Der Austria-Kader ist nicht ligatauglich

Austria Lustenau taumelt von Pleite zu Pleite. Ein Kommentar zu den Grün-Weißen nach der 0:4-Blamage in St. Pölten.
Bei Austria Lustenau haben sie im Sommer den Kardinal-Fehler gemacht, offensichtlich das Leistungsniveau der Spieler nur an den Auftritten in der Vorsaison festzumachen. Die Grün-Weißen gingen augenscheinlich davon aus, dass alle Spieler einfach so weitermachen, wie sie im Juni aufgehört haben.
Flops
Damit erinnern die Austrianer an die vielen Ehepaare, die beim Schnüren der Finanzierung für den Hausbau vom besten Szenario ausgehen – also, dass beide ihren gut bezahlten Job behalten. Bis die Frau schwanger wird und die Rückzahlungsrate der Familie über den Kopf wächst.
Es ist bei der Austria scheinbar niemandem ernsthaft in den Sinn gekommen, dass der ein oder andere Spieler, getragen von der Aufstiegseuphorie, im ersten Bundesliga-Jahr völlig überperformt hat. Zumindest hat kein Leistungsträger einen ernsthaften Herausforderer bekommen. Diese viel zu optimistische Planung fällt den Lustenauern jetzt auf den Kopf. Zumal kein einziger Neuzugang bislang eine Verstärkung war. Die besten Ansätze zeigte Baila Diallo, doch der Linksverteidiger fiel zuletzt fast einen Monat aus. Alle anderen Sommerzugänge sind noch überhaupt kein Faktor. So enttäuscht Nikolai Baden komplett. Der namhafteste Zugang Jonathan Schmid, der vor seiner Vorstellung hinter vorgehaltener Hand und ohne den Namen zu nennen als echter Kracher angekündigt wurde, wirkt noch nicht mal fit. In 551 Minuten haben es die beiden in der Liga noch zu keiner Torbeteiligung geschafft. Am schwersten wiegt, dass Hugonet-Nachfolger Boris Moltenis fast alles schuldig bleibt und weit davon entfernt ist, die Defensive so zu organisieren wie Jean Hugonet. Wohl auch viel zu hohe Erwartungen hat man in Ben Bobzien gesetzt, obwohl der 20-Jährige im Frühjahr bei Elversberg in der dritten deutschen Liga nicht über Kurzeinsätze hinauskam.
Es braucht Verstärkungen
Drei Punkte nach zwölf Bundesliga-Spielen, im Cup an einem kriselnden Zweitligisten gescheitert – naturgemäß gehen den Grün-Weißen bei dieser Bilanz die Argumente aus. Dass Trainer Markus Mader und Sportkoordinator Alexander Schneider nun aber erklären, dass man in St. Pölten in der ersten Halbzeit die beste Saisonleistung gezeigt habe, ist einfach nur grotesk. Ja, der Ball lief gegen den Zweitliga-Zehnten ordentlich, und ja, man hätte in Führung gehen können. Aber letztendlich lag man gegen die seit 1. September in der 2. Liga sieglosen Niederösterreicher zur Pause mit 0:3 zurück. Weil man gegen den Ball mal wieder vogelwild agierte. Mit solch einer Defensivleistung wird es morgen bei Austria Wien kaum weniger Gegentore setzen.
Dass mit dem aktuellen Kader viel mehr möglich ist, ist zu bezweifeln. Deshalb wird man in Lustenau neben der Trainer-Frage auch nicht umhinkommen, den Kader-Architekten Alex Schneider zu hinterfragen, da der schon im Winter 2022/23 bei Gedikli und Motika vorbeigriff. Ob man bei dieser Bewertung von Schneider auf das Urteil von Anteilseigner CSC angewiesen ist, wissen nur die Austria-Macher.
Sicher ist: Eine Analyse der Kaderplanung tut Not. Die Lustenauer müssen nämlich im Winter wieder viel treffsicher am Transfermarkt werden, sie können sich keine weiteren Wetten mehr auf das Potenzial der Spieler leisten. Denn mit einer weiteren missratenen Transferphase ist der Abstieg kaum mehr zu verhindern.