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Miroslav Klose muss sich hinterfragen

06.03.2023 • 16:11 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Miroslav Klose muss  sich hinterfragen
NEUE GEPA

Die Altacher enttäuschen im Frühjahr völlig. Trainer Klose schaffte es bislang nicht, eine Einheit zu formen. Ein Kommentar.

Welchen Mehrwert bringt Miroslav Klose dem SCR Altach? Seit 525 Minuten torlos. Seit 23. Oktober sieglos. Nur 4 Siege in 20 Ligaspielen, bei 2 Punkten aus den jüngsten 7 Spielen. Tabellenvorletzter. Das Leitungsprotokoll der Altacher liest sich fast so desaströs wie vor einem Jahr. Die Rheindörfler sind spätestens nach der indiskutablen Leistung vom Sonntag in akuter Abstiegsgefahr.

Keine Entwicklung

So sympathisch er ist: Klose schafft es nach wie vor nicht, eine funktionierende Einheit auf den Rasen zu bringen. Es ist keine Entwicklung erkennbar, im Gegenteil, trotz der langen Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde wirkt alles mehr denn je wie Stückwerk. Natürlich gab es im Winter einige Kaderveränderungen, die Neuzugänge kamen fast alle spät – aber damit muss ein Trainer umgehen können.

Ballbesitz
Klose will das Spiel von hinten aufbauen, will Ballbesitz: Altach ist aber nicht Bayern München und inzwischen stellt sich die Frage, ob der Deutsche die österreichische Bundesliga und den SCR Altach verstanden hat. So eine Spielphilosophie muss wachsen und lässt sich nicht über einen Kader stülpen, dem die spielstarken Innenverteidiger und die ballsicheren Taktgeber im Mittelfeld fehlen; nicht zuletzt braucht es einen Torhüter, der auch unter Druck einen sicheren Pass spielen kann. Das alles muss Klose doch wissen, er hat so viel gesehen im Fußball – aber, und das ist die bittere Wahrheit: Er ist als Trainer ein Anfänger.

Risiko
Die Ausbootung vom Stammtorhüter Tino Casali war ein großes Risiko. Es stimmt schon, dass Casali nicht fehlerfrei war und mit dem Ball nicht zum Klose-Konzept passt. Aber: Einen gestandenen Bundesliga-Goalie für einen noch 20-jährigen Dänen auf die Bank zu verfrachten, der keine Sekunde Profifußball in den Beinen hat, das ist sehr mutig. Das kann man machen als Trainer – nur dann muss sich die Entscheidung auch als richtig erweisen. Bislang hat Andreas Jungdal noch nichts gezeigt, das seinen Stammplatz rechtfertigt. Am Sonntag verschuldete er vielmehr mit einem haarsträubenden Fehler das 0:1. Ob er das Nervenkostüm für den beinharten Abstiegskampf hat?

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Altach-Schlussmann Jungdal wirkte am Sonntag nicht nur beim 0:1 unsicher. APA

Ein anderes Mysterium ist, warum Atdhe Nuhiu seinen Stammplatz verloren hat; obwohl er mit acht Ligatreffern Altachs einziger Torgarant ist. Im Frühjahr saß Nuhiu zwei Mal auf der Bank. Auch das dürfte daran liegen, dass der langsame, aber wuchtige Mittelstürmer nicht zur Philosophie von Klose passt.
Nur langsam muss Klose selbst beweisen, dass er zu Altach passt. Inzwischen verfestigt sich nämlich der Eindruck, dass er beim SCRA vor allem der Fußballwelt zeigen will, für welchen Fußball er steht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und das ist brandgefährlich für die Altacher. Mit Risikopässen aus der Abwehr, Ballgeschiebe im Mittelfeld und einem hohen Attackieren macht sich der SCRA im Unteren-Play-off extrem angreifbar, zumal ja nichts davon funktioniert.

Atdhe Nuhiu ist plötzlich nicht mehr gesetzt bei Klose. <span class="copyright">APA</span>
Atdhe Nuhiu ist plötzlich nicht mehr gesetzt bei Klose. APA

Im Abstiegskampf kommt es nicht auf Spielkultur an – eine Spielkultur, die Altach ohnehin nicht auf den Rasen bringt. Klose muss einfachen Fußball spielen lassen. Die Altacher müssen kämpfen, hinten die Bälle rausschlagen, auf Standards setzen. So haben sie in der vergangenen Saison gerade noch den Abstieg verhindert. Und nicht zuletzt dank der Motivationskunst von Ludovic Magnin. Doch ist Klose ein Motivator? Auch den Beweis hat er bislang nicht erbracht. Klose vermittelt eher den Eindruck, dass er von den Spielern enttäuscht ist, dass sie seine Vorgaben nicht umsetzen können.

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Klose befand nach dem Spiel in Klagenfurt: „Wir haben uns viel vorgenommen, wollten agieren, Ballgewinne haben. Nichts davon war bei uns zu merken.“ APA

Klose muss zeigen, dass er das taktische Rüstzeug und den Willen hat, seine Vorgaben an die Gegebenheiten anzupassen – also, dass er als Trainer reif für den Profifußball ist. Altach wird nämlich nicht die Klasse halten, weil er mal ein Weltklasse-Stürmer war. Am Sonntag gastiert Schlusslicht Ried im Schnabelholz. Ein Sieg würde Altach zumindest etwas Luft verschaffen. Bei einer Niederlage wäre man Letzter – und wie im Vorjahr Abstiegskandidat Nummer eins.

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