Wandertipp: Vom Tal auf den Thüringerberg

Die Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern von Thüringen nach Thüringerberg und zurück. Dabei sorgen neben der Natur auch besondere Bauwerke für Abwechslung.
Die Sonnenseite des Walgaus erfreut auch in der kalten Jahreszeit mit ihrem vergleichsweise milden Klima. So sind auch die Hänge von Thüringen bis Thüringerberg für Herbst- und Winterwanderungen zu empfehlen. In Thüringen vom Busplatz kommend geht man am denkmalgeschützten Holzhaus, dem 1617 errichteten „Vonplon“-Holzhaus, vorbei in den „Sägawinkel“. Das Haus ist eines der ältesten erhaltenen Objekte im Walgau. Doch auch beim Aufstieg in Sägawinkel und Schmiedgasse erwarten einen weitere schmucke, alte Häuser. Auf Informationstafeln wird an jene Zeit erinnert, als hier noch Säge, Schmiede und Mühle vom Wasser des Schwarzbachs angetrieben wurden. Bevor der Wasserfall erreicht wird, sind auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch alte Werkhallen zu sehen, welche einstmals zur Textilfabrik Kastner gehörten. Am Weg neben dem imposanten Wasserfall, einem Naturdenkmal, erfährt man wie das Wasser früher und heute zur Stromerzeugung dient. Die alte Druckrohrleitung wird weiter oben gequert, ehe man bei den „Montjola-Weihern“ ankommt. Diese wurden 1837 aufgestaut und in diesem Frühjahr im Zuge des Hochwasserschutzprojekts revitalisiert, da sie zu verlanden drohten. Über das Wehr gelangt man zu einem weiteren malerisch gelegenen Weiher, neben dem verschiedene Bäume und Sträucher wie etwa Ulmen oder das Pfaffenhütchen zu finden sind.

Immer neue Blicke
Anschließend kommt man über die Wiese am Haus Nummer 11 vorbei direkt zum Forstweg, der einen durch die Ebene „Quaderns“ hinauf nach „Bargrand“ bringt. Von den hügeligen Geländestufen bieten sich dabei immer neue Blicke über den Walgau. Die durchwanderte Landschaft mit den Heubargen, Waldinseln und kleinen Hangmooren ist sehr sehenswert. Dem „Gadenrundweg“ links folgend, wird bald darauf die L 54 Jagdbergstraße gequert. Die Abzweigung Tobel ist schnell erreicht. Ab hier durchschreitet man leicht ansteigend zuerst die Wiese, dann das romantische Waldstück und schließlich die Straße durch das vom talseitigen Hügelzug geformte „Tälchen“. Vom höchsten Punkt der Tour schaut man nun ins Große Walsertal und auf die markante Kellaspitze. Der Kirchturm der Sankt-Andreas-Pfarrkirche in Thüringerberg rückt kurz danach in den Fokus. Die Kirche wurde 1782–83 errichtet, zweimal erweitert und zuletzt 1990 renoviert. Vor der Kirche steht eine große Sommerlinde, daneben das Gasthaus Sonne.

