In zwölf Jahren nur ein Heimspiel verpasst

Beate Rhomberg
Vergangenen Samstag fand das letzte Heimspiel von Austria Lustenau im Reichshofstadion statt. Standbetreiber Helmut Winkler begegnet dem Ende mit Wehmut.
Seit zwölf Jahren hat Helmut Winkler im Austria-Dorf einen Stand angemietet. Im August 2011 hat der Pensionist damit begonnen, eine, wie er sagt, vernünftige Weinkultur an den Fußballplatz und somit ins Reichshofstadion zu bringen. „Der Fußballfan ist ein Biertrinker. Das war am Anfang für uns nicht leicht“, erinnert sich Winkler lachend.

Mittlerweile gehört seine „Weinremise“ zum Inventar der Gastronomie-Meile im Reichshofstadion. Winkler schätzt die besondere Atmosphäre hier, kennt seine Kollegen gut: „Hier hält man zusammen. Es gibt kein Konkurrenzdenken unter den Gastronomen. Auch wenn ich einer der wenigen bin, die autark arbeiten. Ich zahle Standmiete, und alles, was ich hier erwirtschafte, geht in meine Geldbörse. Und von dort an das Finanzamt“, lacht der Hörbranzer. Viele seiner Gäste kennt er seit Jahren, beschreibt er den typischen Austria-Fan als relativ unkritisch. „Man regt sich auf, dass es nicht passt, kommt aber immer wieder. Wie im Moment. Wir verlieren ein Spiel nach dem anderen, trotzdem sind fast immer 4000 Leute da“, so der 64-Jährige. Er weiß, wovon er spricht, schließlich hat Winkler in zwölf Jahren nur ein Heimspiel verpasst. „Das kann ich mit Fug und Recht behaupten. Einmal waren meine Frau und ich privat verhindert. Ansonsten war der Stand jedes einzelne Heimspiel offen“, erzählt Winkler sichtlich stolz.

Abschied tut weh
Nach dem letzten Heimspiel weiß der Betreiber der „Weinremise“ noch nicht, wie es weitergeht. „Es ist sehr schade, dass heute das letzte Heimspiel im alten Reichshofstadion ist. Wenn etwas Neues entsteht, befürchte ich, dass diese heimelige Atmosphäre, die wir hier haben, verloren geht“, erzählt der Gastronom sichtlich gerührt.

Er weiß, dass er mit seinem Stand beim ersten Austria-Spiel in Bregenz nicht mit von der Partie sein wird. „Das wäre dann das zweite Heimspiel, das wir in zwölf Jahren verpassen“, ergänzt er. Eine wunderbare Zeit liegt hinter Helmut Winkler und seiner Frau Christine. „Wir haben hier Feste gefeiert bis tief in die Nacht. An unserem Stand trifft sich Hinz und Kunz. Sei es die hohe Politik, der Büromensch oder der kleine Arbeiter. Man trifft sich und redet miteinander. An unserem Stand gibt es keine Klassenunterschiede“, will Winkler betont wissen.

Er ist seit über 20 Jahren Austria-Lustenau-Fan und wünscht seinem Team, dass es wieder in die Spur findet, das ein oder andere Spiel gewinnt und vor allem nicht absteigt. Und natürlich freut er sich auch auf das neue Stadion. Ob Helmut Winkler dort von Neuem beginnen muss, eine vernünftige Weinkultur an den Bier trinkenden Fußballfan zu bringen, das steht bis jetzt noch nicht fest.




