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E-Scooter: Auch Alkohol spielt bei Unfällen mit

05.08.2023 • 10:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Auch in Vorarlberg sind immer mehr Menschen mit E-Scooter unterwegs.   <span class="copyright">Dietmar Stiplovsek</span>
Auch in Vorarlberg sind immer mehr Menschen mit E-Scooter unterwegs. Dietmar Stiplovsek

Die Zahl der Menschen, die nach Unfällen mit E-Scootern ins Spital müssen, steigt.

Wer öfters gerade auch in Ortszentren unterwegs ist, hat es sicher schon festgestellt: Die Zahl der E-Scooter steigt und damit auch die Häufigkeit der Unfälle mit diesem Gefährt. Rund 3600 Nutzerinnen bzw. Nutzer dieses elektrischen Fortbewegungsmittels sind 2022 österreichweit laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) nach Unfällen im Spital gelandet, vier Menschen starben. Im Vergleich zum Jahr davor gab es damit ein Plus von 29 Prozent an Unfallopfern, die spitalsärztliche Hilfe benötigten. Seit 2019 haben sich die Zahlen verdreifacht.

Martin Pfanner, Landesleiter des KFV, hat zwar keine genauen Vorarlberg-Zahlen zu E-Scooter-Unfällen vorliegen. Allerdings würde deren Anzahl auch hierzulande steigen. Ein häufiger Grund für die Unfälle sind laut Pfanner Unebenheiten auf der Straße, „weil die Räder ziemlich klein und hart sind“. Bei Leih-E-Scootern spiele hingegen oft das Thema Alkohol eine Rolle, weiß der Experte. Die Alkoholgrenze liegt wie beim Fahrrad bei 0,8 Promille.

Hohe Dunkelziffer

Neben diesen Aspekten ist es häufig die klassische Ablenkung, die zu Unfällen führt, sagt Pfanner. Daher komme es auch immer wieder zu Zusammenstößen von E-Scooter-Fahrern mit Radfahrern und Fußgängern. Meistens gebe es dabei keine gröberen Verletzungen, sodass diese Unfälle auch nicht erfasst werden. Die Dunkelziffer schätzt der Verkehrsexperte hier als hoch ein.

KFV-Landesleiter Martin Pfanner.                <span class="copyright">KFV</span>
KFV-Landesleiter Martin Pfanner. KFV

Was das Alter der E-Scooter-Unfallopfer betrifft, so sind zwei Drittel unter 40 Jahre alt, informiert der KFV-Landesleiter. Allerdings gebe es auch diesbezüglich Ausreißer. So sei in Vorarlberg vor ein paar Wochen ein 85-jähriger Mann im Spital gelandet, nachdem er mit seinem E-Scooter verunfallt sei, erzählt der Experte: „Das Gros ist aber jünger.“

Bremsen und Blinker

Auch weil die Unfallhäufigkeit mit diesem Gefährt zunimmt, gibt es vonseiten des KFV einige Forderungen, darunter jene nach zwei unabhängigen Bremssystemen, erklärt Pfanner. Weiters sollte ein Blinker verpflichtend werden, nachdem es sehr schwer sei, die Hand rauszuhalten, wie Pfanner aus eigener Erfahrung weiß. Nachdem auch der Anteil an Kopfverletzungen groß sei, sei auch eine Helmpflicht ein Thema, erläutert der Experte. Diese würde im Übrigen auch für E-Bike-Fahrer gefordert.

E-Scooter dürfen in Österreich bis zu 25 km/h schnell fahren.   <span class="copyright">Stiplovsek</span>
E-Scooter dürfen in Österreich bis zu 25 km/h schnell fahren. Stiplovsek

Mit 25 km/h gibt es in Österreich die europaweit höchste zugelassene Geschwindigkeit bei E-Scootern und zugleich keine wirkliche Altersgrenze. Während in Deutschland oder der Schweiz frühestens mit 14 Jahren mit dem elektrischen Roller gefahren werden darf, ist es hierzulande theoretisch schon ab neun Jahren nach Ablegen der Fahrradprüfung möglich. Ein Umstand, der von Pfanner äußerst kritisch gesehen wird und vom Gesetzgeber dringendst überdacht werden sollte.

E-Scooter als Stolperfallen

Auf noch etwas weist der KFV-Landesleiter dann noch hin und zwar auf ein Problem mit Leih-E-Scootern, die es hierzulande ja in Bregenz und Dornbirn gibt. Während die Landeshauptstadt das wilde Parken mittlerweile so gut wie abgestellt hätte, gebe es in Dornbirn noch Probleme. Dadurch komme es laut Pfanner immer wieder mal zu Verletzungen bei Fußgängern, die in der Dunkelheit über die irgendwo stehenden und liegenden Roller stolpern würden.
Grundsätzlich appelliert der Verkehrsexperte an E-Scooter-Fahrer, sich an die Regeln zu halten, zur eigenen Sicherheit und auch für eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung.

Seit Sommer 2022 wird kontrolliert

Nachdem Unfälle mit E-Scootern erst seit Kurzem statistisch getrennt erfasst würden, würden dafür noch keine genauen Zahlen vorliegen, erklärt Michael Pecoraro von der Polizeiinspektion Bregenz. Zuvor wurden sie je nach Einstufung bei Fahrrädern, E-Bikes oder Sportgeräten mitgezählt.

Seit vergangenem Sommer gibt es in Vorarlberg Schwerpunktaktionen in Hinblick auf E-Scooter und E-Bikes. Gründe, diese einzuführen, gab es mehrere, informiert Pecoraro. So hätten sich „subjektiv betrachtet“, wie er betont, speziell in den Nachtdiensten vermehrt diesbezügliche Verkehrsunfälle ereignet – oft mit Verletzungen und/oder Beeinträchtigung. Dabei sei für die einschreitenden Beamten die Einstufung der jeweiligen E-Scooter oft problematisch gewesen.

Abteilungsinspektor Michael Pecoraro. <span class="copyright">LPD Vorarlberg</span>
Abteilungsinspektor Michael Pecoraro. LPD Vorarlberg

Weiters seien vermehrt Beschwerden über „rasende Scooter und E-Bikes auf den Radwegen und der Innenstadt“ eingegangen, erzählt der Polizeibeamte.
Den Schwerpunktaktionen sei zugute gekommen, dass es in Vorarlberg seit 2021 den uniformierten Fahrraddienst, die Fahrradpolizei, gibt. Das eröffne „zusätzliche einsatztaktische Varianten“, so Pecoraro.