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Drohungen führen zu Rücktrittswelle in Sulzberg

20.11.2023 • 17:32 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Drohungen führen zu Rücktrittswelle in Sulzberg
Als Bürgermeister zurückgetreten: Lukas Schrattenthaler. Mosmann

Dorfsegen hängt seit Jahren schief – nun traten der Bürgermeister, der Vizebürgermeister und zwei Mandatare zurück. Die Hintergründe werden nur hinter vorgehaltener Hand genannt.

In der Bregenzerwald-Gemeinde Sulzberg bleibt kein Stein auf dem anderen. Sowowhl der Bürgermeister als auch der Vizebürgermeister sowie zwei Gemeindevertreter (alle Liste Sulzberg) traten ges­tern mit sofortiger Wirkung zurück.

„Die persönliche Belastung hat ein untragbares Maß erreicht. Ich muss jetzt auf meine Gesundheit und meine Familie schauen. Aufgrund der persönlichen Angriffe und Drohungen gegenüber Mitarbeiterinnen und Gemeindemandataren fühle ich mich außerdem verpflichtet, mich schützend vor diese zu stellen“, hielt der nunmehr ehemalige Bürgermeister Lukas Schrattenthaler in seinem Amtsverzichtsschreiben fest. Zu den genauen Gründen seines Rücktritts wollte er auf Anfrage nichts sagen.

„Die persönliche Belastung hat ein untragbares Maß erreicht. Ich muss jetzt auf meine Gesundheit und meine Familie schauen.“

Lukas Schrattenthaler, Bürgermeister

Schrattenthaler wurde 2020 ins Bürgermeisteramt gewählt. Von 2018 bis 2019 war er Landesgeschäftsführer der Vorarlberger Grünen, zuvor Kommunikationschef bei den Neos auf Bundesebene.

Auch der ehemalige Vize-Gemeindechef, Peter Blank, klagt über „Auswirkungen auf Gesundheit und Familie“. Gemeindevertreter Peter Haimerl begründet seinen Rücktritt mit „einer mir in Ausübung meines Mandats zugefügten persönlichen gefährlichen Drohung“, die er mittlerweile auch zur Anzeige gebracht habe.

Corona-Affäre

Dem Vernehmen nach sollen die Rücktritte mit der Corona-Affäre vor drei Jahren zu tun haben. Damals entließ der Bürgermeister den Leiter des örtlichen Altenwohnheim, weil dieser trotz eines positiven Tests und Absonderungsbescheids seinen Arbeitsplatz aufgesucht hatte. Die Entlassung des Leiters und einer weiteren Mitarbeiterin des Heims – beide wurden später wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten verurteilt – dürfte die Gemeinde nachhaltig gespalten haben. Der Zwist konnte offenbar bis heute nicht beigelegt werden. Im Gegenteil: Es soll zuletzt zu regelrechten „dörflichen Brutalitäten“ gekommen sein, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt.

Schrattenthaler möchte mit seinem Rücktritt nun dazu beitragen, „dass sich die Spannungen in der Gemeinde legen und Raum für eine Stärkung des dörflichen Zusammenhalts geschaffen wird“.

Wer jetzt die Amtsgeschäfte führt

Da vor zehn Tagen bereits zwei Mitglieder des Gemeindevorstands abdankten, werden die Amtsgeschäfte vom einzig verbliebenen im Gremium, Tobias Wirthensohn, geführt. Spätes­tens in vier Wochen – so besagt es das Gemeindegesetz – muss die Gemeindevertretung aus ihrer Mitte einen neuen Bürgermeister und Vizebürgermeister wählen.

Die stark dezimierte Gemeindevertretung trat gestern Abend zu einer nicht öffentlichen Sitzung zusammen.