Wo einst die Fuhrwerke Halt machten

Das Gasthaus Stern in Bludenz existiert schon so lange, dass man nicht genau weiß, wann es erbaut wurde. Trotzdem ist es alles andere als aus der Zeit gefallen.
Wenn man zur Tür des Gasthaus Stern in Bludenz hereinkommt, fühlt man sich zurückgeworfen in alte Zeiten. Die kleine, aber feine Gaststube mit Holztäfelungen an der Wand erinnert an die Stube der Großeltern. Am gemütlichen Stammtisch neben dem Ofen sitzen Walter Helbok und Simon Karl beisammen, und bei dem einen oder anderen Bier rennt der Schmäh. Beide sind seit über 60 Jahren Stammgäste im Stern und kommen immer noch gerne her.

Nebenan wird in der Herrenrunde eifrig diskutiert und beim Spiel mit den Jasskarten der eine oder andere Trumpf ausgespielt. Hinter dem Tresen der Bar steht die Wirtin Sieglinde Baumann, schenkt Getränke aus und serviert die Speisen, die ihr Mann Rudolf Wachter in der Küche zubereitet hat. Man fühlt sich sofort willkommen, wenn man eintritt, auch wenn man dem Traditionsgasthaus zum ersten Mal einen Besuch abstattet. Diese so angenehme Wirtshausatmosphäre findet man nur mehr in den wenigsten Gasthäusern.
Lange Geschichte
Der Stern wirkt wie ein Stück der „guten alten Zeit“, das in Bludenz an der St. Peterstraße zwischen der Stadtmitte und Rungelin konserviert wurde. Tatsächlich gibt es das Gasthaus schon sehr lange: Seit 1932 sitzt man hier bei Speis und Trank zusammen. Das Gebäude selbst ist noch älter, nämlich so alt, dass gar kein genaues Datum bekannt ist, an dem es errichtet wurde. Schätzungen zufolge wurde es vor rund 200 Jahren errichtet. Als man den Arlbergpass noch mit Fuhrwerken überquerte und die Straßenverbindung nach Tirol an dem Gebäude vorbei ging, wurde ein Pferdeunterstand neben dem heutigen Stern errichtet. So kam eines zum anderen und der Grundstein für das Wirtshaus war gelegt.

Als die ersten Besitzer des Gasthaus Stern in den Ruhestand gingen, kauften die Eltern von Sieglinde Baumann das altehrwürdige Wirtshaus. Für die heute 59-Jährige war von Anfang an klar, dass sie das Bludenzer Traditionsgasthaus eines Tages übernehmen würde. Mittlerweile führt die Wirtin das Lokal schon seit 1988, also seit ziemlich genau 35 Jahren, als Familienbetrieb. Ihr Mann Rudolf Wachter ist als Küchenchef eine unverzichtbare Stütze, und gelegentlich springt auch die Tochter des Paares ein, wenn gerade Not am Mann ist.

Gäste in dritter Generation
„Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß“, erzählt Sieglinde Baumann. „Wir sind ein kleiner Betrieb, jeder kennt hier jeden. Wir haben Stammgäste, von denen schon der Vater und der Großvater regelmäßig bei uns eingekehrt sind. Man lebt einfach mit den Leuten mit, das finde ich schön.“ Tatsächlich hat sich der Stern über all die Jahre eine treue Stammkundschaft in und um Bludenz aufgebaut.
„Unsere Stammgäste sind bunt gemischt. Vom Straßenkehrer bis zum Doktor kommen Leute aus allen Gesellschaftsschichten bei uns vorbei“, sagt die Gastronomin. Auch Motorradfahrer, die wie die Fuhrleute von damals auf dem Weg Richtung Arlbergpass sind, kehren gern im Traditionsgasthaus ein.

Da die urige Gaststube recht klein ist – der Platz reicht für etwa 45 Personen – sollte man unbedingt vorher einen Tisch reservieren. „Besonders am Wochenende ist unser Gasthaus sehr gut besucht“, berichtet Baumann. Für besondere Anlässe mit vielen Gästen hat das Gasthaus Stern nebenan einen Saal, der auf Wunsch hergerichtet wird und der Platz für bis zu 70 Personen bietet. Bei gutem Wetter kann man in den warmen Jahreszeiten sein Essen auch draußen im Gastgarten im Schatten der Kastanienbäume genießen.

Hausmannskost
Die Speisekarte im Gasthaus Stern enthält die bekannten Leckerbissen der gutbürgerlichen Küche: Schnitzel mit Pommes, Grillteller und Beuschel sind nur einige der zahlreichen Spezialitäten der Hausmannskost, die man im Gasthaus Stern genießen kann und die auch bei den Gästen sehr gut ankommen. Für Vegetarier stehen auch einige fleischlose Speisen zur Auswahl, zum Beispiel Teigtaschen oder die klassischen Vorarlberger Käsknöpfle mit Zwiebeln. „Vegetarische Gerichte sind bei den Gästen immer gefragter, diese Entwicklung geht auch an uns nicht vorbei“, berichtet Sieglinde Baumann.

Bei der Herkunft der Lebensmittel achten die Wirtin und ihr Mann darauf, dass Produkte aus der Region verwendet werden. Beispielsweise kommen die Eier vom Bauernhof und auch das Fleisch stammt aus dem Ländle.

Saisonale Events
Auch Saisonalität bei der Auswahl der Speisen liegt dem Paar am Herzen. Deshalb wird die Speisekarte auch immer ein wenig an die Jahreszeiten angepasst. Außerdem gibt es immer wieder saisonbezogene Events: Im Sommer werden Grillabende veranstaltet, im Herbst steht die klassische Schlachtpartie auf dem Programm. Hin und wieder gibt es auch Musik im Gastgarten des Stern zu hören. Diesen Juni wurde etwa ein Dämmerschoppen mit der Stadtmusik Bludenz veranstaltet, und in den vergangenen zwei Sommern wurde ein DJ-Abend im Kastaniengarten veranstaltet.

Man sieht, auch wenn das Gasthaus Stern auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, ist das Wirtshaus nicht aus der Zeit gefallen. Sieglinde Baumann hat vor, das Lokal auf jeden Fall noch einige Jahre weiterzuführen. So wird auch in Zukunft an den Tischen in der Gaststube gejasst, getrunken, gegessen und von früher erzählt. Walter Helbok und Simon Karl werden weiterhin ihre Scherze am Stammtisch treiben, während das eine oder andere Bier die Kehlen hinunterfließt. Die Leute kommen zwar nicht mehr mit dem Fuhrwerk, und auf dem Weg nach Tirol kann man den Arlberg via Tunnel durchqueren, doch das Gasthaus Stern mit seinem angenehmen Ambiente wie aus früheren Zeiten bleibt bestehen.
Kontaktdaten
Adresse: St. Peterstraße 31, 6700 Bludenz
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 22 Uhr
Montag und Dienstag Ruhetag
Telefonnummer: 05552/62390