Loacker: “Würde manche Dinge anders machen”

Neun Jahre lang lenkte Christian Loacker die Geschicke der Marktgemeinde Götzis. Heute war sein letzter Tag im Amt. Im Neue-Interview zog er Bilanz. Zum Dauerbrenner Kiesabbau zeigte er sich durchaus selbstkritisch.
Wir wollten dieses Interview eigentlich schon letzte Woche mit Ihnen führen. Leider wurden Sie krank. Geht es Ihnen mittlerweile besser?
Christian Loacker: Danke. ja, es geht mir schon wieder etwas besser. Die Medikamente helfen.
Sie sind jetzt noch wenige Stunden Bürgermeister. Wie fühlt sich das an?
Loacker: Es ist ein eigenartiges Gefühl. ich gehe ja mit einem lachenden und weinenden Auge. Einerseits werde ich in Zukunft wieder mehr Zeit haben, worüber ich mich natürlich sehr freue. Auf der anderen Seite bin auch euch etwas wehmütig, weil ich jetzt doch neun Jahre sehr intensiv mit der Gemeinde mit gelebt habe. Aber ich bin guten Mutes, es beginnt jetzt ein neuer Abschnitt in meinem Leben.
UPDATE: Als Loackers Nachfolger wurde in der Gemeindevertretersitzung am Montagabend (18.09.) Manfred Böhmwalder gewählt. Er erhielt 21 von 30 Stimmen. In den Gemeindevorstand rückte außerdem Karin Weber nach. Sie erhielt 26 von 30 Stimmen.
Was macht man eigentlich am letzten Tag im Amt?
Loacker: Nichts anderes als sonst. Man bearbeitet die Sachen, die reinkommen und schaut, dass für die Nachfolge alles gut dokumentiert ist. Manche Bürger haben die Befürchtung, dass ihre Anliegen ad acta gelegt werden, sobald ich weg bin. Das ist natürlich nicht der Fall. Die Themen werden natürlich übergeben.
Den Entschluss zum Rücktritt haben Sie vergangene Woche bekannt gegeben, wann hatten Sie ihn gefasst?
Loacker: Der genaue Zeitpunkt ist Anfang August konkret geworden. Für mich selbst habe ich schon länger entschieden, dass ich bei den Gemeindewahlen 2025 nicht mehr antreten werden.

Was sind die Gründe für ihren Rückzug als Bürgermeister?
Loacker: Es sind jedenfalls keine Gründe, die in der Politik zu suchen sind. Dass es ein zeitintensives Amt ist und man auf einiges verzichten muss, weiß man zwar im Vorhinein, aber man ist dann doch überwältigt. Ich habe mit meiner Familie schon zu Beginn meiner Amtszeit einen Zeithorizont von zehn Jahren definiert. Und der Körper hat mir dann auch das eine oder andere Signal gegeben.
Wie waren die Reaktionen innerhalb der Fraktion?
Loacker: Es kam schon ein wenig überraschend. Die Frage der Nachfolge ist jedenfalls sehr einmütig über die Bühne gegangen.
Und was haben Sie so aus der Bevölkerung gehört?
Loacker: Die hat Verständnis für die Entscheidung, soweit ich das mitbekommen habe. Erfreulicherweise haben viele gesagt, es sei schade, dass ich gehe.
Welche Bilanz ziehen Sie persönlich über ihre Amtszeit?
Loacker: Götzis hat sich gut weiterentwickelt. Wir hatten zwei außergewöhnliche Jahre mit der Pandemie. Der Neubau der Volksschule Markt ist aufgrund äußerer Einflüsse leider nicht so schnell vorwärts gegangen, wie ich mir das gewünscht habe. Das schmerzt natürlich. Umgekehrt bin ich doch ein wenig stolz auf unsere Situation im Bereich Kindergarten und Kinderbetreuung. Als ich 2014 anfing, gab es 35 Mitarbeiterinnen, mittlerweile sind es 110. Wir haben darauf geschaut, dass jene Familien, die eine Betreuung benötigen, auch eine bekommen – unabhängig von der gesetzlichen Lage. Das war mir immer wichtig.
Ein Thema, das ihre Amtszeit beherrschte, war der geplante Kiesabbau in Altach auf Götzner Grund. Die Verhandlungen über die Erlösaufteilung sind kläglich gescheitert. Mittlerweile befindet man sich in einem langwierigen Rechtsstreit mit der Nachbargemeinde. Inwieweit sehen Sie sich hier persönlich in der Verantwortung?
Loacker: Natürlich übernehme ich die Verantwortung dafür, dass es zu dieser Situation gekommen ist. Im Nachhinein würde man manche Dinge anders machen. Ich hoffe, dass Altach und Götzis noch einmal einen neuen Anlauf nehmen und gemeinsam eine Lösung finden, die für beide Gemeinden tragbar ist.

Was hätten Sie denn aus heutiger Sicht anders machen sollen?
Loacker: Wir hätten wahrscheinlich ganz zu Beginn mehr Zeit dafür investieren sollen, um offene Punkte zu klären. Und es hätte vielleicht mehr Zug in der Sache gebraucht.
Die Kummenbergregion galt ja lange Zeit als Musterregion für interkommunale Zusammenarbeit ….
Loacker: …nicht galt, sie gilt immer noch.
Naja, da hat sich mit dem Kies-streit jetzt aber schon ein Schatten darübergelegt.
Loacker: Ja, das hat die Zusammenarbeit schon etwas belastet. Aber ich darf erinnern, dass wir die erste Region waren, die das im neuen Raumplanungsgesetz vorgesehene Räumliche Entwicklungskonzept (REK) auf die Beine gestellt haben. Dieses wurde auch schon vom Land genehmigt. Auch haben wir in Altach einen neuen Pump-Track als Regionsprojekt realisiert. Als nächstes großes Projekt ist das gemeinsame Altstoffsammelzentrum auf Schiene. Es wurde also sehr wohl weitergearbeitet in der Region.
Was zeichnet Ihren Nachfolger Manfred Böhmwalder für das Amt des Bürgermeisters aus?
Loacker: Er ist ein Netzwerker und kennt die Region durch seine Tätigkeiten in der Wirtschaftsgemeinschaft (WIGE) Götzis und Wirtschaft am Kumma. Vor allem aber ist er ein empathischer Mensch mit einer sozialen Ader. Er hat beispielsweise bei der ersten Flüchtlingswelle sehr engagiert geholfen, manchmal auch gegen den Willen der ÖVP-Oberen.
Und Sie gehen zurück ins Landhaus?
Loacker: Ja. Wohin genau wird sich in den nächsten zwei Tagen herausstellen. Gestartet habe ich mich meine berufliche Laufbahn in der Abteilung 1 a (Anm. d. Red.: Inneres und Sicherheit). Offenbar werden dort Ressourcen benötigt, Aber fix ist es noch nicht.
Was werden Sie mit der neu gewonnen Zeit anstellen?
Loacker: Genießen werde ich die Zeit. Und nachdem ich seit Juni 2022 Opa bin, werde ich auch mehr Zeit für meinen Enkel haben.