Sehenswürdigkeit
Bei der Brücke ist eine weitere historische Sehenswürdigkeit am Wegweiser markiert, die Ruine Blumenegg. Wenige Schritte nach der Brücke zweigt links der Weg hinunter nach Bargrand und zur Ruine ab. Wie im Aufstieg, erfreuen auch hier die verschiedenen Laubbäume. Neben den bekannten Buchen sind es die Ulmen mit ihren recht unterschiedlich geformten Blättern, die einem auf dieser Rundtour immer wieder ins Auge fallen. Auf den letzten Metern vor der Faschinastraße schaut man links hinunter in den Schloßtobel, bevor dieser gequert wird. Gleich nach der Brücke bringt einen eine Forststraße hinunter zur Ruine, über deren Mauerreste man zu Zimba und Mondspitze blicken kann. Der beim Aufgang zur Ruine beginnende Waldwurzelweg hinunter zur Lutz ist zu guter Letzt eine willkommene Abwechslung, denn zurück ins Zentrum Thüringens geht’s danach wieder auf der Straße.
kurzbeschreibung
Besonderes: Eine einfach und abwechslungsreiche Wanderung für die ganze Familie, die zu jeder Jahreszeit ihren Reiz hat.
Anforderung und Gehzeit: Die Strecke geht über circa zweieinhalb Stunden Gehzeit und circa 335 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs.
Charakter der Wege: Straße, Forst-, Wald- und Wiesenwege.
Kultur und Natur: Montjola-Wasserfall, Montjola-Weiher, Ruine Blumenegg.
Anziehen und mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Stöcke für steilen Auf- und Abstieg nach Bedarf.
Einkehrmöglichkeiten: Verschiedene Gasthäuser und Cafés in Thüringen, Gasthof Sonne in Thüringerberg.
Start und Ende: Thüringen, Bushaltestelle „Busplatz“, Linien 530, 560, 565 oder 575.
Markierungen: Gelb-weiß, weiß-rot-weiß.

Pflanzenkunde
Die Bergulme (ulmus glabra) kann bis zu 40 Meter hoch und 400 Jahre alt werden. Sie bevorzugt luftfeuchte Standorte und blüht bereits im März – April. Die Samen werden vom Wind verbreitet. Typisch sind die asymmetrischen Blätter, diese können bis circa 16 Zentimeter lang werden und bilden neben der mittigen Spitze oft zwei Nebenspitzen aus. Seit circa 100 Jahren werden die Bestände durch den Schlauchpilz, der die Leitungsbahnen des Holzes befällt, stark dezimiert.
Rund um die tour
Der „Montjola-Wasserfall“ ist seit 1955 ein Naturdenkmal. Das Wasser des im „Märchental“ bei Schnifis entspringenden Schwarzbachs speist zuerst die Montjola-Weiher und fließt teils durch eine Druckleitung sowie den Wasserfall hinunter nach Thüringen. Auch aus dem circa ein Kilometer entfernten Schlosstobel wird Wasser zu den Weihern zugeleitet. Über 30 Meter stürzt das Wasser über die Bänke aus Kalksandstein nach unten, bevor es ab der Straße in einem Kanal zum Kraftwerk, danach durch Thüringen und teils entlang der Straße bis Bludesch fließt.
Die Ruine Blumenegg wurde 1258 als Mittelpunkt für den aus der Montfortschen Herrschaft ausgegliederten Bereich durch die Grafen von Werdenberg gegründet. Bereits 1288 wurde die Burg durch den Bischof von Chur verwüstet. Den Freiherren von Brandis wurde die Burg 1391 als Pfand übertragen. Doch bereits in den Jahren 1404 bzw. 1405 wurde die Burg im Appenzeller Krieg zerstört. 1416 mit dem Beginn der eigenständigen Herrschaft Blumenegg ging sie ins Eigentum der Freiherren von Brandis über. Die wieder aufgebaute Burg wurde 1510 an den Grafen von Sulz, 1613 an das Reichsstift Weingarten verkauft. Die Burganlage bestand aus einem bergseitigen Turm und dem talseitigen viergeschossigem Haus, einer Kapelle und einer Ringmauer. Nach dem Brand 1650 wurde der Bergfried (Turm) abgetragen, nur dessen Unterbau wurde als Teil der Mauer belassen. 1774 brannte die Burg erneut nieder, wurde aber nicht mehr aufgebaut und verfiel. 2007 wurde der Verein „Burgfreunde Blumenegg“ gegründet, um die verbliebenen Mauerreste und damit die denkmalgeschützte Burgruine zu erhalten.
Quellen: thueringen.at; dk-rb.at/burgruine-blumenegg/; Dehio Vorarlberg, Verlag Anton Schroll & Co, 1983; Aus unserem Wald, Hans Meierhofer und Pia Roshardt, Silva Verlag 1959; Welcher Baum ist das? Kosmos Verlag; Karte: BEV 1224 West Hohenems