Schloss Hofen: „Gesunder Sparkurs – ohne Personalabbau“
Stürmische Zeiten für Landes-Institutionen: Schloss-Hofen-Direktor Peter Vogler über Digitalisierung, Kürzungen, medizinische Ausbildung und Arbeitsplatzängste.
NEUE am Sonntag: Ihr Wechsel in die Geschäftsführung von Schloss Hofen erfolgte 2023. Wie kam es dazu?

Peter Vogler: Das war ein geplanter Übergang. Mein Vorgänger ging ein Jahr vor seiner Pensionierung in den Ruhestand. Die Nachbesetzung wurde frühzeitig ausgeschrieben und durch ein transparentes Verfahren begleitet, mit externer Personalberatung, einer Personalkommission und Beschlussfassung durch die Landesregierung. Schloss Hofen ist eine landeseigene GmbH und steht damit in öffentlicher Verantwortung. Organisatorisch eigenständig, aber inhaltlich eng mit den Zielen des Landes verbunden.
NEUE am Sonntag: Inwiefern prägt dieser Landesauftrag Ihre Arbeit konkret?
Vogler: Schloss Hofen ist das Landesbildungszentrum für Wissenschaft und Weiterbildung. Wir erfüllen damit einen klaren öffentlichen Auftrag: Bildung und Qualifizierung für Vorarlberg sicherzustellen. Das betrifft nicht nur akademische Weiterbildung, sondern auch Gesundheits-, Sozial- und Führungskompetenz. Als eine Art Schnittstelle zwischen der Fachhochschule, den Universitäten, der Verwaltung und der Wirtschaft. Das Land Vorarlberg setzt den strategischen Rahmen. Wir übersetzen ihn in Programme, Kooperationen und konkrete Bildungsangebote, sei es in der Pflege, in der Pädagogik oder in der Verwaltung.

NEUE am Sonntag: Sie sprechen vom Gesundheitswesen. Welche Bedeutung hat Schloss Hofen hier?
Vogler: Wir sind heute das Kompetenzzentrum für Pflege-, Gesundheits- und Psychotherapieausbildung in Vorarlberg. Das betrifft zum Beispiel Spezialisierungen in Intensivpflege, Anästhesiepflege oder Kinder- und Jugendpflege, aber auch neue Bereiche wie Psychiatrie oder Palliativversorgung. Viele dieser Lehrgänge sind gesetzlich vorgeschrieben. Wer im Krankenhaus oder in der Langzeitpflege tätig ist, muss sie absolvieren. Das Land schreibt die Qualifikation vor, wir stellen das Bildungsangebot bereit. Finanziert wird das über den Landesgesundheitsfonds. Ohne diese Kooperation gäbe es in Vorarlberg schlicht zu wenige Weiterbildungsplätze und langfristig eine Versorgungslücke im Pflegebereich.
NEUE am Sonntag: Und wie sieht das im psychologischen Bereich aus?
Vogler: Gemeinsam mit der Fachhochschule Vorarlberg und in Abstimmung mit der Universität Innsbruck entwickeln wir derzeit den Masterstudiengang Psychotherapie. Damit können wir künftig eine komplette psychologische Ausbildung im Land anbieten – von der Psychologie über die Psychotherapie bis zur Approbation. Das ist ein Meilenstein, denn bislang mussten angehende Therapeutinnen und Therapeuten dafür nach Wien oder Innsbruck gehen. Das ist für Vorarlberg als Gesundheitsstandort enorm wichtig.

