“Vertuschte Umweltkatastrophe” in Ohio? Bewohner klagen über tote Tiere und Husten
Bis zuletzt berichteten amerikanische Medien zaghaft über das Zugunglück vor fast zwei Wochen, die Gefahr schien gebannt. Doch nun mehren sich Beschwerden von Anrainern. Sie klagen über tote Tiere und Hustenattacken.
Die Szenen erinnern an den Netflix-Film “Weißes Rauschen”. Eine Gemeinde wird nach einem Zugunglück evakuiert. Giftstoffe verpesten die Luft, eine Umweltkatastrophe bricht sich bahn. Doch die Behörden beschwichtigen. Die Realität hat Ohio, wo das Mystery-Drama 2021 gedreht wurde, eingeholt.
Die Sorge um Gesundheit und Umwelt ist dort nach einem folgenschweren Zugunglück groß. In der Gemeinde East Palestine entgleisten bereits am 3. Februar mehrere Zugwaggons. Giftige Dämpfe und ein tagelanger Brand waren die Folgen.
291 Haushalte überprüft
Mindestens zehn der 50 entgleisten Waggons enthielten gefährliche Chemikalien wie Butylacrylat und Vinylchlorid. Behörden befürchteten, dass die brennbaren Flüssigkeiten eine große Explosion auslösen könnten.
Die Bewohner des 5000-Einwohner-Dorfes mussten evakuiert werden. Nach der Zugentgleisung ordneten zuständige Behörden eine “kontrollierte Freisetzung” der gefährlichen Chemikalien an.
“Etwas stimmt nicht”
Doch seitdem kommen immer mehr Schilderungen und Klagen von Anrainern ans Tageslicht. Bewohner berichten von toten Fischen in angrenzenden Flüssen, klagen über brennende Augen und Hustenattacken. Nach wie vor liege ein Chlorgeruch in der Luft, Rauch und Partikel würden Kopfschmerzen verursachen. Das einflussreiche “Environment”-Magazine sprach gestern von einer “vertuschten Umweltkatastrophe”.
“Sagen Sie mir nicht, dass alles sicher ist. Etwas stimmt nicht, wenn tote Fische im Bach treiben”, zeigt sich die Bewohnerin Cathey Reese gegenüber NBC-News erschüttert. Eine weitere Anrainerin, Jenna Giannios, bezeichnet die Evakuierung als “verrückt”. “Sie haben nur im Umkreis von einer Meile (1,6 Kilometer) evakuiert, das ist für mich einfach verrückt.” Sie mache sich Sorgen um die langfristigen Auswirkungen auf ihre Gesundheit, so Giannios. “Es ist eine Sauerei.”
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Klagen und Vorwürfe
Geschäftsinhaber und einzelne Einwohner haben nun Klage gegen die Bahngesellschaft Norfolk Southern eingereicht. Das Unternehmen hätte fahrlässig gehandelt. Allfällige Krankenhausaufenthalte und medizinische Leistungen sollten bezahlt werden.
Bis zuletzt berichteten amerikanische Medien – wenn überhaupt – zaghaft und verhalten über das Unglück. Im Netz mehren sich Vorwürfe, zuständige Behörden hätten bestehende Risiken und Auswirkungen bewusst unter der Hand gehalten. Als Grund wird unter anderem der Super-Bowl angeführt. Obwohl dieser weit entfernt, im Bundesstaat Arizona, über die Bühne ging, hätte man negative Schlagzeilen versucht zu vermeiden. Berichte über eine Umweltkatastrophe hätten das Sport-Spektakel womöglich überschattet und wären so einer Millionenmaschinerie in die Quere gekommen, so der Vorwurf.
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