Daniel Glattauers hinterhältige Ehekrise

Die Theatergruppe Fußach bringt heute Daniel Glattauers Komödie „Die Wunderübung“ auf die Bühne der Mehrzweckhalle. Augustin Jagg führte wieder Regie.
Schon länger stand „Die Wunderübung“ auf der Liste der Theatergruppe Fußach. 2015 wurde die Komödie von Daniel Glattauer im Theater in der Josefstadt erstmals aufgeführt. Später wurde sie vom gleichen Glattauer-erfahrenen Regisseur Michael Kreihsl verfilmt.
Es geht um eine Ehe in der Krise: Zwei Streithähne sitzen in einer Beratungsstunde beim Paartherapeuten und sind tatsächlich nicht „in der besten Phase ihres Zusammenlebens“. Ein Thema, mit dem sich der Regisseur Augustin Jagg schon länger beschäftigt. Über Monate hinweg hatte er an der Inszenierung von Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ gearbeitet, das im Februar im Theater Kosmos Premiere feierte, da sei „Die Wunderübung“ „parallel mitgegangen“, ein Stück, das ebenfalls eine krisenhafte Beziehung beleuchtet, beschreibt Jagg im Interview.
Zwei Teile
Nach siebzehn gemeinsamen Jahren haben sich Johanna und Valentin auseinandergelebt. Zu sagen haben sie sich nicht mehr viel, und wenn dann nur Gemeinheiten. Ein Paartherapeut soll die Probleme aus der Welt schaffen. Das Stück habe zwei Teile und sei „extrem gut gebaut“, bemerkt Jagg. Zuerst kommt das Paar in die Therapie – mit einer Streitkultur auf höchstem Niveau, denn beide sind sie rhetorisch brillant. Trotzdem schaffe es der Therapeut, sich in die Streitereien einzubringen. Schlau und routiniert verführe er das Paar zu Übungen und zu Aussagen übereinander, bis sich herausstellt, dass der Eheberater selbst in privaten Problemen steckt. „Dann wird das ganze Richtung zweiter Akt hin recht turbulent“, sagt Jagg. „Ich finde das einfach herrlich, wie die zwei Figuren – das Ehepaar – beschrieben sind, mit welcher Leidenschaft sie um ihre Liebe kämpfen und dann dieser tolle und wirklich witzige Eheberater dazu ist ganz klasse.“

Anders als beim Stück von Edward Albee habe Glattauer nicht das Drama im Sinn gehabt, sondern die Ehekrise als Komödie aufgestellt. Obwohl da auch einige Klischees bedient werden, sei es „so klug und so facettenreich und auch ein bisschen hinterhältig geschrieben, dass das wirklich spannend ist“.
Vor allem aber sei es ein Stück, in dem sich das Publikum selbst wiedererkennt. „Man wird beim Zuschauen über sich und seine eigene Beziehung erschrecken, aber auch lachen.“ Diesem Wiedererkennungseffekt fürs Publikum sei auch der Erfolg des Stücks in der Josefstadt und der Erfolg des Films geschuldet, ist Jagg überzeugt.
“Wir haben immer schon sehr gute Leute gehabt, da kann man sich auch mal so ein professionelles Stück leisten”
Augustin Jagg, Regisseur
Hohes Niveau
„Eine Theatergruppe ist immer auch angehalten, dass sie möglichst figurenreiche Stücke auf die Bühne bringt, damit viele Personen mitspielen können“, sagt Jagg. Aus verschiedenen Gründen habe heuer die kleine Besetzung genau gepasst. Die Personen im Stück seien für eine Amateur-Theatergruppe oberstes Niveau. „Wenn man die Möglichkeit hat – so wie ich bei der Theatergruppe Fußach –, dass ich drei wirklich ausgezeichnete Dartsteller habe, dann kann man’s auch machen.“ Die Schauspieler Petra Hämmerle, Markus Vögel und André Röck seien sehr routiniert und professionell an die Sache herangegangen und haben alle Leidenschaft hineingelegt. „Viel mehr als leidenschaftliche, gute Schauspieler braucht’s dann eh nicht mehr“, beschreibt Jagg, der schon seit 30 Jahren bei der Theatergruppe Fußach Produktionen inszeniert. „Wir haben immer schon sehr gute Leute gehabt, da kann man sich auch mal so ein professionelles Stück leisten.“
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