Dicke Luft in heimischen Klassenzimmern

Saubere Luft hat Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Wie der Status quo in den Schulen aussieht.
“Wir wissen, dass die Lufthygiene in den österreichischen Bildungseinrichtungen nicht gut ist. Das Kohlendioxid-Niveau ist hoch, es wird selten gelüftet”, sagt Beatriz Villegas Sierra. Sie ist Obfrau der Initiative Gesundes Österreich (IGÖ). Klassenzimmer in Schulen sowie Räume in Kindergärten würden zu selten gelüftet werden, und wenn, dann häufig mit Stoßlüften. “Aber im Bildungssetting senkt das die CO₂-Konzentration nicht ausreichend und langfristig.” Befindet sich zu viel CO₂ in der Luft, könne man nicht riechen, wenn man es spürt, sei es schon zu spät.
Aus diesem Grund plädiert Villegas Sierra für den Einsatz von CO₂-Messgeräten sowie Kipplüftung bzw. Luftreinigungsanlagen. Für deren Einsatz gebe es aber zu wenige Daten, heißt es aus dem Bildungsministerium. Aus diesem Grund wurde eine Studie in Auftrag gegeben. Sie soll untersuchen, ob CO₂-Messgeräte “als Mittel zur Verbesserung der Belüftungspraktiken und der Raumluftqualität und zur Verringerung des Risikos der Übertragung von Krankheiten durch die Luft dienen können”, sagt Christina Hopfe. Die Bauphysikerin der Technischen Uni Graz leitet die “ImpAQS”-Studie, im Zuge derer in 1200 Klassenräumen CO₂-Monitore installiert wurden. Bis Juli 2024 werden die Daten aufgezeichnet, mit einem Endbericht ist Ende 2024 zu rechnen.
Aktuell werden CO₂-Messgeräte und Luftreiniger nur vereinzelt eingesetzt. Diese seien nur in wenigen spezifischen Bereichen oder dort sinnvoll, wo es keine technischen Möglichkeiten zur Lüftung gibt, so das Bildungsministerium. Bereits 2021 habe man begonnen, für Klassenzimmer, die nicht lüftbar sind, Luftfilter anzuschaffen. Zudem werde in allen Schulneubauten, wo es möglich ist, eine mechanische Lüftung eingebaut.
Weniger Krankheitserreger, gesünderes Raumklima
Es gibt internationale Studien, die den positiven Effekt einer guten Luftqualität belegen. Nicht aber im österreichischen Kontext, sagt Hopfe. “Ja, es gibt Belege dafür, dass diese Geräte grundsätzlich funktionieren, aber eine mangelhafte Umsetzung hat oft dazu geführt, dass die erwarteten Ergebnisse nicht erzielt wurden.” Der empfohlene Richtwert liegt bei 1000 ppm (parts per million) CO₂ in Innenräumen. “Diesen Richtwert beherzigen wir heute immer noch nicht”, sagt Hopfe. “Belüftung ist der Schlüssel, um das Infektionsrisiko durch aerosolbasierte Krankheitserreger zu verringern und ein gesünderes Innenraumklima zu schaffen.”
Villegas Sierra fordert, diesen Richtwert auch gesetzlich festzuschreiben. Man habe keinen Einfluss darauf, welche Luft man in öffentlichen Räumen atme. “Für Außenluft gibt es Richtwerte, für Innenräume gibt es solche nicht”, meint IGÖ-Obfrau Villegas Sierra.