Das Schattendasein der VFV-Talente

Die Fußballakademie des Vorarlberger Fußballverbands fristet in der Mehrerau ein Schattendasein. Es fehlt ein klares Bekenntnis vom Land Vorarlberg – und somit das Geld.
In Ried erfolgte am Freitag der Spatenstich für die Erweiterung der Rieder Fußballakademie. Und das, obwohl am Akademie-Gelände gerade erst eine neue Tribüne fertig wurde. Die Anlage umfasst drei Rasenplätze, wovon einer als Hauptfeld und zwei als Nebenfelder genutzt werden, auch ein Kunstrasenplatz gehört zum Rieder Nachwuchszentrum. Jetzt werden zusätzliche Kabinen für Trainer und Schiedsrichter sowie Büroflächen errichtet. Außerdem werden die Kraftkammer und die Kabinen ausgebaut.
Oberösterreich fördert
Das Projekt wird stark vom Land Oberösterreich gefördert. „Der Nachwuchs- und Jugendarbeit gilt im Sportland Oberösterreich ein besonderes Augenmerk, daher fördert das Sportressort auch die Fußballakademien genau wie andere Sportanlagen im ganzen Bundesland tatkräftig. Wir sehen hier bei der SV Ried, welch ausgezeichnete Arbeit geleistet wird – und dies vorbildlich in enger Zusammenarbeit mit vielen Vereinen in der Region. Aber: Optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen brauchen eine perfekte Infrastruktur“, betont der oberösterreichische Sportlandesrat Markus Achleitner.

Schlechte Infrastruktur
Warum das für Vorarlberg relevant ist? Weil das, was Oberösterreichs Sportlandesrat über die Trainingsbedingungen weiß, hierzulande in Zusammenhang mit der Fußball-Akademie zumindest gekonnt ignoriert wird; in Vorarlberg wird nämlich die VFV-Nachwuchsausbildung kaum unterstützt.
Man ist geneigt zu glauben, das Land Vorarlberg lässt die Einrichtung fast schon ausbluten. Es bräuchte in der Mehrerau dringend Investitionen in die Infrastruktur wie zum Beispiel einen zweiten Kunstrasenplatz. Vorarlbergs vielversprechendster Fußball-Nachwuchs leidet nämlich speziell im Winter unter den unprofessionellen Gegebenheiten in Bregenz. Dann nämlich müssen sich die LAZ-Vorstufenmannschaften U11 und U12, die LAZ-Teams U13 und U14, die AKA-Mannschaften U15, U16 und U18 sowie die Mädchenmannschaft, also in Summe acht Mannschaften, einen einzigen Kunstrasenplatz teilen. Unfassbar. Meistens trainieren zwei Teams nebeneinander, sprich, es wird auf die Platzbreite trainiert, die anderen Mannschaften weichen in die Halle aus. Wieso im Vorarlberger Nachwuchsfußball solche Zustände herrschen, ist unerklärlich. Weiters fehlt es bei der VFV-Akademie an Personal, die individuelle Förderung der Jugendlichen ist daher allein zeitlich nur begrenzt möglich. Dass man in der Mehrerau trotzdem sportlich mit den besten und finanzstärksten Akademien Österreichs mithalten kann, ist fast ein Wunder. Und liegt vor allem am immensen Einsatz der Trainer und Betreuer sowie am Engagement des Akademie-Leiters Didi Berchtold. Vorarlbergs AKA U15 liegt aktuell in der ÖFB-Jugendliga auf Platz drei und kämpft mit Sturm Graz um die Vizemeisterschaft hinter Salzburg. Die U16 wiederum kämpft in der ÖFB-Jugendliga um Platz drei. Und: Zuletzt wurde bekannt, dass U16-Nationlspieler Yanik Spalt (FC Nüziders) im Sommer von der Mehrerau zum VfB Stuttgart wechselt.
Es passiert nichts
Man fragt sich bei solchen Erfolgsmeldungen fast schon zwangsläufig, was denn bei der VFV-Nachwuchsausbildung wohl alles möglich wäre, wenn das Land Vorarlberg die Weiterentwicklung der VFV-Akademie unterstützen und vorantreiben würde?
Doch seitens des Lands Vorarlberg passiert seit Jahren praktisch nichts. Die Macher beim Vorarlberger Fußballverband werden hingehalten. Vielleicht gar in der Hoffnung, dass sich so das Problem von selbst löst und man irgendwann in der Mehrerau zusperren muss: Weil nicht nur das echte politische Commitment fehlt, sondern zu oft auch das der Profivereine. Kirchturm und so.

Verständnis
Ja, manchmal wundert man sich, wie seitens des Sportreferats des Landes in manchen Bereichen so gute und fachspezifisch richtige Entscheidungen im Sinne der Weiterentwicklung des heimischen Sports gemacht werden können, wenn in anderen Bereichen so jegliches Verständnis für die Materie fehlt. Es braucht in Vorarlberg eine vereinsunabhängige Förderung der besten Nachwuchsspieler, um das Konkurrenzdenken nicht auch schon im Nachwuchs zu fördern. Es reicht doch, wenn man sich im Erwachsenenfußball gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnt.
Außerdem zeigt gerade jetzt der Blick auf die Bundesliga-Tabelle, wie schnell sich Kräfteverhältnisse verschieben können. Austria Lustenau hat im Grunddurchgang zehn Punkte mehr erobert als der SCR Altach, in fünf Jahren, wer weiß, ist vielleicht SW Bregenz die Nummer eins im Land. Solche Momentaufnahmen dürfen nicht die Nachwuchsausbildung bestimmen. Nun mag man ins Feld führen, dass die Nachwuchsausbildung in Oberösterreich ja auch an die Vereine gekoppelt ist – ja, weil die dortigen Erstligisten LASK und Ried seit Jahrzehnten Verantwortung bei der Nachwuchsausbildung übernehmen, was eine eigenständige Verbandsakademie überflüssig macht.
Trübe Aussichten
Während also anderswo in Österreich in den Fußball-Nachwuchs investiert wird, bleibt in Vorarlberg die VFV-Akademie auf der Strecke. Sicher, das Land hat sich mit 350.000 Euro am Altacher Nachwuchscampus beteiligt, was aber gerade mit Blick auf die spärlichen Investitionen in der Mehrerau mehr Fragen aufwirft, denn Antworten gibt.
Man darf jedenfalls gespannt sein, wie die Entwicklung bei VFV-Akademie in der Mehrerau weitergeht. Ohne klares Bekenntnis vom Land sind die Aussichten wohl trübe.
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