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Kampfansage an Putin? Wagner-Chef kündigt Abzug aus Bachmut an

05.05.2023 • 12:09 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Jewgeni Prigoschin will seine Söldner aus Bachmut am 10. Mai abziehen.
Jewgeni Prigoschin will seine Söldner aus Bachmut am 10. Mai abziehen. (c) APA/AFP/TELEGRAM/@concordgroup_official/HANDOUT (HANDOUT)

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat den Abzug seiner Kämpfer aus der heftig umkämpften Stadt angekündigt.

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat einen Rückzug seiner Truppen aus der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine angekündigt. Grund sei ein Mangel an Munition, an dem das Verteidigungsministerium in Moskau Schuld sei, teilte Prigoschin am Freitag mit. Seine Söldner-Truppe werde sich deswegen am 10. Mai in Nachschublager zurückziehen und ihre Stellungen an die russischen Armee übergeben.

“Feiglinge”

Der Wagner-Chef adressierte die Ankündigung des Rückzugs direkt an den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Seine Einheiten wären “wegen des Mangels an Munition einem sinnlosen Tod geweiht.” Sichtlich wütend beklagte er, dass Wagner letztes Monat nur noch 10 Prozent der benötigten Munition erhalten habe und seit Mai überhaupt nichts mehr. An das Verteidigungsministerium richtete er: “Sie glauben sie werden als Sieger in die Geschichte eingehen, aber sie sind jetzt schon als Feiglinge eingegangen.”

“Meine Männer werden keine weiteren sinnlosen und ungerechtfertigten Verluste ohne Munition in Bachmut erleiden”, so Prigoschin, ein Sieg in Bachmut sei jetzt “euer Problem”. Der Armeeführung warf er vor, Angst vor Verantwortung zu haben.

“Das Blut ist noch frisch”

In einem anderen Video, dass einige Stunden zuvor aufgenommen worden sein dürfte, wetterte Prigoschin noch heftiger gegen die Militärführung Russlands: “Ihr Biester, ihr sitzt in teuren Klub, eure Kinder haben Spaß am Leben und nehmen YouTube-Clips auf”, schrie er in Richtung Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow. In dem Video steht der Wagner-Chef vor dutzenden auf dem Boden aufgereihten Leichen von Männern in Uniform: “Das sind Wagner-Kämpfer, die heute getötet wurden. Das Blut ist noch frisch.”

Damit verschärfte Prigoschin den seit Monaten schwelenden Konflikt mit Schoigu und der Militärführung erneut. Die Wagner-Söldner führen die Angriffe auf Bachmut an, das für Russland nach mehreren Rückschlägen ein strategisch wichtiges Ziel ist. Schon seit Monaten forderte Prigoschin bessere Unterstützung seitens der Armee, bereits Anfang März hatte er einen Rückzug angedroht und dass die Front in diesem Falle zusammenbrechen würde.

Die sehr direkten Worte in Richtung Moskau könnten auch auf wachsende Spannungen zwischen Prigoschin und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sein.

Kremlsprecher Dmitri Peskow kommentierte Prigoschins Ankündigung zunächst lediglich mit den Worten: “Wir haben das natürlich in den Medien gesehen. Aber ich kann das nicht kommentieren, weil es den Verlauf der militärischen Spezialoperation betrifft.”