Gehörlose können jetzt mit RFL chatten

In Vorarlberg gibt es 400 Gehörlose und 40.000 Hörbeeinträchtigte.
Man glaubt es kaum: Wollten gehörlose oder stark hörbeeinträchtigte Menschen bisher einen Notfall melden, mussten sie dafür ein Gerät benutzen, das die meisten Kinder und Jugendlichen heute gar nicht mehr kennen und falls doch, dann nur noch aus Filmen: das Telefax, kurz Fax genannt. Es wurde im Notrufbereich deshalb eingesetzt, weil der Absender sich schriftlich mitteilen konnte und auch eine Sendebestätigung erhielt.



Ein Segen
Da ist es nur allzu verständlich, wenn der Direktor des Landeszentrums für Hörgeschädigte (LZH), Johannes Mathis, von einem „Segen“ spricht, wenn seine Klienten jetzt barrierefrei mit der Notrufzentrale kommunizieren können. Möglich macht das die DEC112.2.0-App. DEC steht für Digital-Emergency-Call (zu Deutsch: Digitaler Notruf). In Niederösterreich und Tirol ist die App bereits im Einsatz, nun wurde sie auch ins System der Leitstelle Vorarlberg eingebunden. Vorarlberg ist damit das dritte Bundesland, das den Notruf für Hörbeeinträchtigte vereinfacht.

“Das neue System ist ein Segen und bedeutet für die Betroffenen eine wertvolle Erleichterung, bietet einfach Sicherheit und zeugt gleichzeitig von der fruchtenden Zusammenarbeit aller Verantwortlichen im Land.“
Johannes Mathis, Direktor des Landeszentrums für Hörgeschädigte
Standorterfassung
Mit der bewusst sehr simpel gestalteten Notruf-App können Gehörlose und Menschen, die sich mit einem Anruf schwertun, Textnachrichten an die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle und die Polizei schicken. Außerdem sendet die App automatisch den aktuellen Standort und – falls gewollt und hinterlegt – auch Gesundheitsdaten des Anrufers.

„So können wir schnelle und punktgenaue Hilfe schicken“, sagt Notrufleitstellen-Bereichsleiter Julian Spiegel. Die Rettung werde selbstverständlich auch dann losgeschickt, wenn die verletzte Person im Chat nicht mehr antworte, ergänzt Janine Gozzi, Landesgeschäftsführerin des Roten Kreuzes.
Textbausteine
Währenddessen wird der Standort des Handys laufend aktualisiert. Es können aber auch Textbausteine vorgefertigt werden, die im Notfall einfach nur noch per Knopfdruck abgeschickt werden müssen.

“Wertvolle Erleichterung”
Als „wertvolle Erleichterung“ bezeichnet LZH-Direktor Johannes Mathis die neue Notruf-App. „Sie bietet einfach Sicherheit und zeugt gleichzeitig von der fruchtenden Zusammenarbeit aller Verantwortlichen im Land.“ Laut Mathis gibt es in Vorarlberg 400 Gehörlose, rund zehn Prozent der Bevölkerung, sprich knapp 40.000 Menschen, gelten als hörbeeinträchtigt.
Weitere Details unter www.dec112.at oder www.roteskreuz. at/vorarlberg.
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