Vorarlberg

So viele Unternehmen gingen im Ländle pleite

22.03.2023 • 09:14 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die bekannteste Insolvenz aus jüngster Zeit: Bertsch Energy. <span class="copyright">hartinger</span>
Die bekannteste Insolvenz aus jüngster Zeit: Bertsch Energy. hartinger

Die Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg entwickelten sich im ersten Quartal entgegen des Bundestrends.

Neues Jahr, alte Entwicklung – die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich steigt weiterhin, wenngleich nach wie vor nicht von einer Pleitewelle gesprochen werden kann. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sind die Firmenpleiten zwischen Jänner und März 2023 um 22,3 Prozent gestiegen, womit erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie das Vorkrisenniveau (+ 1 %) überschritten wurde.

In vielen Fällen auch Konkurse

Somit sind in den ersten drei Monaten pro Tag 14 Unternehmen in die Insolvenz geschlittert. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahres haben sich zu Jahresbeginn fortgesetzt, weshalb der Trend vergangener Monate anhält. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis das Vorkrisenniveau erreicht wird. Jetzt ist es so weit“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV 1870 Insolvenz. Neben dem deutlichen Zuwachs (+ 35,5 %) bei den Eröffnungen fällt auf, dass auch die Zahl der mangels Kostendeckung nichteröffneten Verfahren (+ 5,1 %) gestiegen ist.

„In diesen Fällen ist der ‚worst case‘ eingetreten. Nachdem zu lange mit einem Insolvenzantrag gewartet wurde, müssen diese Unternehmen liquidiert werden. Für die Mitarbeiter bedeutet das den Verlust ihrer Jobs, zudem sehen die Gläubiger keinen Cent“, so Götze. Aus Sicht des KSV1870 wäre es eine Option, zukünftig über die Eröffnung von aktuell nichteröffneten Fällen nachzudenken. Auch, weil es im Zuge einer ordentlichen Regulierung häufig durchaus realistisch wäre, verwertbare Assets zu finden, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten.      

Gegenläufige Entwicklung in Vorarlberg

Laut aktueller Hochrechnung des Kreditschutzverbandes sind österreichweit im ersten Quartal 2023 insgesamt 1279 Unternehmen (+ 22,3 % gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen. Den größten Zuwachs verzeichnet Wien (+ 40,3 %), das deutlichste Minus hingegen Vorarlberg (- 13,3 %). Die bislang größte Firmenpleite betrifft die Pharmazeutische Fabrik Montavit Gesellschaft m.b.H. mit Passiva von 45 Mio. Euro. Insgesamt haben sich die vorläufigen Passiva um 2,5 Prozent auf 286 Mio. Euro erhöht. Weiters ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 4200 Personen (+ 44,8 %) und jene der betroffenen Gläubiger auf 7600 Geschädigte (+ 43,4 %) angewachsen. Mit Blickrichtung Jahresende seien bis zu 5500 Firmenpleiten möglich, heißt es vom KSV.

Insolvenztreiber: Bauwirtschaft, Handel, Tourismus/Gastronomie

Wie im Vorjahr sind auch im ersten Quartal 2023 bundesweit die Bauwirtschaft (274 Fälle), der „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (217) und Tourismus/Gastronomie (181) jene Bereiche, in denen sich die meisten Insolvenzen ereignet haben. „Hohe Kosten und fehlendes Personal bilden jenen gefährlichen Mix, der für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist. Für sie bildet die Insolvenzanmeldung den einzigen Ausweg“, so Götze. Dieser Schritt erfolgt häufig jedoch zu spät. Es ist daher wenig überraschend, dass auch bei den Nichteröffnungen der Handel (69 Fälle), die Bauwirtschaft (68) und der Bereich Tourismus/Gastronomie (59), neben dem Gesundheits- und Sozialwesen (89 Fälle), die meisten Fälle aufweisen.

Ausblick: Mehr Pleiten bis Jahresende erwartet

Aus Sicht des KSV1870 gilt eine Fortsetzung der jüngsten Insolvenzentwicklungen als wahrscheinlich. Abhängig ist diese jedoch auch weiterhin von den äußeren wirtschaftlichen Umständen, die die Betriebe gravierend belasten. Mit Blickrichtung Jahresende liegen in Österreich somit 5500 Firmenpleiten im Bereich des Möglichen. Das würde einen Zuwachs im niedrigen zweistelligen Prozentbereich bedeuten. Gegenüber Vorkrisenzeiten wären das bis zu 500 insolvente Unternehmen mehr.

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