Österreich

Österreicher setzen sich bei Mediziner-Test durch

07.08.2023 • 18:29 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Mehr Inländer an der Med Uni Graz, als die Quote fordert
Mehr Inländer an der Med Uni Graz, als die Quote fordert Med Uni

Sowohl in Graz als auch in Wien setzten sich bei den Medizin-Aufnahmetests die Österreicher gegenüber den Deutschen durch. Damit werden mehr Österreicher aufgenommen als die Quote mindestens vorsieht.

Sowohl in Wien als auch in Graz waren österreichische Maturanten beim Mediziner-Aufnahmetest erfolgreicher als die Deutschen: An der Medizin-Uni Wien gehen heuer deshalb 86 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin an Bewerberinnen und Bewerber aus Österreich. Damit übertrafen sie aufgrund guter Testergebnisse die mit mindestens 75 Prozent festgelegte Quote für Personen mit österreichischem Maturazeugnis deutlich. Auch in Graz sorgten die Testergebnisse
dafür, dass die Österreicher-Quote klar überschritten wurde. Anders ist das Bild in Linz und Innsbruck.

Konkret gingen in Wien 583 der insgesamt 680 Studienplätze an Kandidaten aus Österreich, 85 (12,5 Prozent) an solche aus der EU (davon 68 aus Deutschland) sowie zwölf an Personen aus Drittstaaten (zwei Prozent). Insgesamt nahmen 5.851 Studieninteressierte am Aufnahmetest Anfang Juli teil. Sollten Studienplätze nicht angenommen werden, werden diese Ende August den Personen mit den nächstbesten Ergebnissen angeboten.

84 Prozent Österreicher in Graz

An der Med-Uni Graz lag die Quote mit 84,1 Prozent ähnlich hoch. In Graz werden 346 Studienplätze angeboten. Davon gehen demnach 291 an Kandidatinnen und Kandidaten aus Österreich, 46 Plätze (13,3 Prozent) an Bewerberinnen und Bewerber aus der EU und neun (2,6 Prozent) Studienplätze an Personen aus Drittstaaten, wie die Med-Uni mitteilte.

An der medizinischen Fakultät der Linzer Johannes Kepler Universität liegt die Quote der Personen mit österreichischem Maturazeugnis voraussichtlich nur leicht über 75 Prozent. An der Medizinischen Universität Innsbruck haben 297 Personen mit österreichischem oder diesem gleichgestelltem Maturazeugnis einen Studienplatz in Humanmedizin angeboten erhalten. Das sind genau 75 Prozent der Studienplätze – 236 davon aus Österreich, 48 aus Südtirol und vier aus Luxemburg. Weitere 98 waren EU-Bürger (24,75 Prozent), 97 davon aus Deutschland. Eine Person kam aus einem Drittstaat. In der Tiroler Landeshauptstadt bewerben sich die meisten Südtiroler und die meisten der Kandidaten aus Deutschland. Letztere Gruppe sei in
etwa gleich groß wie jene mit österreichischem Maturazeugnis.

Mindestquote 75 Prozent

Die oft kolportierte “Österreicher-Quote” von 75 Prozent ist nur eine Mindestvorgabe. In der Humanmedizin gehen vielmehr zunächst 75 Prozent der Studienplätze an jene Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis, die die besten Testergebnisse aufweisen. Anschließend rittern die noch nicht zugelassenen Österreicher mit Bewerbern aus
der EU um die nächsten 20 Prozent der Plätze. Zum Schluss konkurrieren dann die Kandidaten, die zuvor noch keinen Studienplatz bekommen haben, um die letzten fünf Prozent der Plätze – diese Quote ist also sowohl für Österreicher, EU-Bürger als auch Angehörige aus Drittstaaten offen.

Mit entsprechend guten Testergebnissen können die österreichischen Bewerberinnen und Bewerber also deutlich mehr als die in der Quote reservierten Plätze herausholen. Dies war heuer in Wien und Graz der Fall.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sieht in den Testergebnissen laut einer Aussendung einen Beleg für die “hohe Bildungsqualität in unserem Land”. “Somit werden aus diesem Jahrgang unserem Land potenziell einmal mehr österreichische Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung stehen.” Bis 2028 steigt außerdem die Zahl der Studienplätze von derzeit 1850 auf 2000. Der SPÖ ist das zu wenig – sie verlangte erneut eine Verdopplung der Studienplätze. Trotz Ärztemangels würden derzeit nur rund zwölf Prozent der anfangs 15.400 Studienwerber zugelassen, so SPÖ-Abgeordneter Mario Lindner.

Zahnmedizin ohne Quote

In der Zahnmedizin, für die die Quotenregelung nicht gilt, erhalten schlicht die besten Kandidaten unabhängig von der Nationalität die Studienplätze. In Wien verteilen sich die 80 Studienplätze heuer auf 60 Österreicher, 19 EU-Bürger (davon 16 aus Deutschland) und eine Person aus einem Drittstaat. In der Grazer Zahnmedizin – mit insgesamt 24 Studienplätzen pro Jahr – kommen 19 österreichische Bewerberinnen und Bewerber, vier aus der EU und einer aus einem Drittstaat zum Zug. In Innsbruck gehen die 40 Zahnmedizin-Plätze an 22 Österreicher, vier Südtiroler, weitere elf EU-Bürgern (davon zehn aus Deutschland) und drei Personen aus Drittstaaten.