NEUE am Sonntag: Sie sind auch im medizinischen Bereich aktiv. Was passiert dort?
Vogler: Seit 2005 bieten wir Vorbereitungskurse für das Medizinstudium an. Wir unterstützen Maturantinnen und Maturanten bei der Vorbereitung auf den Aufnahmetest – mit Lehrgängen, Kompaktseminaren und gezielten Übungsphasen. Ziel ist, dass möglichst viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger einen Studienplatz bekommen und später ins Land zurückkehren. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit den Ärztekammern Vorarlberg und Tirol zusammen. Wir bieten spezialisierte Fortbildungen an. Das ist ein wichtiger Beitrag zur regionalen Gesundheitsversorgung.
NEUE am Sonntag: Wie stark ist Schloss Hofen wirtschaftlich vom Land abhängig?
Vogler: Wir haben einen Eigenwirtschaftsgrad von rund 75 Prozent. Das bedeutet: Drei Viertel unseres Budgets erwirtschaften wir selbst, über Lehrgänge, Seminare, Hotelbetrieb und Projekte. Das verbleibende Viertel kommt als Basisförderung vom Land. Diese Förderung wurde 2025 im Zuge des Konsolidierungskurses um etwa zehn Prozent reduziert. Das spüren wir, aber wir haben vorgesorgt: durch Effizienzsteigerungen, neue Programme und eine stabile Auslastung im Seminarhotel. Trotz Sparvorgaben konnten wir die Qualität halten und sogar neue Angebote schaffen. Wir sind also nicht nur Bildungsträger, sondern auch Wirtschaftsbetrieb.
NEUE am Sonntag: Wie reagieren Sie auf diese Kürzungen, ohne die Substanz zu gefährden?
Vogler: Zuerst durch strukturelle Umschichtungen. Wir prüfen laufend, wo sich Aufgaben bündeln lassen und wo Ressourcen doppelt gebunden sind. Personalkosten und Raumkosten sind die größten Posten. Ich habe mich daher entschieden, zuerst in Verwaltung und Organisation nach Effizienz zu suchen, bevor wir bei der Programmarbeit sparen. Es geht darum, die Leistung zu sichern, nicht zu kürzen. Wir wollen unsere Bildungsprogramme stabil halten, weil sie direkt zur Fachkräftesicherung beitragen.
NEUE am Sonntag: Gab es in diesem Zusammenhang personelle Veränderungen oder Kündigungen?
Vogler: Einige, aber nicht überdurchschnittlich viele. Wir haben in den letzten Jahren sogar leicht aufgebaut: von 57 Mitarbeitenden Ende 2022 auf 63 Ende 2024. Die Fluktuationsquote lag 2023 bei etwa 15 Prozent, 2024 bei 12,5 Prozent – das ist für unsere Branche ein normaler Wert. Natürlich gab es auch einzelne Abgänge, meist aus persönlichen Gründen. Manche Mitarbeitende wollten wieder stärker mit Menschen arbeiten, andere suchten nach neuen Herausforderungen. Ich habe immer versucht, Alternativen im Haus anzubieten. Aber Veränderung gehört dazu, gerade in einer Organisation, die sich selbst verändert.
NEUE am Sonntag: Digitalisierung spielt dabei eine große Rolle. Wie stark verändert sie Schloss Hofen?
Vogler: Früher war Schloss Hofen bekannt für persönliche Betreuung und analoge Abläufe. Heute müssen wir Studienmeldungen, Akkreditierungen und Lehrgangsverwaltung aktuell digital abbilden. Das erfordert neue Kompetenzen und Arbeitsweisen. Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die das mit Begeisterung umsetzen. Andere brauchen mehr Unterstützung. Darum investieren wir viel in interne Schulungen, Coachings und Wissensaufbau. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zur Qualitätssicherung. Sie hilft uns, Vorgaben zu erfüllen, Fehler zu vermeiden und Ressourcen besser einzusetzen.

NEUE am Sonntag: Das bedeutet aber auch mehr Druck für die Mitarbeitenden.
Vogler: Digitalisierung ist kein leichter Prozess, sie verändert Routinen und Rollenbilder. Manche fühlen sich anfangs überfordert. Aber langfristig entlastet sie. Wir vereinfachen Abläufe, automatisieren Standardprozesse und schaffen damit Zeit für das Wesentliche: die inhaltliche Arbeit. Ich nehme die Sorgen der Mitarbeitenden ernst. Wir führen Gespräche, bieten flexible Modelle an und versuchen, Verantwortung schrittweise zu übertragen. So wächst das Vertrauen in neue Systeme.
NEUE am Sonntag: Sie sprechen von Vertrauen. Wie gestalten Sie Ihren Führungsstil?
Vogler: Transparenz ist mir sehr wichtig. Ich halte nichts von internen Überraschungen. Wir informieren das Team regelmäßig, auch über Zahlen, Projekte und Veränderungen, wie etwa Budgetkürzungen. Mitte 2024 haben wir etwa offen über die geplanten Einsparungen informiert. Auch, um einen Stellenabbau mit allen Mitteln zu verhindern. Nur so kann man Verantwortung übernehmen. Und alle sind gefordert.

NEUE am Sonntag: Stichwort Verantwortung: Wie positioniert sich Schloss Hofen in der Hochschullandschaft?
Vogler: Wir verstehen uns als Bildungsmanagementorganisation. Als Brücke zwischen wissenschaftlicher Expertise und praktischer Weiterbildung. Wir arbeiten eng mit der Fachhochschule Vorarlberg zusammen, ebenso mit der Universität Innsbruck und Partnern in der Ostschweiz. Wir dürfen selbst keine akademischen Grade vergeben, aber wir organisieren die Lehrgänge, holen Lehrkräfte und sichern die Qualität. Das ist ein Modell, das sich bewährt hat. So kann Vorarlberg akademische Weiterbildung anbieten, ohne eine Universität zu betreiben – effizient, praxisnah und regional verankert.
NEUE am Sonntag: Was ist Ihre persönliche Botschaft an die Mitarbeitenden in dieser Phase des Umbruchs?
Vogler: Wir haben eine klare Richtung. Mein Ziel ist, mit dem bestehenden Personal durch diese Phase zu kommen – ohne Abbau. Wir haben großartige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Überzeugung und Herz arbeiten. Diese Menschen tragen Schloss Hofen, und sie verdienen Sicherheit und Perspektive. Ich bin überzeugt: Wenn wir offen kommunizieren, zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen, dann kommen wir stärker aus dieser Zeit heraus, als wir hineingegangen sind.

Zur Person
MMag. Dr. Peter Vogler, 1968 geboren und in Dornbirn wohnhaft, arbeitet als selbständiger Unternehmens- und Kommunikationsberater. Er begleitet Strategie- und Entwicklungsprozesse für Land und Gemeinden, unter anderem zur Tourismusstrategie 2030. Daneben lehrt er seit zwei Jahrzehnten an Hochschulen und Bildungseinrichtungen in Österreich, Deutschland und Liechtenstein.
(NEUE am Sonntag)