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In der Kapfschlucht steht ein Brückenabriss bevor

25.09.2023 • 22:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Insgesamt 15.000 Kubikmeter Fels müssen in der Kapfschlucht abgetragen werden. Der Großteil sei bereits geschafft. <span class="copyright">hartinger</span>
Insgesamt 15.000 Kubikmeter Fels müssen in der Kapfschlucht abgetragen werden. Der Großteil sei bereits geschafft. hartinger

Beim großen Hochwasserschutzprojekt in Feldkirch geht es zügig voran. Das sind die nächsten Schritte.


Bis das derzeit größte Hochwasserschutzprojekt in Vorarlberg fertiggestellt ist, wird sprichwörtlich noch viel Wasser die Ill hinunterfließen. Dennoch ist in der Kapfschlucht in Feldkirch, wo seit März unablässig geschremmt und gesprengt wird, schon viel passiert.

Etwa 70 Prozent von insgesamt 15.000 Kubikmeter Fels sind bereits abgetragen. „Wir sind im Zeit – und Kostenplan“, zeigt sich Projektleiter Wolfgang Errath erfreut über den Baufortschritt. Bei Fertigstellung wird das Flussbett der Ill auf einer Länge von knapp 200 Metern um bis zu acht Meter breiter sein. Auch ein Hochwasserereignis, das statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vorkommt, kann dem mittelalterlichen Stadtkern dann nichts mehr anhaben. Was für verheerende Folgen große Niederschlagsmengen nach sich ziehen können, zeigte sich im Juni 1910. Damals standen zwei Drittel der Feldkircher Innenstadt bis zu vier Meter unter Wasser. Im Jahr 2017 berechneten Experten, dass ein derartiges Hochwasser heutzutage Schäden im Ausmaß von 73 Millionen Euro anrichten würde.

Die Heilig-Kreuz-Brücke wird in etwa zwei Wochen abgerissen. <span class="copyright">Hartinger</span>
Die Heilig-Kreuz-Brücke wird in etwa zwei Wochen abgerissen. Hartinger

Brücke wird abgebrochen

In etwa zwei Wochen wird sich die Abbruchfirma die Heilig-Kreuz-Brücke vornehmen. Wie berichtet, wird diese nicht – wie ursprünglich geplant – gesprengt, sondern vom Flussbett aus mittels Greifzangen abgetragen. „Deshalb müssen wir gut aufs Wetter schauen. Es darf keinen Starkregen im Einzugsgebiet der Ill geben“, sagt Errath, Geschäftsführer des Wasserverbands Ill-Walgau. Der genaue Termin stehe noch nicht fest. Danach werde die Brücke wieder aufgebaut. Sie wird sich allerdings optisch kaum vom vorherigen Bauwerk unterscheiden – eine Vorgabe des Bundesdenkmalamts.

Baumeisterarbeiten vergeben

Die Baumeisterarbeiten für die neue Brücke und das 80 Meter lange Galeriebauwerk, in den künftig die Busse durch die Kapfschlucht fahren, wurden vor drei Wochen vergeben. Den Zuschlag für das 11,25 Millionen Euro schwere Baulos erhielt als Billigst- und Bestbieterin die HTB Baugesellschaft. Das ist jene Firma, die in der Kapfschlucht auch das Felsgestein abträgt. Für die Gestaltung der Brücke und des Galeriebauwerks zeichnet wie berichtet das Feldkircher Architekturbüro Marte.Marte verantwortlich.

Projektleiter Wolfgang Errath vom Wasserverband Ill-Walgau. <span class="copyright">hartinger</span>
Projektleiter Wolfgang Errath vom Wasserverband Ill-Walgau. hartinger

Kosten

Mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts wird Mitte 2025 gerechnet. In einem zweiten Bauabschnitt die um einiges größere Montfortbrücke beim Landesgericht abgerissen und neu gebaut. Trotz der Aufweitung der Kapfschlucht und weniger Rückstau läge die Brückenunterkante nämlich bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis nur knapp oberhalb des Illwassers. Erforderlich sei aber ein ­Abstand von einem Meter, weiß Errath.
Die Kosten belaufen sich auf 24 Millionen Euro, wovon Bund und Land jeweils rund 40 Prozent übernehmen. Den Rest tragen die Mitglieder des Wasserverbands Ill-Walgau (zwölf Gemeinden, Land, Asfinag, die ÖBB und vier Kraftwerksbetreiber).