sind die Canadiens für Reinbacher eine passende Organisation. Wann der Vorarlberger Teil dieser neuen Mannschaft wird, ist noch offen. Es ist möglich, dass Reinbacher ein weiteres Jahr beim EHC Kloten bleibt und seine Berufsausbildung zu Ende bringt.

Reinbacher spricht nach dem Draft mit den vielen Medienvertretern. <span class="copyright">AFP</span>
Reinbacher spricht nach dem Draft mit den vielen Medienvertretern. AFP

Entscheidung

In zwei Wochen beginnt bei den Canadiens mit dem Development Camp das erste Trainingslager, dann werden die Verantwortlichen zusammen mit Reinbacher die Lage bewerten. „Er kann auch in der AHL spielen. Das ist eine Entscheidung, die wir später treffen müssen“, so General Manager Hughes. Die Fans der Habs sind wenig begeistert vom Erstrundenpick ihrer Verantwortlichen, sie hätten lieber Center Ryan Leonard oder den russischen Flügelstürmer Matvei Michkov bei ihrem Klub gesehen, obwohl Michkov noch bis 2026 in St. Petersburg unter Vertrag steht.

Rekord-Pick

Reinbacher, der seine Karriere beim EHC Lustenau begann, ist der dritte Vorarlberger innerhalb von vier Jahren, der beim NHL-Draft gepickt wurde. Im Vorjahr wurde der Rankweiler Vinzenz Rohrer ebenfalls von den Canadiens gepickt, wobei Rohrer nun vorerst nach Europa zu den ZSC Lions zurückkehrt. Den Anfang machte freilich Marco Rossi im Jahr 2020, der als Neunter von Minnesota Wild ausgewählt wurde und am 6. Jänner 2022 beim Auswärtsspiel in Boston sein NHL-Debüt gab. Reinbacher ist damit der Vorarlberger, der am frühesten gepickt wurde – mit Position fünf stellt der Lustenauer auch den Österreich-Rekord von Thomas Vanek ein, der 2005 als Fünfter gepickt wurde. Alles weitere wird die Zeit weisen.