Kommentar

„Raus aus der Komfortzone“

04.09.2023 • 15:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Dornbirn-Trainer Thomas Janeschitz spricht Klartext. <span class="copyright">Hartinger</span>
Dornbirn-Trainer Thomas Janeschitz spricht Klartext. Hartinger

Mir scheint, dass die Selbstwahrnehmung bei dem ein oder anderen Spieler nicht mit der Wahrnehmung von der Gruppe übereinstimmt.

Liebe Fußballfans, ich melde mich direkt aus dem Mannschaftsbus. Wir befinden uns auf der Heimfahrt aus Horn, hinter uns liegt mit der 0:3-Niederlage ein ernüchterndes Auswärtsspiel. Unser Auftritt stimmt mich nachdenklich. Es war in allen Belangen absolut zu wenig. Besonders hellhörig macht mich, dass wir nach dem ersten Rückschlag wieder komplett zusammengebrochen sind. Die ersten knapp 35 Minuten waren wir die dominierende Mannschaft. Und dann fangen wir uns aus einem Eckball heraus das 0:1 und sind danach nicht mehr wiederzuerkennen.

Vor dem Spiel war ich gespannt darauf, wie die Mannschaft auf die 0:5-Derbyniederlage gegen Bregenz reagiert. Nach dem Rückstand war leider überhaupt keine Reaktion mehr erkennbar; und anders als gegen Bregenz habe ich mit dem Verlauf der Partie dann auch kein Bemühen mehr erkennen können. Die Mannschaft hat nicht das umgesetzt, was wir uns für diese Partie vorgenommen hatten – wir wollten viel entschlossener in die Zweikämpfe gehen, ein besseres Aufbauspiel zeigen. Stattdessen war das nicht ligatauglich, was wir geboten haben. Ich kann zwei, drei Spieler herausnehmen, aber alle anderen haben mir nicht den Eindruck gemacht, dass sie verstanden haben, worum es bei uns geht. Es muss allen klar sein, wer wir als FC Dornbirn sind, woher wir kommen, welche Möglichkeiten wir haben und was unser Weg ist.

Es ist meine Aufgabe, die Gründe dafür herauszufinden und dann gegenzusteuern. Bei unserem nächsten Training am Montag werde ich deutliche Worte finden, weil man nach so einem Spiel deutlich werden muss. Direkt nach dem Spiel habe ich darauf verzichtet, aus der Emotion heraus nach Worten zu suchen. Unser Sportdirektor Eric Orie hat jedoch die passenden Worte gefunden.
Es ist noch früh in der Saison, uns bleibt noch genügend Zeit, um aufzuwachen, im Betreuerstaff werden wir zusammen mit Eric Orie besprechen, was wir verändern können. Dieser Auftritt heute wird in Kombination mit dem Gesamteindruck von dieser Saison Konsequenzen bei der Mannschafsaufstellung haben. Die Mannschaft muss wieder auf ihre Stärken vertrauen, aber es braucht auch die Mitarbeit und die Professionalität eines jeden Einzelnen sowie die Identifizierung mit dem Beruf. Genau das habe ich bei der Spielbesprechung angesprochen, leider hat genau diese Einstellung gefehlt.

Wir bestreiten am Freitag ein Testspiel gegen die WSG Tirol, dabei werde ich den ein oder anderen Spieler aus der Komfortzone herausholen. Mir scheint, dass die Selbstwahrnehmung bei dem ein oder anderen Spieler nicht mit der Wahrnehmung von der Gruppe übereinstimmt und es sich der ein oder andere in einer Scheinwelt bequem gemacht hat. Einige sind viel zu sehr mit selbst beschäftigt, es ist nun an mir und uns, diese Spieler wieder einzufangen.
Eine so weite Busfahrt mit einer so schmerzhaften Niederlage im Gepäck ist nicht angenehm. Ich werde mir gleich das Spiel anschauen und mit der Aufarbeitung beginnen, um wieder in den aktiven Modus, der Analyse umzuschalten. Wir müssen schleunigst besser werden. Nach der Länderspielpause wartet mit dem Heimspiel gegen Amstetten ein richtungweisendes Spiel im Abstiegskampf, und, ja, natürlich befinden wir uns im Abstiegskampf.


Euer Thomas Janeschitz