RBI hat Gewinn in Russland 2022 mehr als vervierfacht

Die RBI geht wirtschaftlich extrem stark aus einem extremen Jahr. 3,6 Milliarden Euro Gewinn schrieb die Bank. Ein Ausstieg wäre absolut verkraftbar.
Die endgültige Antwort auf die Frage, ob die Raiffeisen Bank International RBI in Russland bleiben wird oder nicht, gibt RBI-Chef Johann Strobl auch in der Bilanzpressekonferenz an diesem Mittwoch nicht. Kann er nicht geben. Zu sehr ändern sich die Rahmenbedingungen, zu abhängig ist das Unternehmen vom Wohl und Wehe der russischen Führung und ihren Kommissionen. Klar ist, wenn die RBI aussteigen wollte, müsste sie damit rechnen, möglicherweise keinen Cent mehr für ihre grundsätzlich sehr wertvolle russische Tochterbank zu bekommen.
Totalausstieg
Finanziell ist die RBI jedenfalls auch für den Totalausstieg, den wirtschaftlich schlechtesten Fall, gerüstet. Damit das transparent nachvollziehbar ist, wurden alle am Mittwoch präsentierten Zahlen auch ohne Russland und Weissrussland dargestellt. Die Bank selbst weist ihre Resilienz vor allem anhand der harten Kernkapitalquote aus, die ohne Russland bei guten 14 Prozent liegt. Sie steige jetzt sogar noch etwas an, so Strobl, sodass sie auch bei einem Exit nicht unter die 14 Prozent falle. “In diesem Sinn sind wir vorbereitet,” so Strobl.
Konkret könnte die Bank auch einen Total-Exit ohne Turbulenzen verdauen, bei dem die Russland-Tochter völlig aus der Bilanz genommen werden müsste. Der Buchwert wurde bereits drastisch auf unter eine Milliarde Euro reduziert, das ist etwa die Hälfte des Wertes, der noch vor einem Jahr in den Büchern stand.
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Verkauf nicht ausgeschlossen
Einen Verkauf der am Wochenende ins Licht der Öffentlichkeit gerückten russischen Leasing-Tochter “würde ich nicht unbedingt ausschließen,” so Strobl. “Wir hatten in den vergangenen Monaten wenig Zeit, um das Portfolio zu optimieren”, sagt der RBI-Chef. Dass man keine neuen Verträge mehr abgeschlossen habe, sei aber ein “klares Signal” zu verstehen.
Kaufinteressen für Russland-Bank
Dass wesentliche Entscheidungen zum gesamten Russland-Engagement noch im ersten Quartal fallen könnten, wollte Strobl nicht bestätigen. Erst vor wenigen Tagen hatte dagegen der Chef der Raiffeisenbank Oberösterreich, Heinrich Schaller, diesen Zeithorizont genannt. Offenbar hat die RBI Kaufinteressenten für ihre Russland-Bank. Naturgemäß keine aus dem Westen, wie Strobl auch bestätigt. Tatsächlich dürfte intensivst ausgelotet werden, wie welcher Verkaufspreis überhaupt nach Wien kommen könnte. An vielen Stellen schneidet der russische Staat so massiv mit, das vom vereinbarten Preis deutlich weniger als die Hälfte übrig bleiben könnte.
Strobl sieht das Jahr 2022 im Rückspiegel als extrem ungewöhnliches Jahr mit auf der “einen Seite sehr guten Ergebnissen” und auf der anderen Seite “enormen Problemen”. Der Gewinn der russischen Bank-Tochter verdreifachte sich etwa auf 2,06 Milliarden Euro. Er schnellte vor allem aufgrund von Währungseffekten so in die Höhe. Nach dem derzeitigen russischen Regime kann die RBI davon aber wohl keinen Cent nach Österreich transferieren.
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982 Millionen Euro
So hat die RBI zwar in Summe mit 3,6 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel Gewinn gemacht wie im Vorjahr mit 1,4 Milliarden Euro. Ohne das Geschäft in Russland, Weißrussland und ohne den Erlös aus dem Verkauf der Bulgarien-Einheit blieben als Konzernergebnis unter dem Strich noch 982 Millionen Euro. Die Profitabilität in Österreich, Zentral- und Südosteuropa sei weiterhin gut, so Strobl.
Ohne Russland und Belarus lag der Zinsüberschuss dank höherer Zinsen und Volumina bei 3,4 Milliarden Euro (plus 37 Prozent zum Vorjahr) und der Provisionsüberschuss stieg auf 1,7 Milliarden Euro (plus 16 Prozent).
Das Kundenkreditgeschäft wuchs ohne Russland und Weißrussland um sechs Prozent. Es wurden insgesamt Risikokosten in Höhe von 949 Millionen Euro zurückgelegt, 490 Millionen Euro davon in Russland und Weißrussland.
Dividende von 0,8 Euro je Aktie vorgeschlagen
Von den starken Zahlen sollen auch die Aktionäre profitieren. Das RBI-Management schlägt eine Ausschüttung von 0,80 Euro je Aktie vor. Wann über die Dividende entschieden wird, ist aber noch offen. Auf der kommenden Hauptversammlung am 30. März 2023 werde voraussichtlich keine Entscheidung fallen, der Zeitpunkt der Beschlussfassung sei von den “Kapitalquoten und den fortdauernden strategischen Überlegungen” abhängig. Strobl geht von einer außerordentlichen Hauptversammlung für den Dividendenbeschluss aus.
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