Besser leben

Wanderung durch den Auwald der Ill

08.04.2023 • 09:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Sowohl Berglandschaften, Wald und idyllische Bäche prägen die Wanderung. <span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Sowohl Berglandschaften, Wald und idyllische Bäche prägen die Wanderung. Gerhard Vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern ab Lorüns nach St. Anton im Montafon und entlang der Ill retour.

Jahreszeiten, Wetter und Zivilisation verändern die Natur und als Wanderer sind wir Zeugen dieses Wandels. Manchmal kündigen sich größere, technische Änderungen an, machen uns zu Zeitzeugen. In Lorüns rückt eine derartige Zeitenwende in greifbare Nähe, nämlich der Bau einer neuen Umfahrungsstraße, die für den kleinen Ort sicher notwendig ist.

Lorüns heute

In diesem Sinne starten wir mit besonders geschärftem Blick an der Bahnhaltestelle in Lorüns, um das Dorf im Jetzt zu betrachten und es in Erinnerung zu behalten. Beim Schranken der Bahnhaltestelle führt der Weg zunächst über die L 188 Montafoner Straße und an dieser rechts einige Meter entlang. Schon die erste Straße links leitet einen an Kirche und altem Schulhaus vorbei und durch die Gemeinde. Nach dieser kurzen Dorfbesichtigung bringen einen der Rad- und Fußweg in Richtung Bludenz nach der Straßenunterführung zu den vier Brücken, welche ein Stück Verkehrsgeschichte verkörpern. Die alte Bahnbrücke steht zwischen den neuen Brücken für Bahn und Rad, die Brücke der Montafoner Straße ist auch zu sehen. Wenige Meter zurück zur Abzweigung ist das Ziel St. Anton im Montafon angezeigt und somit gelangt man durch die Bahnunterführung zur Ill.

<span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Gerhard Vylet

. Ab hier hat man das Rauschen des Wassers in einem Ohr, jenes des Verkehrs im anderen. Dieser Teil der Illauen ist als Bio­top „Letzeau“ dokumentiert, denn ein stabiles Vorkommen von Wasseramseln lebt in den Grauerlen-Eschenwäldern. Auf den Schotterbänken bilden sich Weidengebüsche aus Lavendel-, Purpur- und Reif-Weiden. Auf Höhe der Bahnhaltestelle wird die Au breiter und der Weg führt zur Bahn- und Fußgängerbrücke über die Ill. Dahinter geht es neben der Bahnstrecke zur Abzweigung nach Prazalanz.

Alte Bauernlandschaft

Nun beginnt der Aufstieg zur Wiesenlandschaft von Prazalanz, welche sich auf den Ausläufern des „Alma“-Schuttkegels gebildet hat. Ab der Geländekante sind die untersten Felsfluren des Davennakopfs gut zu sehen. Im weiteren Anstieg sind es die einzelnen Bäume, Baumgruppen und Büsche, die besonders ins Auge fallen. Aufgrund individueller Nutzung der verschiedenen Besitzer entstand über Jahrzehnte die traditionelle Landschaftsform. Im oberen Teil ist das besonders ausgeprägt.
So betritt man den Wald unterhalb des Gipstobels, überquert das Tränenbächlein und erreicht St. Anton. Eine 170-jährige Geschichte hat der Gavadura-Bauernhof, welcher heute für beste Destillate bekannt ist. Ab dort, bei der Weggabelung, ist die Haltestelle leicht zu finden.

<span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Gerhard Vylet

Malerische Illauen

Am Bahnhof wird der Rückweg über die Illauen angezeigt. Dem asphaltierten Wiesenweg folgend, übernimmt ab der Ill ein von Bäumen und Büschen gesäumter Weg. Ab der Wegmarkierung und drei hölzernen Pfosten wird er wurzeliger, führt im Auf und Ab über die kleinen Bäche von Marent- und Gravestobel. Danach wechseln sich im Verlauf schmälere und breitere Passagen, auf Wiesen-, Forst- und Waldweg ab. Neben dem Bahndamm beginnt die „Marenter Au“. Ein Uferzugang gibt den Blick auf die Mündung des Venserbachs in die Ill frei. Nach dem Tränenbächlein trägt das Gebiet den Flurnamen „Kogaäueli“. Derzeit sind Hügel und Mulden des Auwaldgeländes noch gut zu erkennen, doch bald wird das Laub alles in Grün tauchen. Bei der Montafoner Straße angekommen, kann die Bahnstation durchs Dorf oder auf dem Illweg erreicht werden.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Es ist eine abwechslungsreiche Frühlingswanderung, die für die ganze Familie geeignet ist. Sie führt durch Auwald-, Wald- und Wiesenbiotope.

Anforderung und Gehzeit: Die Gehzeit der Route beträgt circa zweieinhalb bis drei Stunden. Dabei werden etwa 100 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs überwunden.

Markierungen: weiß-rot- weiß, gelb-weiß

Charakter der Wege: Straße, Feld-, Wald- und Forstweg

Kultur und Natur: Auwald Biotope, Wald, Wiesen

Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung und Schuhe je nach Witterung

Einkehrmöglichkeiten: adler-montafon.com, walters-brotlaedele.at in St. Anton im Montafon

Start und Ende: Bahnhaltestelle Lorüns

Anreise mit ÖV: Mit der Montafonerbahn S4

Pflanzenkunde

Echte Schlüsselblume (primula veris), Primel oder auch Himmelschlüssel genannt kann 8 bis 30 Zentimeter hoch werden. Blütezeit ist von Februar bis Mai, die Laubblätter sind grundständig als Rosette angeordnet. Sie überwintert mit einem kurzen dicken Rhizom. Der Name bezieht sich auf die Form der Pflanze und ist seit dem zwölften Jahrhundert in Zusammenhang mit Petrus dokumentiert. Die Blüten stellen den Schlüsselbart oder einen Schlüsselbund dar.

Eine echte Schlüsselblume, Primel oder auch Himmelschlüssel genannt. <span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Eine echte Schlüsselblume, Primel oder auch Himmelschlüssel genannt. Gerhard Vylet